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Bushido-Prozess: Zeuge mit Lobeshymne auf Arafat – "Beschützer und Imagegeber"

Bushido ist hier mit seinem Anwalt Steffen Tzschoppe zu sehen.
Bushido ist hier mit seinem Anwalt Steffen Tzschoppe zu sehen.Bild: IMAGO/ Olaf Wagner
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Bushido-Prozess: Zeuge vor Gericht mit Lobeshymne auf Arafat – "Beschützer und Imagegeber"

03.08.2022, 20:0103.08.2022, 20:11
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Am Mittwoch ging der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder mittlerweile in die 74. Runde. Beim vorherigen Verhandlungstag vor der Sommerpause war Bushido, der hier als Zeuge und Nebenkläger auftritt, nicht anwesend. Richter Martin Mrosk erklärte bereits, dass noch die Zeugenaussage von Shindy anstehe, auch DJ Gan-G solle angehört werden. Er sagte bereits im März vor dem Berliner Landgericht aus.

Derweil ist immer noch nicht geklärt, was genau hinter der heimlich aufgenommenen Tonbandaufnahme steckt, über die zuerst der "Stern" berichtete. Die Audiodatei soll ein anderes Bild von dem Treffen im Januar 2018 zeichnen, bei dem der Rapper eingesperrt, geschlagen und mit einer Wasserflasche beworfen worden sein soll. Bushido und sein Anwalt Steffen Tzschoppe zweifelten bereits an deren Echtheit. Dazu sollte Bushido noch befragt werden, doch auch dieses Mal ging es darum nicht.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Zeuge spricht über enge Zusammenarbeit und Freundschaft mit Bushido

Am heutigen Prozesstag war Bushido nicht anwesend, als ein weiterer Zeuge aus Bushidos Umfeld aussagte. Der Vorsitzende Richter Martin Mrosk bat D-Bo im Zeugenstuhl Platz zu nehmen. Der 44-Jährige gab an, dass er selbstständig im Musikbusiness tätig sei. Auf die Frage hin, ob er die Angeklagten kenne, antwortete er mit einem deutlichen "ja". Mit Bushido habe er sich um die Jahrtausendwende angefreundet, zusammen Musik gemacht. Von 2004 bis 2007 habe er sogar mit ihm zusammengewohnt.

Als der Richter wissen wollte, ob die Beziehung immer noch so gut sei, gab er zu verstehen: "Nein. Ich habe viele Sachen mit Bushido zusammen gemacht, das Label EGJ mitgegründet." Von 2004 bis 2013 habe demnach die Zusammenarbeit angehalten. 2013 habe er sich auf seine Sachen konzentrieren wollen. "Wir sind freundschaftlich in Kontakt geblieben, 2018 hat er mir die Freundschaft gekündigt", erzählte der Zeuge.

Die Aufnahme von D-Bo und Bushido stammt aus dem Jahr 2006.
Die Aufnahme von D-Bo und Bushido stammt aus dem Jahr 2006.Bild: IMAGO/ Michael Schöne

Zu Bushidos 40. Geburtstag im September 2018 sei er allerdings noch eingeladen gewesen. "Kurz danach hat er den Kontakt abgebrochen, weil ich mit Arafat Kontakt gehabt haben soll", gab er zu verstehen.

Im weiteren Verlauf schilderte der Zeuge, wie Bushido von Aggro Berlin zu Arafat gekommen sei. "Bushido war mit Aggro Berlin unzufrieden, er hat realisiert, dass er allein mehr Geld verdienen kann", betonte er. Arafat sei schließlich jemand gewesen, der viele Probleme lösen könne. "Es wurde dann der Vertrag mit Aggro Berlin aufgelöst. Er meinte, es gibt jetzt für ihn eine Möglichkeit, sich allein weiterzuentwickeln. Als der Vertrag aufgelöst wurde, war ich Feuer und Flamme, bin nach Berlin gezogen und wir haben kurz darauf EGJ gegründet."

D-Bo und Bushido bauten EGJ auf.
D-Bo und Bushido bauten EGJ auf.Bild: IMAGO/ Michael Schöne

Der Richter hakte noch mal nach: "Wie wurde der Vertrag aufgelöst?" Der Zeuge meinte daraufhin: "Die besagten Personen haben sich bei Aggro Berlin getroffen, es gab einen Schlagabtausch. Am Ende wurde eingesehen, dass es keinen Sinn gab, weiter zusammenzuarbeiten." Als Mrosk fragte, ob Arafat im Zuge dessen eine "Schelle gegeben" habe, meinte D-Bo: "Das wurde nicht berichtet." Und weiter: "Bushido hat darauf gedrängt, mit Arafat zusammenzuarbeiten. Ich habe den Eindruck gehabt, dass Bushido hin- und hergerissen war, es waren viele Schauplätze. Ich sollte das Label-Management übernehmen." Am Ende sei er mit vier Prozent beteiligt gewesen.

Zeuge erklärt, wie Beziehung zwischen Bushido und Arafat gewesen sein soll

Bushido hätte zu verstehen gegeben, dass Arafat ein Mensch sei, der nicht mit jedem klarkomme. 50 Prozent habe Arafat bei Drittkünstlern mitverdient, 30 Prozent bei Bushido. D-Bo sagte zudem: "Es gab einen Vorfall in Hannover, Bushido wurde auf der Bühne attackiert. Arafat war der Verbündete, er wusste, dass er sich auf ihn verlassen kann." Ab da an habe er ihn auf Tour begleitet.

Hier erhielt Bushido 2006 eine Goldene Schallplatte.
Hier erhielt Bushido 2006 eine Goldene Schallplatte.bild: IMAGO / BRIGANI-ART

Als der Richter fragte, ob Arafat sein Geld wert gewesen sei, meinte D-Bo: "Ja, klar." Ohne jemanden wie Arafat könne man mit so einer Attitüde des Gangster-Raps nicht überleben. Der Richter fasste es so zusammen, dass Arafat somit ein Beschützer gewesen sei. Der Produzent konkretisierte das: "Beschützer, Imagegeber. Arafat war für ihn ein großer Bruder, ein Mentor." Dies würde wohl so sein, da Bushido ohne Vater aufgewachsen sei. "Mein Eindruck war, dass Bushido die Vaterfigur extrem fehlt", meinte der 44-Jährige. "Arafat hat für Sicherheit gesorgt", fügte D-Bo an.

2018 hätte Bushido ihm gesagt, dass er plane, sich von Arafat zu trennen. "Er meinte, Arafat hat mich unter Druck gesetzt, für seine Zwecke missbraucht. Ich kann das nicht bestätigen", sagte D-Bo. Von angeblichen Geldforderungen im Zuge der Trennungsphase oder angeblichen Handgreiflichkeiten habe Bushido ihm nichts gesagt. Dem Richter fiel Folgendes auf: "Gibt es auch etwas Schlechtes? Sie singen ja fast eine Lobeshymne auf Arafat Abou-Chaker." D-Bo betonte: "Ich habe nichts Schlechtes erlebt."

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Hier ist Bushido bei einem früheren Prozesstag zu sehen.Bild: dpa / Paul Zinken

Der Richter hakte nach, ob er in Kenntnis von einem "potenziellen Säureangriff" gewesen sei. D-Bo erklärte: "Nur in der SMS von Anfang 2019." Bushido habe ihm das im Zuge dessen geschrieben, als er zu ihm den Kontakt abgebrochen habe. Er sei darauf aber nicht eingegangen, sondern hätte Bushidos Wunsch akzeptiert. Die Beisitzerin zeigte für D-Bos Reaktion Unverständnis: "Sie reagieren darauf nicht?"

Dies erklärte er so: "Wenn Sie Bushido lange kennen, können Sie interpretieren, ob er eine Diskussion, Reaktion wünscht. Es macht keinen Sinn, weiter darüber zu reden. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es der Wahrheit entspricht. Ich habe nicht forciert, dass ich wissen will, was da los ist. Ich habe instinktiv gedacht: 'Das kann so nicht stimmen.'" Und weiter: "Er hat mir mit der Ansage die Freundschaft gekündigt. Ich kenne Bushido extrem gut. Mein Gedanke war: Arafat zu kontaktieren, bringt auch nichts."

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Bushido sagte insgesamt an 25 Verhandlungstagen aus.Bild: imago images/ Olaf Wagner

D-Bo stellte allerdings klar, dass er generell so eine extrem schlimme Straftat nicht verharmlosen wolle. Als der Richter wissen wollte, ob es das mit der Wasserflasche gegeben habe, sagte der Zeuge weiter: "Ich habe das selbst nicht geglaubt. Arafat hat gesagt, dass es das nicht gab, die anderen können sich das nicht vorstellen."

Als Oberstaatsanwältin Petra Leister den Zeugen fragte, ob er den Eindruck gehabt habe, dass Bushido unter Druck gestanden habe, schlecht schlafe, erklärte er: "Ich bin kein Psychologe, aber nach meinem Empfinden ist Bushido extremer Narzisst, er ist manipulativ. Ich habe nicht das Gefühl, dass er sich jemanden anvertrauen kann, er hat keinen inneren Ruhepol." Welche Besonderheiten es bei Arafat gebe, schilderte D-Bo so: "Was Arafat nicht leiden kann, ist, wenn man ihn für dumm verkauft. Er hat einen extrem hohen Beschützerinstinkt, geht mit dem Kopf durch die Wand."

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