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Bushido-Prozess – Anna-Maria Ferchichi: Zeuge habe "schlichtweg gelogen"

ARCHIV - 25.01.2021, Berlin: Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt unter dem K
Bushido ist Zeuge und Nebenkläger im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker.Bild: dpa / Paul Zinken
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Bushido-Prozess: Anna-Maria Ferchichi widerspricht Zeugen vor Gericht – "Ich bin mir sicher, dass er gezwungen worden ist, seine Aussage zu ändern"

07.01.2022, 11:46
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Am Mittwoch ging der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder in die nächste Runde. Es war der mittlerweile 56. Prozesstag. Beim letzten Prozesstag sagte ein ehemals guter Freund von Bushido und seiner Frau Anna-Maria aus. Seine angeblichen Worte gegenüber Anna-Maria waren auch entscheidend dafür, dass sie letztendlich zur Polizei ging. Er soll ihr damals erzählt haben, dass Arafat "etwas Großes" vorhabe. Allerdings widerspricht der Zeuge Bushidos Frau vor Gericht: Er habe die Situation niemals als bedrohlich empfunden.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Anna-Maria Ferchichi widerspricht Zeugen vor Gericht vehement

Aufgrund der Unstimmigkeiten in den Aussagen des Zeugen und von Anna-Maria Ferchichi wurde die Ehefrau von Bushido heute ein weiteres Mal als Zeugin vernommen. Zunächst wurden Personalien aktualisiert: Die Mutter von acht Kindern war zwischenzeitlich 40 Jahre alt geworden.

Anschließend wurde sie noch einmal zu dem Telefonat befragt, bei dem der ehemals gute Freund dabei gewesen sei. Sie habe gegenüber seinem Handy-Shop mit ihm in einem Restaurant gesessen, als die Cousine von Arafat Abou-Chaker, die auch seine Schwägerin ist, Anna-Maria erstmals per Whatsapp kontaktiert habe. In der Nachricht ging es bereits darum, dass sie Anna-Maria habe warnen wollen, Arafat plane angeblich die Entführung ihrer Kinder und auch gegen Anna-Maria sei etwas geplant.

Während der Zeuge nur zu Protokoll gegeben hatte, dass Anna-Maria "normal drauf" gewesen sei und sich "normal verhalten" habe, widersprach Anna-Maria vehement. Sie gab zu verstehen, dass sie das Essen im Restaurant stehenließen und zu den Ferchichis nach Hause gefahren seien, wo sie in Ruhe mit Arafats Cousine telefonieren und das Gespräch auch habe aufzeichnen wollen. Dabei habe ihr der Zeuge geholfen, sie habe gar nicht gewusst, wie das Aufzeichnen am Telefon funktioniere. Sie habe nach der ersten Kontaktaufnahme zudem sehr geschockt reagiert, habe einen trockenen Mund gehabt, habe gezittert, ihr seien "Tausend Gedanken durch den Kopf gegangen".

Auch der Zeuge habe entsprechend reagiert, den Kopf geschüttelt und sei seinerseits laut Anna-Maria schockiert gewesen. Dass er dies vor Gericht dementiert hatte, erklärte Anna-Maria so:

"Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er gezwungen worden ist, seine Aussage zu ändern."

Er habe zugunsten Arafats ausgesagt, seine Angaben beim 55. Prozesstag seien "schlichtweg gelogen". Der Zeuge stand auch nach dem Telefonat noch in engem Kontakt zu der 40-Jährigen, sei mehrmals zu Gast gewesen und habe ihr in diesem Zusammenhang auch geschildert, dass Arafat dessen Vater kontaktiert und unter Druck gesetzt habe. Der Vater habe im Zuge dessen nicht gewollt, dass der Zeuge bei der Polizei aussagt.

Es sei ihr zufolge auch nicht das erste Mal gewesen, dass die Abou-Chakers Zeugen unter Druck gesetzt hätten. Als Beispiel nannte Anna-Maria den Künstler Kay One, der lange Zeit bei dem Label Ersguterjunge gesignt war, das von Arafat und Bushido zusammen geführt wurde. Der Rapper habe lange Zeit mit der Polizei sprechen wollen, habe sich dann aber nicht mehr an Details erinnern können.

Keine Eheprobleme im Januar 2018

Auch um die Ehe von Anna-Maria und Bushido ging es am 56. Prozesstag. Der Zeuge war am vergangenen Verhandlungstag mit einem Chatverlauf zwischen ihm und Bushido vom Januar 2018 konfrontiert worden, der kurz nach den mutmaßlichen Straftaten zu Lasten des Rappers stattgefunden haben soll. Darin hatte der Zeuge geschrieben: "Bruder, ich weiß, du hast gerade schwierige Zeiten. Wir sind da, Bruder". Darin sei es allerdings nicht um die angeblichen Vorfälle mit den Abou-Chakers und Bushido gegangen, sondern um private Angelegenheiten der Ferchichis, Anna-Maria habe sich trennen wollen.

Auch das dementierte die Zeugin, sie habe sich im Januar 2018 definitiv nicht trennen wollen. Immerhin sei ihr Mann durch die Komplikationen bei der Trennung von Abou-Chaker aufgelöst gewesen, sie habe ihn unterstützen und für ihn da sein wollen. Auf die direkte Nachfrage, ob es ihrerseits eine Trennungsabsicht gegeben habe, antwortete sie:

"Auf gar keinen Fall zu dem Zeitpunkt. Zeitlich macht das keinen Sinn, wir waren sehr, sehr eng."

Durchaus habe es aber im anschließenden Sommer 2018 Streitigkeiten gegeben, eine Trennung habe im Raum gestanden, weil: "Es war eine sehr belastende Zeit, die Gespräche haben sich nur um Arafat gedreht, es war kaum Zeit für die Kinder." Eine ernste Trennungsabsicht habe aber auch dann nicht bestanden, Anna-Maria äußere im Affekt des Öfteren sich trennen zu wollen, "aber ein, zwei Tage später ist dann alles wieder gegessen".

Zu einem solchen Streit sei es auch 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie gekommen, das Ehepaar hätte sich aber schnell wieder zusammengerauft. "Es ist nachvollziehbar, dass in dieser Zeit nicht alles rosig war", gab Anna-Maria zu vorangegangenen Streitigkeiten zu verstehen.

Die Freundschaft zu dem Zeugen habe seitens Bushido geendet, als dieser behauptete, er habe die Familie nicht vor den Abou-Chakers warnen wollen. Anna-Maria habe weiterhin Kontakt mit ihm gepflegt, auch als der Rapper im Urlaub in Thailand gewesen sei. Noch bis vor Kurzem habe er versucht, zu ihr Kontakt aufzunehmen, Bushido soll dem aber einen Riegel vorgeschoben haben.

Anna-Maria könne Vernehmungstermine bei der Polizei inhaltlich nicht mehr unterscheiden

Im weiteren Verlauf der Vernehmung Anna-Marias ging es in erster Linie um die Klärung von Details zu ihrer ersten Kontaktaufnahme mit dem LKA und weiteren Vernehmungen durch die Polizei im Jahr 2018. Die Befragung der Zeugin gestaltete sich allerdings schwierig, an genaue Daten und inhaltliche Angelegenheiten konnte sie sich schlichtweg kaum erinnern.

Vier Tage nach dem Vorfall in der Puderstraße, bei dem es zu den mutmaßlichen Straftaten gegen Bushido gekommen sei, habe sich der Rapper in Thailand befunden und Anna-Maria habe beschlossen, sich erstmals an das LKA zu wenden. Das gestaltete sich schwierig, sie habe sich erst einmal "durchtelefonieren" müssen. Zeitnah habe sie Bushido davon nicht in Kenntnis gesetzt.

Im Mai habe auch der Rapper selbst sich an die Behörden gewandt und wiederum seiner Frau davon nichts gesagt, zumindest könne sie sich nicht an das genaue Datum des Erstkontakts ihres Mannes mit der Polizei erinnern.

Die Verteidigung der Abou-Chakers versuchte nachzuhaken, fragte, ob Anna-Maria selbst auch mal zur Vernehmung bei der Polizei geladen wurde. "Bestimmt auch mal, es gab einige Treffen, es verschwimmt", sagte Anna-Maria daraufhin. Aus der Vernehmung durch den Richter ergab sich, dass sie sich bei der Vielzahl an Polizeikontakten nicht an einzelne Gespräche habe erinnern oder sie datieren können. Sie brauche dafür einen Bezugspunkt, die Treffen lägen zu weit in der Vergangenheit.

Auch beim Thema Vollmachten gab es Unstimmigkeiten, Bushido habe ihr mehrere, verschiedene ausgestellt. Dabei handelte es sich unter anderem um eine Patientenverfügung und eine angebliche Vollmacht, mit der sie die Geschäftsbeziehung zwischen Arafat und Bushido habe auflösen können, sollte er handlungsunfähig sein. So wurde es bei der Polizei zumindest zu Protokoll gegeben, an so eine Erklärung habe sich Anna-Maria aber ebenfalls nicht erinnern können, oder sie sei bei der Vernehmung falsch verstanden worden. So eine Vollmacht habe es ihrer Kenntnis nach zumindest nicht gegeben.

Abschließend kam auch die vielbeachtete Amazon-Prime-Video-Doku "Unzensiert – Bushidos Wahrheit" zur Sprache. Hierzu sagte Anna-Maria, dass die Dreharbeiten schon Monate vor dem Januar 2018 begonnen hätten, zunächst sei eine Musik-Dokumentation geplant gewesen, was später verworfen worden sei. "Es wurden Dinge vorher gedreht, die dann nicht verwendet wurden", äußerte Anna-Maria schließlich.

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