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Bushido packt vor Gericht aus und zieht alle Register: "Ich ficke deine Frau":

ARCHIV - 17.08.2020, Berlin: Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, sitzt zu Beginn eines Prozesses gegen den Chef einer bekannten arabischst
Bushido sagt weiter gegen seinen ehemaligen Freund und Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker aus.Bild: dpa / Paul Zinken
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"Ich ficke deine Frau": Bushido packt vor Gericht aus

15.12.2020, 14:2921.06.2021, 16:16
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Nach einer längeren Pause ging es am Montagvormittag im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder weiter. Als Zeuge und Nebenkläger tritt der Gangster-Rap-Star Bushido auf, der viele Jahre lang gemeinsam Geschäfte mit Abou-Chaker machte.

Nachdem diese lange einträglich verlaufen waren, kam es Ende 2017 zu Verwerfungen der beiden Geschäftspartner. Bushido hegte laut eigenen Angaben den Wunsch, die Geschäftsbeziehung zu beenden. Arafat sei dagegen gewesen.

Im Rahmen des bisherigen Prozessverlaufs hat Bushido bereits umfangreich ausgesagt und seine geschäftliche wie freundschaftliche Beziehung zu Arafat Abou-Chaker seit 2003 detailreich geschildert. Dabei fanden die Verteidiger der Angeklagten immer wieder Widersprüche in seinen Aussagen. Es bleibt abzuwarten, wie das Gericht diese beurteilen wird.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen zu Arafat Abou-Chaker aufgelöst hatte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido unberechtigt eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung vor. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Am Montag kam Bushido nun, nach langen, oft zähen, hin und wieder widersprüchlichen Ausführungen, tatsächlich zum Kern des Verfahrens: Jenem angeblichen Vorfall im Januar 2018, bei dem er von Arafat, Nasser und Yassir Abou-Chaker eingesperrt, bedroht, beschimpft und verletzt worden sein soll.

Ein altes Interview bringt Bushido in Erklärungsnot

Doch bevor es soweit war, wurde es erstmal dunkel im Saal. Die Verteidiger der vier Angeklagten wollten dem Gericht nämlich ein Video vorspielen. Es ging um ein Interview beim Berliner Radiosender KissFM. Allerdings gab es erst einmal technische Probleme zu lösen. Ein wenig erinnerte die Situation an die letzte Erdkundestunde vor den Ferien, in der die Lehrerin einen Film zeigen will, aber das Kabel falsch eingesteckt hat. Nur, dass in diesem Fall der Ton nicht funktioniert.

Nach einer kurzen Unterbrechung kam das Video dann doch noch zur Aufführung. Zu hören war, wie Bushido lobende Worte über Arafat spricht, Vorwürfe zurückweist, er werde von ihm und seiner Familie nur ausgenutzt und von "Liebe statt Angst" sprach.

Das sei gelogen gewesen, erwiderte Bushido auf eine dementsprechende Nachfrage eines Verteidigers knapp. Er hat solche Fragen schon öfter beantworten müssen, schließlich hat er sich im Lauf seiner Karriere immer wieder sehr positiv über seinen damaligen Geschäftspartner geäußert, ja, von dessen Vertrauenswürdigkeit geradezu geschwärmt.

Bild-Motiv: der Angeklagte Arafat Abou-Chaker Berlin den 16.11.2020 09.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefaehrliche Koerperverletzung ...
Der Angeklagte Arafat Abou-Chaker und einer seiner Anwälte.Bild: imago images / Olaf Wagner

Polizei-Einsatz bei Bushido: Verteidigung spricht von Falschaussage

Natürlich fällt ihm das jetzt auf die Füße. Doch die Verteidigung hatte noch einen weiteren Beweisantrag in petto, mit dem sie die Glaubwürdigkeit des Rappers infrage stellen wollte. Es ging dabei um einen Polizeieinsatz, bei dem die Beamten von Bushidos Frau gerufen worden waren. Der Grund: Er hatte sie geschlagen. Sowohl bei einer Vernehmung durch die Polizei als auch vor Gericht hatte Bushido dazu ausgesagt und erklärt, er habe Arafat zu Hilfe gerufen. Dieser habe dann einen Beamten die Treppe hinuntergestoßen.

Die Verteidiger forderten, die bei diesem Vorfall eingesetzten Beamten als Zeugen zu laden. Sie würden dann nämlich aussagen, dass es zu diesem Vorfall gar nicht gekommen sei und es auch keine dementsprechenden Ermittlungen gegeben habe. Das Ziel der Verteidigung ist klar: Es ging ein weiteres Mal darum, Bushido als Zeugen darzustellen, der es mit der Wahrheit nicht sehr genau nimmt, und nicht davor zurückschreckt, sich Lügen auszudenken, um den Angeklagten zu belasten.

Bushido sagt aus und zieht alle Register

Damit war das Vorspiel vorbei, und Bushido wurde in den Zeugenstand gerufen. "Ich bin schon ganz gespannt", erklärte der Vorsitzende Richter grinsend, offenbar in Vorfreude auf die Show, die der Nebenkläger nun bieten würde. Und Bushido lieferte tatsächlich, zog alle Register von Drama bis Tränendrüse – und kam nun endlich auf den angeblichen Vorfall zu sprechen, wegen dem die vier Abou-Chaker-Brüder angeklagt sind.

Er habe an diesem Tag, dem 18. Januar 2018, nachmittags ein Interview mit der "Zeit" gehabt, erklärte Bushido. Danach, um 17 Uhr, sei er mit Arafat im gemeinsamen Büro in der Puderstraße in Neukölln verabredet gewesen. Wie immer schilderte er den gesamten Ablauf detailreich und ungekürzt: Der Stau auf der Hinfahrt kam genauso zur Sprache wie die ungefähr zehn Minuten Verspätung, mit der er schließlich eingetroffen sei.

"Du kommst hier nicht lebendig raus!"

Im Büro habe er Arafat, Yassir, Nasser und Mohammed Abou-Chaker angetroffen. Mohammed hätte jedoch umgehend den Raum verlassen. Dann sei Arafat aufgestanden, habe die Tür abgeschlossen und habe sich wieder hingesetzt. "In diesem Moment ergriff Yassir das Wort", so Bushido weiter. "Du kommst hier nicht lebendig raus, bevor du uns nicht die Wahrheit sagst", soll der jüngere Bruder von Arafat ihn angefahren haben.

Bushido mit einem seiner Anwälte.
Bushido mit einem seiner Anwälte.Bild: dpa Pool / ---

Ihm sei schnell klargeworden, dass es an diesem frühen Winterabend nicht, wie er eigentlich gehofft habe, um Geschäftliches gehen würde. Stattdessen sei Arafat sofort explodiert und habe ihn angeschrien: "Halt dein Maul! Du Lügner! Verbreite keine Gerüchte!" Das alles habe er ihm an den Kopf geworfen, ihn als Hund, Lügner, Bastard und Hurensohn beschimpft. "Der war direkt von null auf hundert."

So langsam sei ihm klargeworden, worum es den drei Brüdern gegangen sei: Um seine Freundschaft zu einem gewissen Veysel K.. Bushido zufolge hätten die Abou-Chakers den Eindruck gehabt, er versuche sich mithilfe des Schutzes von Veysel, der einschlägig vorbestraft ist und laut dem Rapper "keine Gefangenen macht", aus der Beziehung zu Arafat zu lösen. "Die dachten, ich wollte mich von Veysel beschützen lassen, um Arafat loszuwerden." Dasselbe hätten die Brüder auch über Ashraf Rammo gedacht. "Aber dessen Namen auszusprechen haben sie sich nicht getraut."

Bushido: "Mir sind die Tränen heruntergelaufen. Das war das Schlimmste, was er je zu mir gesagt hat"

Jedenfalls sei die Stimmung sehr aufgewühlt gewesen. Nasser, den Bushido als eher besonnen Typ schilderte, habe dann versucht, Arafat zu beruhigen. "Ich bin ganz ruhig", habe der erwidert, nur um Bushido dann ins Gesicht zu schauen und zu sagen:

"Ich ficke deinen Vater, deine Mutter, deine Frau, deine Kinder – und wenn ich mit denen fertig bin, ficke ich dich, du Hurensohn!"

Ihm seien die Tränen heruntergelaufen, erklärte Bushido. "Das war das Schlimmste, was er je zu mir gesagt hat, das hat mich so beleidigt." Ganz abgesehen davon, dass sowohl sein Vater als auch seine Mutter zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen seien.

Die berühmte, halbvolle Wasserflasche

Und nach dieser verbalen Demütigung sei es dann auch zu körperlicher Gewalt gekommen. "Auf dem Tisch stand eine Wasserflasche", erzählte Bushido, und jeder im Saal wusste, was jetzt kommt. Er habe Arafat trotz seiner Angst immer wieder widersprochen, so Bushido weiter, was diesen noch wütender gemacht habe.

"Als er dann getrunken hat, hat er die Flasche zugedreht und mir damit ins Gesicht geschlagen."

Es folgte eine mindestens fünfminütige Erörterung der Frage, wo er ihn damit ins Gesicht getroffen habe. Bushido meinte, Arafat habe links von ihm gesessen und ihn dementsprechend links ins Gesicht getroffen. Der Richter und die Verteidigung hatten Zweifel, Bushido musste die Szene gemeinsam mit seinem Anwalt nachstellen. Kurze Erheiterung im Saal – nach der Erdkundestunde nun also Schultheater.

Dann wurde es wieder ernst. "Hatten Sie eine Wunde?", wollte der Richter wissen. "Nein", antwortete Bushido. "Ich hatte kein dickes Auge, aber die Stelle war gerötet." Ob es wehgetan habe? "Daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern."

Bild-Motiv: die Angeklagten von links: Yasser Abou-Chaker, Rommel Abou-Chaker, Arafat Abou-Chaker Berlin den 11.11.2020 09.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung ...
Nasser, Rommel und Arafat Abou-Chaker auf dem Weg in den Gerichtssaal.Bild: imago images / Olaf Wagner

Veysel wird auch herbeizitiert

Schließlich habe Arafat eine Machtdemonstration folgen lassen wollen. Er habe besagten Veysel angerufen, der sei aber nicht rangegangen. Also habe er ihn, Bushido, aufgefordert, ihn anzurufen. Nun sei der Angerufene gleich ans Telefon gegangen. "Er nahm mir das Telefon aus der Hand und meinte: 'Warum gehst du nicht ran, wenn ich dich anrufe?'." Anschließend habe er ihn ebenfalls ins Büro bestellt.

Als Veysel gekommen sei, sei er erleichtert gewesen, berichtete Bushido. Offenbar betrachtete er ihn als Verbündeten oder zumindest Gleichgesinnten. Arafat habe zu Veysel gesagt:

"Siehst du diesen Hund da? Das ist mein Hund. Du wirst keinen Kontakt mehr zu ihm haben."

Veysel habe nur gelacht. "Das ist mein Freund", habe er gesagt, "Rede nicht so mit mir."

Dann habe ein Wort das andere gegeben, es sei zu mehreren Drohungen und Beleidigungen gekommen. Schließlich habe Veysel Arafat aufgefordert, Mann gegen Mann mit ihm zu kämpfen. Doch darauf sei dieser nicht eingegangen. Schließlich habe Veysel sich verabschiedet und zu Bushido gemeint: "Komm, wir gehen." Er sei jedoch geblieben.

Es bleiben offene Fragen

Da hakte der Richter ein. "Wieso sind Sie denn nicht mitgegangen?", fragte er ungläubig. Die Antwort fiel etwas umständlich aus. "Weil die ja sowieso schon dachten, dass ich ihn benutzen wolle, um aus dem Verhältnis mit Arafat herauszukommen", erwiderte Bushido. Er habe Veysel nicht weiter mit hineinziehen wollen.

Nachdem dieser abgezogen sei, habe Arafat dann noch einen Stuhl nach ihm geworfen. "Ich konnte mich wegducken, sodass er mich an der Schulter getroffen hat." Anschließend habe Arafat ihm nochmal eindringlich versichert, dass er die Geschäftsbeziehung zu ihm nur nach seinen Regeln lösen werde. Dann sei er heimgefahren, erklärte Bushido.

Schon auf dem Heimweg habe seine Frau ihm geschrieben, und auch Veysel habe wissen wollen, ob er zu Hause sei. Veysel und Ashraf Rammo hätten ihn anschließend auch besucht und sich erkundigt, wie es ihm gehe. Seine Frau jedoch habe darauf bestanden, dass er zur Polizei gehe. "Die hat mich richtig genervt." Es sei zum Streit gekommen. Wenig später habe sich dann das LKA bei ihm gemeldet – offenbar aufgrund einer Aussage seiner Frau, von der er aber zu diesem Zeitpunkt noch nichts gewusst habe.

Und damit endete ein langer Verhandlungstag, der endlich zum Kern der Sache vordringen konnte, und doch auch wieder jede Menge neue Fragen aufwarf. Um diese wird es dann am Mittwoch gehen, wenn der Prozess fortgesetzt wird.

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