Nach dem Hack von Twitter-Accounts zahlreicher Prominenter hat der Gründer und Chef des Unternehmens, Jack Dorsey, Aufklärung versprochenBild: reuters / Dado Ruvic
Digital
16.07.2020, 06:3616.07.2020, 09:19
Unbekannten ist es am Mittwoch gelungen,
Werbung für dubiose Kryptowährungs-Deals über Twitter-Profile von
Prominenten wie Ex-Präsident Barack Obama, Präsidentschaftskandidat
Joe Biden und Amazon-Chef Jeff Bezos zu verbreiten. Auch Accounts von
Firmen wie Apple und Uber waren betroffen. Wie genau der in seinem
Ausmaß beispiellose Hack passieren konnte, blieb zunächst unklar.
Viele der Twitter-Accounts wurden zeitweise gesperrt und waren kurze
Zeit später ohne die offensichtlich betrügerischen Nachrichten wieder
online.
Betroffen waren auch Twitter-Profile des früheren New Yorker
Bürgermeisters Michael Bloomberg, des Rappers Kanye West, des
Microsoft-Gründers Bill Gates sowie des Tesla-Chefs Elon Musk. In der
über die Accounts verbreiteten Botschaft wurde versprochen,
eingeschickte Bitcoins doppelt zurückzuzahlen.
Twitter-Chef verspricht Aufklärung
Twitter hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Probleme mit dem
Kapern von Accounts - aber noch nie auf so breiter Front und bei so
vielen prominenten Namen auf einmal. Das Ausmaß der Attacke legt
nahe, dass diesmal nicht wie bei früheren Fällen etwa eine mit
Twitter-Accounts verknüpfte App ausgenutzt wurde - sondern direkt
Systeme von Twitter betroffen sein könnten. D
Nach dem Hack von Twitter-Accounts zahlreicher Prominenter hat der Gründer und Chef des Unternehmens, Jack Dorsey, Aufklärung versprochen. Sobald die Firma "ein besseres Verständnis" von dem habe, was passiert sei, werde man die Öffentlichkeit so ausführlich wie möglich darüber informieren, erklärte Dorsey am Mittwochabend (Ortszeit) über Twitter. "Wir alle bedauern, dass dies passiert ist", schrieb er. "Ein harter Tag für uns bei Twitter." In nächster Zeit könnten Nutzer
Probleme haben, Tweets abzusetzen oder ihr Passwort zu ändern, warnte
die Firma. Wenige Stunden nach dem Zwischenfall hieß es bei Twitter,
die meisten Accounts sollten wieder funktionieren.
Die Accounts der Prominenten dürften mit komplexen Passwörtern sowie
der sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung geschützt sein, bei der
zusätzlich noch ein frisch zugeschickter Code für die Anmeldung auf
einem neuen Gerät erforderlich ist. Dass es dennoch gelang,
Nachrichten im Namen der Prominenten abzusetzen, wirft ernsthafte
Fragen zu den Sicherheitsvorkehrungen von Twitter auf - insbesondere
weniger als vier Monate vor der US-Präsidentenwahl. Der Account des
US-Präsidenten Donald Trump, für den Twitter ein zentraler
Kommunikationskanal ist, war am Mittwoch nicht betroffen.
Auf ein in den Twitter-Nachrichten genanntes Bitcoin-Konto wurde
schnell Kryptowährung im Wert von über 100.000 Dollar eingeschickt.
Twitter hatte die Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft, nachdem
Unbekannte vor knapp einem Jahr Nachrichten über den Account des
Firmenchefs Jack Dorsey verbreitet hatten. Der Dienst erklärte
damals, seine Systeme seien nicht gehackt worden, aber eine
Sicherheitslücke bei Dorseys Mobilfunk-Anbieter habe das Versenden
der Tweets per SMS zugelassen. Zuletzt gelang es Ende Januar einer
Gruppe, die sich "OurMine" nennt, auf den Accounts mehrerer
amerikanischer Football-Teams zu posten. Man habe damit zeigen
wollen, "dass alles hackbar ist", hieß es damals.
(hau/dpa)