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Bushido im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker: "Er war eine Vertrauensperson"

Bushido: Der Rapper befand sich nach einer Zwangspause wieder im Zeugenstand beim Prozess gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner Arafat.
Bushido: Der Rapper befand sich nach einer Zwangspause wieder im Zeugenstand beim Prozess gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner Arafat.Bild: imago images/ Olaf Wagner
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Bushido sagt weiter aus: "Arafat war eine Vertrauensperson, ein Freund"

16.11.2020, 08:4921.06.2021, 16:21
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Im Landgericht Berlin fand mittlerweile der 13. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und seine Brüder Yasser, Nasser und Rommel statt. Die vergangenen ursprünglich angesetzten Verhandlungstage mussten aufgrund einer Corona-Erkrankung bei Bushido unterbrochen werden. Zuletzt ging es erneut um brisante Details rund um Bushidos Ehefrau Anna-Maria Ferchichi und die Steuerrazzia auf dem Anwesen in Kleinmachnow, die sich am 22. September ereignete.

Auch die Geschäftsbeziehungen zwischen Abou-Chaker und dem Rapper waren wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Ebenfalls stand die Entscheidung über die Einstellung des Verfahrens noch aus, da noch nicht alle Beweise gesichtet und ausgewertet wurden.

Doch bis es dazu kommt, musste sich Bushido wieder vielen Fragen zu seinem damaligen Verhältnis zu Arafat stellen. Der Vorsitzende Richter Martin Mrosk betonte bereits Ende Oktober, dass nun der "stressige Teil" auf ihn zukomme.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen aufgelöst hatte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido unberechtigt eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Bevor mit Bushidos Zeugenvernehmung weiter fortgeführt wurde, erkundigte sich der Richter zunächst nach dem Gesundheitszustand des Rappers, schließlich hätten sich alle Sorgen gemacht. "Mir geht es wieder sehr gut", erklärte er. Der Kinderarzt seiner Kids habe schließlich mit einem Schnelltest gemacht und die Erkrankung zunächst festgestellt. Später sei dann noch mal ein PCR-Test erfolgt. Die Quarantäne sei am 31. Oktober geendet, sodass er nun wieder Rede und Antwort stehen konnte.

Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Anna-Maria und dem Angeklagten

Besonders im Mittelpunkt stand an diesem Verhandlungstag die Beziehung zwischen seiner Frau Anna-Maria und Arafat. Der Vorsitzende Richter sprach von einem guten Verhältnis der beiden. Bushido pflichtete bei: "Anna-Maria und Arafat waren in vielen Clubs unterwegs." An einigen Wochenenden hätten sie viel Party zusammen gemacht. "Ich war fast immer dabei, gezwungenermaßen", so der Musiker. In den Anfangszeiten hätte es eine intensive Partybeziehung gegeben, wie er es nannte.

Mehrere Male sei das Paar auch mit Arafat und der Familie in den Urlaub gefahren. 2011 seien sie auf den Seychellen gewesen, kurz danach folgte eine Reise nach Costa Rica. 2012 ging es gemeinsam nach Portugal. Sogar im Jahr 2017, dem letztendlichen Trennungsjahr, reisten sie noch mal zusammen nach Griechenland. Der Vorsitzende Richter hakte prompt nach: "Warum sind Sie 2017 noch in den Urlaub gefahren?"

Der Rapper erklärte das dann so: "Arafat hat meine Frau und meine Kinder zum Fastenbrechen getroffen." Dort hätte wieder ein erster Annäherungsversuch stattgefunden. Das sei im Jahr 2016 gewesen, als Bushidos Vater gestorben war. Anna-Maria habe dann einen Urlaub auf Kreta initiiert.

Genau wie Bushido war Anna-Maria auch alleine mit Abou-Chaker verreist: "Meine Frau ist ohne mich und mit Arafat, seinen Brüdern sowie den Frauen in die Türkei geflogen." Die Hotels seien zwischen Männern und Frauen getrennt gewesen, weil Arafat inzwischen strenge religiöse Ansichten entwickelt habe.

Arafat und Bushidos Mutter

Der Vorsitzende Richter wollte dann wissen, warum der 42-Jährige den ehemaligen Geschäftspartner seiner Mutter vorgestellt habe, der noch im Auto 30 Prozent Beteiligung verlangt hätte. Bushido stellte klar: "Ab 2004 hatte er immer mehr Präsenz in meinem Leben. Meine Mutter hat jeden kennengelernt, hat für 20, 40 Personen gekocht. Sie war eine sehr herzliche Frau." Dann fügte er überraschend hinzu:

"Als die Verbindung unwiderruflich existierte, war es so. Privat war Arafat eine Person, der man sich anvertraut hat. Arafat war eine Vertrauensperson. Ja, ein Freund."

Doch wenig später klangen Bushidos Worte nicht mehr so versöhnlich: "Im August 2017 rückte die Hausabnahme in Kleinmachnow näher. Arafat lebt seit 2014 da, in dem Haus, das er sich unter den Nagel gerissen hat, ohne zu fragen."

Schnell sei klar gewesen, dass mit dem gemeinsamen Grundstück mehrere Konflikte auf sie zukämen." Arafat hätte Probleme gehabt, wenn meine Frau im Bikini am Pool liegt", war sich Bushido sicher. Für ihre Privatsphäre wollten sie einen Zaun auf dem Grundstück bauen, der zu einem großen Knall zwischen Bushido, Anna-Maria und Arafat geführt habe. "Er und meine Frau brüllten sich an", so Bushido, "meine Frau ist im ersten Augenblick sehr hitzköpfig, impulsiv". Bei der Zaunplanung habe er Arafat nicht mit einbezogen, erklärte er.

Besonders zwischen der Frau des Rappers und Anna-Maria endete der Zaunstreit in einer lautstarken Diskussion, in der viele Schimpfwörter gefallen seien. Arafat soll zu Anna-Maria gesagt haben: "Mach mal deine Augen zu, dann siehst du, was dir gehört. Du hast hier gar nichts zu melden." Im Anschluss soll sie erwidert haben: "Alles hier hat mein Mann verdient. Du hast keinen Respekt, keine Manieren, keinen Anstand." Der Schlagabtausch hätte sich zugespitzt. Daraufhin soll der Rapper sie aufgefordert haben, zu gehen. "Ich habe meine Frau genötigt, das Grundstück zu verlassen", sagte er.

Arafat will Ende der Zusammenarbeit

Bushido sei jemand geworden, der vernünftig über die Situation sprechen wollte. Von Arafats Seite sollen Beleidigungen gefallen sein wie "Dein Hund fickt dich" oder "du Schwanz". Als sie gegangen sei, habe er sich den Einlauf abgeholt. Denn für Arafat soll klar gewesen sein: "Ich rede generell nicht mit einer Frau." Bushido würde an einer Leine Gassi gehen. Die ganze Zeit sei Bushido ruhig geblieben. Dennoch betonte er: "Das ist das letzte Mal, dass Arafat so mit meiner Frau redet." Später sei es immer ein Spielchen von Arafat gewesen, zu sagen, dass man sich verändert hätte und weiter: "Sie haben den König am Hofstaat. Wir sind alle davon getrieben, nicht ins Fadenkreuz zu kommen."

Schließlich soll der Clan-Boss verkündet haben: "Ich will nicht mehr mit dir zusammenarbeiten." Bushido erklärte vor Gericht dazu: "Jackpot, das hätte ich niemals im Leben für möglich gehalten." Arafat soll zudem gesagt haben: "Dann werden wir sehen, wer der Gangsterraper ist." Somit würde es auch keinen Rückhalt mehr geben, doch Bushido meinte im Prozess: "Keine Sorge, ich suche mir den Schutz von der Polizei." Der Rapper wollte natürlich schnell seine Liebste über die neueste Entwicklung informieren, doch nach dem Streit sei sie zunächst reserviert gewesen: "Meine Frau war sehr kurz angebunden. Sie ist sehr bestimmend. Ich wollte ihr sagen, dass wir nicht mehr zusammenarbeiten." Ihre Reaktion folgte prompt:

"Meine Frau ist fast in Ohnmacht gefallen vor Freude. Sie hat geweint, mich in den Arm genommen. Sie konnte es nicht fassen."

Bushido zeigte sich allerdings skeptisch darüber, ob die beiden 15 Jahre Zusammenarbeit in den Geschäftsräumen einfach klären könnten. Das sogenannte Aufhebungsgespräch soll dann so geklungen haben: "Ich kam rein, Arafat hat mich nicht angeguckt. Er hat das Gespräch begonnen mit: ‚Ok, du Hund. Erzähl, was du für ein Hund bist." Es sei ihm vorgekommen, wie ein einstudiertes Theaterstück: "Ich komme unter dem Vorwand, absurde Geschäftsbeziehungen zu beenden, bekomme dann einen Einlauf wegen meiner Frau." Der Vorsitzende Richter entgegnete: "Dann haben Sie angefangen, auf den Tisch zu hauen." Der Rapper sah das allerdings so: "Ich habe widersprochen." Danach konnte es Bushido nicht abwarten, dass Arafat endlich in den Flieger steigt, um zur Pilgerfahrt nach Mekka zu fahren. Der Clan-Chef soll vor seiner Abreise zurückgerudert sein: "Absurd, Arafat meinte, wir machen weiter, ich bin jetzt drei Wochen weg, das bekommen wir wieder hin."

Anna-Maria und das Haus in Kleinmachnow

Der Vorsitzende Richter wollte es noch mal genauer wissen: "2015 kam es zum persönlichen Bruch, 2016 folgte der Annäherungsversuch. Warum zieht man dann in das Haus in Kleinmachnow?" Bushidos Antwort: "Dieses Haus ist unfassbar schön. Natürlich war es persönlich eine schwierige Situation." Er stellte hinsichtlich seiner Frau Anna-Maria klar: "Du kannst am Pool im Bikini liegen, Wein trinken. Du bist ehetechnisch nur mir verpflichtet. Wir lieben uns, wir führen keine offene Ehe. Wenn wir da hinziehen, kannst du leben, wie du möchtest." Dann betonte er erneut, dass sie eine sehr impulsive Frau sei. Zum Grundstück meinte er außerdem noch: "95 Prozent der deutschen Bürger haben nicht die Möglichkeit, dort zu wohnen. Ich hätte es emotional trennen können." Dennoch sei es so gewesen, dass Arafat lange Zeit Zugriff auf seine Konten gehabt hätte. "Man hat sich einen Notgroschen zurechtgelegt. Sie waren permanent immer unter einer latenten Beobachtung. Meine Familie war immer der Vorwand, Arafat war nicht dumm", so der Rapper.

Der Vorsitzende Richter hakte noch mal nach, ob Bushido denn keine Bedenken gehabt habe, als Anna-Maria Ferchichi alleine mit Arafat und seiner Familie in den Urlaub gefahren sei. "Ich hätte Schnappatmung gekriegt", sagte er. Doch Bushido beschwichtigte:

"Die Frauen waren immer nett. Der Türkei-Urlaub war ihre Entscheidung."

Die Geschäftsbeziehungen zwischen dem Künstler und Arafat sahen da schon anders aus: "Jedes Geschäft, was zu Problemen geführt hat, lief unter meinem Namen." Als 2014 Anna-Maria bei ihm ausgezogen sei, war auch das LKA involviert. Zu diesem Zeitpunkt suchte Bushido Hilfe bei Arafat. Für den Vorsitzenden Richter war das überraschend: "Wenn es mir dreckig geht, dann rufe ich meinen besten Freund an. Warum ihn?" Der Rapper erklärte das dann so: "Das LKA kannte uns. Ich wollte nicht, dass er mir beisteht. Ich habe mir Unterstützung erhofft, weil Arafat keine Angst hat, vor dem LKA aufzutreten. Meine Frau hat mich angezeigt, ich wusste nicht, was passiert. Er sollte mich vor dem LKA beschützen. Ich wusste, dass diese Beamten jahrelang Kontakt zu Arafat und seinen Brüdern hatten." Der Vorsitzende Richter meinte: "Es wirkt wie eine Männerfreundschaft." Bushido erklärte: "Das kann gut sein. Es gab keinen Freundeskreis, Entscheidungsfreiheiten hatte ich nicht."

Beim nächsten Prozesstag ist Bushido wieder im Zeugenstand und sagt weiter aus.

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