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Prozess gegen Arafat Abou-Chaker: Bushido ringt während der Aussage mit Tränen

Bushido am zweiten Verhandlungstag mit einem seiner Anwälte.
Bushido am zweiten Verhandlungstag mit einem seiner Anwälte.Bild: dpa Pool / ---
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Fünfter Prozesstag: Bushido kämpft mit Tränen – er verwickelt sich in Widersprüche

03.09.2020, 09:1721.06.2021, 16:29
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Der fünfte Verhandlungstag im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder zeigt langsam, wohin die Reise gehen könnte. Die Spannung vom vergangenen Prozesstag am Montag kann zwar nicht ganz gehalten werden. Immerhin hatte Bushido, der als Nebenkläger auftritt, dort verraten, dass seine Autobiographie eher als Fiktion zu lesen sei – und dass er an seinen ehemaligen Geschäftspartner Arafat 30 Prozent von allen seinen Einkünften abgeben musste.

Nun sollte es weiter um die Geschäftsbeziehungen der beiden gehen. Zunächst aber geht es erstmal um eine andere Geschäftsbeziehung von Bushido: Die mit Aggro Berlin, die im Jahr 2004 beendet worden war. Über die Umstände der Vertragsauflösung hatte Bushido bereits am Montag gesprochen. Er hatte geschildert, dass er mit Arafat gemeinsam in das Büro der Firma gegangen sei. Dort sei der Vertrag ohne Gewalt, dank des ehrfurchtgebietenden Auftreten Arafats, aufgelöst worden. Wie nun durch einen Bericht des "Spiegel" bekannt wurde, klagen die drei Gründer der Plattenfirma seit Dezember 2019 gegen diese Darstellung. Sie behaupten, es seien sechs Leute dabei gewesen und einer davon sei mit einem machetenartigen Messer bewaffnet gewesen.

Diesen Bericht wiederum hat auch die Verteidigung der Angeklagten gelesen – und will natürlich wissen, was es damit auf sich habe. Außerdem hatten sie einer Vernehmung Bushidos entnommen, dass dieser über den Vorfall bei Aggro Berlin bereits "umfangreich" ausgesagt habe – nun wollen die Anwälte von der Staatsanwaltschaft erfahren, wann das der Fall gewesen sei und verlangen Akteneinsicht.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen aufgelöst hatte. Clanchef Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido unberechtigt eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Bushido sagt weiter aus – und kämpft mit den Tränen

Nachdem der fünfte Prozesstag also angefangen hat wie fast alle vorherigen, nämlich mit Anträgen der Verteidiger, geht es mit Bushidos Aussage weiter. Hatte er am dritten Verhandlungstag noch die amateurhaften Anfänge seiner Rapkarriere und am vierten sein erstes Zusammentreffen mit Arafat Abou-Chaker geschildert, dreht sich alles nun um den weiteren Verlauf der Zusammenarbeit der beiden ehemaligen Geschäftspartner.

Dabei fließen bei Bushido sogar beinahe Tränen. Allerdings nicht, weil das, was er über Arafat zu erzählen hat, so traurig ist. Sondern, weil er eine Anekdote aus dem Jahr 2005 erzählt. Er hielt sich da gerade in Österreich auf, ohne Arafat. Vor einem Club sollen die Reifen des 7er BMWs zerstochen worden sein, mit dem er und zwei seiner Freunde angereist waren. Daraufhin kam es zu einer Schlägerei, aufgrund derer Bushido wegen Körperverletzung festgenommen wurde. Entgegen seiner Auflagen fuhr er jedoch mit dem Auto nach Berlin. Der Grund: Der 55. Geburtstag seiner Mutter. Für die habe er 55 Rosen gekauft, da sie keine Vase dafür besessen habe, habe er sie in der Badewanne mit Wasser versorgt.

Bei der Schilderung dieser Erinnerung kommt er kurz ins Stocken. Man merkt, dass ihm der Gedanke an seine 2013 verstorbene Mutter schwerfällt. Offensichtlich muss er kurz mit den Tränen kämpfen, bevor er sich wieder fängt und gefasst weiterspricht.

Als Zuschauer kann man nicht anders, als Mitleid zu empfinden. Auch, wenn man sich fragt, was die Anekdote eigentlich nun genau mit der Anklage gegen Arafat Abou-Chaker zu tun haben soll. Bushido erzählt wie schon in den vorangegangenen Verhandlungen flüssig und ausschweifend, teilweise sehr ausschweifend. Nicht immer ist klar, wo der Bezug zum Gegenstand der Verhandlung ist.

Zeiten Aendern Dich - Premiere - Berlin Arafat Abou-Chaker and Bushido attending premiere ZEITEN AENDERN DICH at cinestar. Berlin 03.02.2010.
Arafat und Bushido bei der Filmpremiere von "Zeiten ändern dich" 2010.Bild: imago stock&people / imago stock&people

Arafat soll lange nicht ins Musikgeschäft eingegriffen haben

Doch nach einiger Zeit und vielen Anekdoten aus seiner Anfangszeit als erfolgreicher Rapper, der seine eigene Firma Ersguterjunge gründet, wird langsam klar, was er wahrscheinlich vermitteln will. Arafat sei weder auf den ersten Touren dabei gewesen, noch habe er sonst irgendeine erkennbare Beteiligung am Musikgeschäft gezeigt, so schildert es Bushido. Wahrscheinlich soll dadurch deutlich werden, dass Arafat die kolportierten 30 Prozent von Bushidos Einnahmen ohne jegliche Gegenleistung eingestrichen hat.

Allerdings verwickelt sich der sonst so eloquente Rapper an einer Stelle in Widersprüche. So erzählt er, wie er für die Aufnahmen seines Albums "Von der Skyline zum Bordstein zurück" nach Köln gefahren sei. Dort habe er in einer Suite des Grand Hyatt Hotels gewohnt, die schlappe 1200 Euro die Nacht gekostet habe. Arafat sei darüber nicht amüsiert gewesen, erzählt Bushido. Denn mittlerweile seien seine 30 Prozent nicht mehr von den Einnahmen, sondern vom Nettogewinn Bushidos abgezogen worden, erklärt dieser. Er erzählt, dass eine diesbezügliche vertragliche Vereinbarung auf Druck seines Anwalts zustande gekommen sei, weil der die regelmäßigen hohen Abhebungen verdächtig fand.

Das Problem: Dieser Vertrag, ein Managervertrag, in dem Arafats Anspruch auf 30 Prozent vom Nettogewinn zugesichert werden, ist vom Januar 2007. Das Album jedoch, für das Bushido im Grand Hyatt residierte, erschien bereits 2006. Der Richter fragt nach, Bushido wirkt etwas fahrig, als er erklärt, es habe vorher bereits eine mündliche Vereinbarung mit Arafat gegeben.

Immerhin nennt er auch eine konkrete Zahl: Neun Millionen Euro habe Arafat an ihm verdient. Ob sich das nur auf das Musikgeschäft oder auch die reichlich komplizierten Immobiliengeschäfte der beiden, die er am Mittwoch ausführlich beschreibt, bezieht, bleibt unklar.

Unklar bleibt auch, was genau die detaillierten Schilderungen eigentlich bezwecken sollen. Laut Anklage kam es erst 2017, nach der Trennung von Bushido und Arafat, zu Straftaten. Der Clanchef soll ihn in einem Zimmer eingesperrt, beschimpft, bedroht, mit einer halbvollen Wasserflasche geschlagen und einen Stuhl nach ihm geworfen haben. Doch über diesen Vorfall fiel in der Verhandlung bisher kein Wort.

Am Montag geht die Verhandlung weiter. Dann werden der Richter, die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung die Gelegenheit haben, ausführlich zu den bisherigen Aussagen Bushidos nachzufragen. Besonders die Verteidiger dürften viele Fragen haben.

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