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Tag der deutschen Einheit 2018: Das feiern andere Länder

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Deutschland feiert die Einheit – und das feiern andere Länder an ihrem Nationalfeiertag

03.10.2018, 06:2503.10.2018, 10:04
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Ausschlafen! Am Mittwoch ist es soweit. Deutschland feiert seine staatliche Einheit – ein merkwürdig inhaltsleerer Akt, verglichen mit dem britischen Proudness auf den Parlamentarismus, Frankreichs Stolz auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit oder Amerikas Pursuit of happiness. Werte. Schön, wer welche hat.

Ein Blick auf die 7 Feiertage der anderen:

Frankreich und die Revolution

Rums, das rappelt:

Frankreich feiert jedes Jahr am 14. Juli den Sturm auf die Bastille, den Auftakt der Französischen Revolution von 1789 und deren Dreiklang von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Klingt sehr pathetisch.

Und ist nicht ganz unproblematisch. Am Nationalfeiertag marschiert Frankreichs Armee am Triumphbogen vorbei und Militärjets donnern über Paris. Sehr martialisch. Aber US-Präsident Donald Trump war im vergangenen Jahr so beeindruckt, dass er sich so ein Spektakel auch für die USA wünschte. 

Gefeiert wird übrigens nicht nur in Paris. Im ganzen Land läuft die Party, mit Bällen feiert man in den 14. Juli in den Gedenktag hinein. Und in Deutschland? Lässt Berlins blasser Regierender Bürgermeister Michael Müller, SPD, die Stadt mit Ortstafeln der deutschen Gemeinden pflastern. Peinlich. Anbiedernd. Die Provinz hat mehr zu bieten als provinzielle Hauptstadt-Politiker. Einfallsloser geht's nicht. Schade Berlin! Schade Michael Müller. Manche lernen es eben nie!

Braucht Deutschland einen anderen Nationalfeiertag?

Die Unabhängigen

Der Unabhängigkeitstag ist der beliebteste der Nationalfeiertage. Der Bekannteste ist wohl der 4. Juli (1776), der US-Independance-Day.

Louis Albin, an artist in Phoenix and Navy veteran, displays his custom-made T-shirt, as he waited in line for the public viewing of the late Sen. John McCain Wednesday, Aug. 29, 2018, outside the Ari ...
Bild: AP

Ihre Unabhängigkeit feiern auch

  • Griechenland (25. März 1821 vom Osmanischen Reich)
  • Brasilien (7. September 1822 von Portugal)
  • Bolivien (6. August 1825 von Spanien)
  • Bulgarien (3. März 1878 vom Osmanischen Reich)
  • Island (17. April 1944 von Dänemark)
  • Ghana (6. März 1957 von Großbritannien)
  • Elfenbeinküste (7. August 1960 von Frankreich)

Ihre Unabhängigkeit feiern auch Staaten, die noch gar keine unabhängigen Staaten sind, Katalonien zum Beispiel (1. Oktober 2017 von Spanien).

Ein Schweizer beklagt sich über... surprise: Deutsche!

Video: watson/Jodok Meier, Marius Notter, Lia Haubner

Die Königstreuen

In Amsterdam ist wenigstens Party:

Die Niederlande feiern den Königstag, den Geburtstag von Monarch Willem Alexander am 27. April. Das Ganze hat wenig Staatstragendes, es geht eher um Party. Wie hierzulande findet die zentrale Feiertagsparty jedes Jahr an einem anderen Ort statt. Überall im Land dominiert das Orange des Königshauses, Kinder verkaufen Trödel und für die Erwachsenen gibt's Genever. 

Die Idee: Gefeiert wird das Königshaus. Der Brite Sir Walter Bagehot hat den Vorteil der Royals im 19. Jahrhundert mal so beschrieben. 

"Die königliche Familie bricht den Stolz der Souveränität herunter auf die Ebene des alltäglichen Lebens."
Walter Bagehot, britischer Staatsdenker

Ganz so gilt das für die anderen konstitutionellen Monarchien in Europa eher nicht.

Die Queens Parade: 

  • Großbritannien feiert den Geburtstag der Queen mit einer jährlichen Parade (2. Samstag im Juni).
  • Oman (Geburtstag des Sultans, 14. November).
  • Belgien feiert sein Königshaus am 21. Juli, dem Tag seiner Unabhängigkeit von den Niederlanden 1832. Die Belgier wären aber keine Belgier hätten sie nicht ein paar Besonderheiten. Fällt der nationale Ehrentag auf einen Sonntag, ist automatisch der Montag arbeitsfrei. Und König Albert II. weigerte sich nach seiner Abdankung 2013 die Parade abzunehmen. Seine Begründung:
"Ein König reicht."
Albert II., Alt-Monarch von Belgien

Nur der Vater fehlt: Belgiens König Philippe und seine Frau Matthilde.

Die Verfassungstreuen 

Dänemark feiert jedes Jahr am 5. Juni den Grundlovsdag – den Tag des Grundgesetzes. Offiziell arbeitsfrei ist der Tag aber seit 1975 nicht mehr. Die Dänen sind aber pragmatisch genug, an diesem Tag daheim zu bleiben. Urlaub für den Staat sozusagen. 

Nordisch entspannt:

Ähnlich verfassungstreu sind

  • Serbien (15. Februar)
  • Polen (3. Mai)
  • Kamerun (20. Mai)
  • Norwegen (14. Mai)

Die Befreiten

Der Tag der Befreiung von Fremdherrschaft ist in vielen Ländern ein Feiertag.

  • Italien gedenkt am 25. April der Befreiung von der deutschen Wehrmacht.
  • Die Falklandinseln am 14. Juni der Befreiung von Argentinien.

Neben dem offiziellen Nationalfeiertag gedenken zudem viele Länder Osteuropas der Befreiung durch die Rote Armee, ebenso viele Länder Westeuropas wie Frankreich und die Niederlande dem Ende des 2. Weltkriegs. 

Tag der Befreiung in Eindhoven:

Die Nationalheiligen

Viele Länder feiern auch ihre Nationalheiligen. 

  • Irland (17. März, St. Patricks Day)
  • Ungarn (20. August, Stephanstag)

Der Patricks Day wird nicht nur in Irland gefeiert (sondern auch weltweit in Irish Pubs):

Die Traditionalisten

Natürlich gibt es auch die Geschichtsbewussten, die am Staatsfeiertag der historischen Leistung ihrer Nation erinnern.

Die Schweiz ehrt Tell:

  • Die Schweiz gedenkt am 1. August des Rütli-Schwurs (1291).
  • Spanien feiert am 12. Oktober die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus (1492).
  • Portugal ehrt am 10. Juni den Tod des Nationaldichters Luiz de Camões (1580).

Fazit

Es gibt also viele Möglichkeiten, der Nation zu gedenken. Nur Deutschland feiert einen schlichten Verwaltungsakt, den 3. Oktober 1990, an dem sich die fünf Länder der DDR der Bundesrepublik angliederten. So bedeutsam das als historisches Ereignis auch ist, inhaltlich ist das doch ein bisschen wenig. Fast typisch deutsch.

(dpa, rtr, afp)

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