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Rolling Stones live in München: Einlass-Chaos trotz 800-Euro-Ticket

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Mich Jagger ist ein Naturereignis auf der Bühne.Bild: dpa / Sven Hoppe
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The Rolling Stones live – nur Mick Jagger kann den Chaos-Tag in München retten

09.06.2022, 08:05
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796,50 Euro. Dieser Preis steht auf meiner Eintrittskarte für die Rolling Stones, die am Pfingstsonntag in München aufgeschlagen haben. Es ist eines von mehreren VIP-Paketen, die den Fans zur Wahl standen – und es ist das teuerste. Nicht nur garantiert es mir einen Stehplatz im "Diamond Pit" direkt vor der Bühne, ich werde auch noch früher ins Stadion gelassen. Leichter wird es nicht mehr, bei einer der legendärsten Bands einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern, und tatsächlich sollte mir das später auch gelingen. Bis dahin allerdings war es ein weiter Weg.

Vorab sei gesagt: Die Preise für die vergangene Woche in Madrid angelaufene "Sixty"-Tour sind durchweg Jenseits von Gut und Böse. Die Plätze, die man beispielsweise für 200 Euro bekommt, sind schon so schlecht bzw. weit hinten, dass es einer Frechheit gleicht. Beinahe ist man besser beraten, in diesem Fall lieber zu Hause eine Platte aufzulegen.

Ein Mann mittleren Alters, der in der Warteschlage hinter mir steht und ein Ticket der gleichen Kategorie wie ich in den Händen hält, stimmt mir zu. Er meint, er habe seiner Frau einfach nur gesagt, dass er zu den Stones gehe und den Preis unter den Tisch fallen lassen. Im Grunde könne man das niemandem vermitteln. Nun hoffe er, dass es einfach nicht auffällt (viel Glück dafür...). Andererseits könnte dies ja nun wirklich die letzte Tour der Rock-Legenden sein.

Endlich: Mick Jagger und die Stones stehen auf der Bühne. Die Münchener Fans mussten zuvor einiges durchmachen.
Endlich: Mick Jagger und die Stones stehen auf der Bühne. Die Münchener Fans mussten zuvor einiges durchmachen.bild: jennifer ullrich

Doch wäre diese Opferbereitschaft der Fans noch nicht genug, gibt es am Sonntag auch noch eine böse Überraschung: Aufgrund eines Unwetters verzögert sich der Einlass, so mancher befürchtet bereits das Schlimmste. Dann wird aber doch noch alles gut.

"Wir haben VIP-Karten, aber werden wie Tiere behandelt"

Hatte der Samstag sich noch von seiner sommerlichen Seite gezeigt, sah es Sonntag ganz anders aus. Jeder Wetterbericht hatte die Tage zuvor für München Gewitter angekündigt, aber der Veranstalter scheint komplett überrumpelt zu sein, als es dann auch wirklich so kommt. Planmäßig soll der Einlass für Inhaber von VIP-Tickets ab 15 Uhr über die Bühne gehen, doch daraus wird nichts. Stattdessen treibt man eine Menschenkette, die irgendwann aus Hunderten besteht, über das Gelände. Wir dürfen nicht ins Stadion, weil es zu gefährlich ist.

Zunächst werden wir zu einem anderen Eingang gelotst, dann sollen wir unter die Überdachung. Tatsächlich reicht der Platz lediglich für einen Bruchteil der Wartenden, der Rest steht erst einmal weiter im strömenden Regen. Der zwischenzeitliche Plan, wonach wir schon vor dem Eingang einem Sicherheitscheck unterzogen werden und dann einfach auf der Wiese nebenan warten sollen, wird wieder fallen gelassen.

Auch Keith Richards und Ronnie Wood waren hervorragend aufgelegt.
Auch Keith Richards und Ronnie Wood waren hervorragend aufgelegt. Bild: jennifer ullrich

Ich bin nicht die einzige, die ebenso verwirrt wie angefressen ist. Ist dies das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass vor einem Stadion-Konzert Regen eintritt? Warum kollabiert wegen so etwas in München das ganze System? Die Befürchtung, die dahinter steht, ist die, dass sich dadurch alles nach hinten verschiebt oder der Stones-Gig am Ende vielleicht sogar abgeblasen werden muss. Solange die privilegierten VIP-Karten-Besitzer nicht rein dürfen, dürfen es die anderen Fans, also der Großteil, nämlich ja erst recht nicht. Und 70.000 Leute auf einmal lassen sich eben nicht in fünf Minuten ins Stadion lotsen, wenn es hart auf hart kommt.

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70.000 Fans waren im Olympiastadion.Bild: dpa / Felix Hörhager

Dabei wäre es den meisten von uns sicherlich herzlich egal, wo wir nass werden (wenn wir dafür nur die Stones sehen können): ob vor dem Stadion oder im Stadion. Was genau jetzt die große Gefahr sein soll, ist uns schleierhaft. Es grummelt und blitzt einmal, das war es auch schon. Ansonsten nur Regen, wenn auch heftig. Die Person, die nach der kleinen Völkerwanderung neu hinter mir steht, bringt es mit einer bissigen (freilich nicht ganz ernstgemeinten) Bemerkung irgendwie auf den Punkt: "Wir haben VIP-Karten, aber werden wie Tiere behandelt."

Rolling Stones: Geschenke für Superfans

Letztlich verzögert sich der Einlass um rund zwei Stunden. Mit meinem Armband bekomme ich einen Rolling-Stones-Beutel, in dem sich noch eine Rolling-Stones-Armbanduhr, ein Rolling-Stones-Schlüsselanhänger, ein Rolling-Stones-Anstecker sowie ein Rolling-Stones-Schlüsselband befindet – das exklusive Geschenk für alle "VIPs", die besonders viel Geld ausgegeben haben. Zumindest im ersten Moment kann ich mich darüber noch nicht so richtig freuen, zu tief sitzt der Frust – und das umso mehr, als klar wird, dass wir nach dem Check-In auch noch vor einer zweiten Barriere warten dürfen.

Diesen wirklich schönen Bonus gibt es für alle Besitzer von VIP-Karten.
Diesen wirklich schönen Bonus gibt es für alle Besitzer von VIP-Karten. bild: jennifer ullrich

Immerhin werden in diesem Bereich Essen und Getränke verkauft. Eine Stärkung haben zu diesem Zeitpunkt die meisten von uns bitter nötig. Direkt danach allerdings gibt es auch schon wieder Verwirrung, denn die VIP-Karten-Besitzer der verschiedenen Kategorien sind sich nicht sicher, für wen genau dieser Eingang bestimmt ist. (Lösung: glücklicherweise für alle.) Nun stehen übrigens vier junge Norweger hinter mir, die das Klischee, Deutsche seien ordnungsliebend und können Dinge bis ins letzte Detail organisieren, genervt über Bord werfen.

Mick Jagger macht den Ärger vergessen

Schließlich ist es dann doch so weit: Wir werden in den Innenraum des Stadions gelassen und ich sprinte nach vorne, wo noch einmal mein Armband kontrolliert wird. Zur Feier des Tages stelle ich mich – mittlerweile auch komplett durchnässt – zuerst an der falschen Seite an (es gibt zwei "Diamond Pits", eines rechts und eines links von der Bühne), aber ich bin noch früh genug dran, um einen Platz ganz vorne zu kommen: direkt am Laufsteg, der ins Publikum ragt und auf dem Mick Jagger sich in den nächsten Stunden immer wieder austoben wird.

Ab jetzt folgen glücklicherweise nur noch gute Nachrichten. Die Verzögerung der Show fällt nicht ganz so schlimm aus wie erwartet. Ein Sicherheitsmann verrät uns noch, dass die Vorband Reef mit Blick auf die fortgeschrittene Zeit gar nicht spielen wird. Fünf Minuten später stehen die Jungs doch auf der Bühne, was das Krisen-Management dieses Events und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Stellen irgendwie perfekt zusammenfasst. Doch genug gemeckert.

Mick Jagger hat das Publikum voll im Griff.
Mick Jagger hat das Publikum voll im Griff.Bild: jennifer ullrich

Als Bilder des 2021 verstorbenen Stones-Drummers Charlie Watts eingeblendet werden, ist der ganze Ärger der letzten Stunden vergessen. Wie schon in Madrid gedenkt Mick Jagger seinem einstigen Freund und Bandkollegen. Dies sei die erste Tour der Band ohne Charlie – ob es auch die letzte sein wird, lässt er offen. Großartig: Die meisten Ansagen macht der Frontmann an diesem Abend in deutscher Sprache (und das ziemlich gut). Unter anderem berichtet er, am Vortag im Englischen Garten gewesen zu sein und spricht dabei von "Bikini-Wetter", an dem er sich erfreut habe.

Die Setlist hält von "19th Nervous Breakdown" bis "Gimme Shelter" gerade im Vergleich zum Auftritt in Madrid zwar praktisch keine Überraschungen bereit – erwähnenswert ist jedoch, dass die Stones zum zweiten Mal überhaupt live "Out of Time" gespielt haben. Womöglich ist der Song also fester Bestandteil der Europa-Tournee. Jagger scherzt, er hoffe, dass die Performance nun schon besser sei. Seine Energie auf der Bühne ist ungebrochen, die Fans reagieren auf nahezu jede seiner unnachahmlichen Bewegungen. Nach wie vor ist es beeindruckend, wie er als Bandleader alle mitreißt, auch wenn er bei vielen Tracks kein Instrument spielt. Sein Instrument ist sein Charisma.

Die Stones verabschieden sich.
Die Stones verabschieden sich.Bild: jennifer ullrich

Aus meinem Umfeld gibt es einige, die gerne Scherze über das Alter der Stones-Mitglieder machen – besuchten sie selbst mal ein Konzert, würde ihnen das wohl schnell vergehen. Auf wundersame Weise bringen die Rolling Stones nicht zuletzt Kommerz und Rock 'n' Roll (vor allem als Lebensgefühl) miteinander in Einklang, weshalb ich es nicht bereue, 800 Euro gezahlt zu haben. Mick Jagger wird niemals zu alt sein, um "(I Can't Get No) Satisfaction" zu singen und es auch so zu meinen. Das muss man auf der Bühne sehen, um es zu glauben.

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