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8chan: Attentat in El Paso offenbart den Online-Tummelplatz der Amokläufer

Trauer nach Schüssen in El Paso
Trauer nach Schüssen in El PasoBild: imago images / Xinhua
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Nach Attentat in El Paso: Das steckt hinter der Plattform, auf der Rechte Morde ankündigen

06.08.2019, 06:04
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Ein 21-jähriger Weißer hatte am Samstag in einem Einkaufszentrum in der US-Grenzstadt El Paso mit einer Schusswaffe 20 Menschen getötet, darunter sieben Mexikaner. Der mutmaßliche Schütze soll die Tat auf der Internetplattform 8Chan angekündigt haben. Bereits die Angriffe auf eine Moschee im neuseeländischen Christchurch und auf eine Synagoge im kalifornischen Powa sollen dort angekündigt worden sein.

Attentäter soll Manifest dort veröffentlicht haben

19 Minuten vor seiner Tat soll der mutmaßliche Schütze Berichten zufolge bei 8chan ein Manifest unter dem Titel "Die unbequeme Wahrheit" veröffentlicht haben, in dem von einer "hispanischen Invasion" die Rede ist. In dem Schriftstück bezieht er sich auch auf den rechtsextremen Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März mit 51 Toten.

"8chan" wird auch "Infinitechan" genannt. Das ist eine Foren-Plattform, auf der unter anderem Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker ihre Hassbotschaften verbreiten.

Sicherheitsdienstleister zieht Konsequenzen

Der IT-Sicherheitsdienstleister Cloudflare hat nun reagiert und seine Zusammenarbeit mit der Foren-Plattform 8chan beendet.

Die Plattform, auf der der mutmaßliche Schütze ein rassistisches Manifest veröffentlicht haben soll, sei ab sofort kein Kunde mehr von Cloudflare, teilte Firmenchef Matthew Prince am Sonntag in einem Blog-Eintrag mit. Nachdem 8Chan den Schutz durch Cloudflare verlor, war die Seite zeitweise gar nicht erreichbar. Cloudflare-Chef Prince schränkte zugleich ein, dass es vermutlich nicht allzu lange dauern werde, bis 8Chan einen anderen Anbieter finde und den Dienst wieder komplett hochfahren könne. Das sei auch passiert als Cloudflare 2017 den Schutz der Neonazi-Website Daily Stormer aufgegeben habe.

Cloudflare versucht grundsätzlich, sich aus der Debatte um Inhalte von Plattformen herauszuhalten – Prince erklärt, er wolle nicht derjenige sein, der entscheidet, was im Internet veröffentlicht werden darf. Im Fall von 8Chan verwies er aber nun darauf, dass auch der Todesschütze von Christchurch, der Mitte März zwei Moscheen angegriffen und 51 Menschen getötet hatte, die Plattform genutzt habe.

Das steckt hinter der Plattform, auf der Rechte ihre Morde ankündigen

8chan wurde 2013 vom Programmierer Fredrick Brennan aka "Hotwheels" als Ableger von 4chan gegründet. Brennan war der Ansicht, dass 4chan zu stark moderiert werde, und wollte den Usern eine offenere und anarchischere Plattform zur Verfügung stellen. Sie können dort anonym Foren zu den unterschiedlichsten Themen erstellen und Dinge posten. Rechte, Extremisten und Verschwörungstheoretiker nutzen das aus, um sich auszutauschen. Die Betreiber werten diese Posts als Meinungsäußerung und übernehmen keine Verantwortung für Inhalte.

Die Plattform sei eine "Hasskloake", die mit ihrer "Gesetzlosigkeit" viele tragische Todesfälle verursacht habe, erklärte Cloudfare-Chef Prince. Er verwies darauf, dass 8chan seine Foren nicht moderiert. Damit verstoße die Plattform zwar nicht gegen Gesetze, sie habe so aber ein Umfeld geschaffen, in dem der "Geist" der Gesetze verletzt werde. 8chan habe eine rote Linie überschritten.

Laut "New York Times" wird 8chan seit 2015 von dem Veteranen der US-Armee, Jim Watkins, von den Philippinen aus betrieben.

Auch 8chan-Gründer fordert Schließung

8chan-Gründer Frederick Brennan sagte noch 2015 in einem Interview mit "Ars Technica", die Anonymität dürfe nicht "wegen ein paar faulen Äpfeln" aufgehoben werden. Mittlerweile hat er alle Beziehungen zu den Forenbetreibern abgebrochen und forderte die vollständige Schließung der Website.

Bei jedem Schusswaffenangriff frage er sich, ob es einen Zusammenhang zu Beiträgen bei 8chan gebe, sagte Brennan der Zeitung "New York Times" am Sonntag.

(ts/afp/dpa)