
Ackerland am Rande des Regenwaldes am Rande des Iguaçu-Nationalparks.Bild: imago
17.03.2019, 14:5017.03.2019, 14:50
Im Amazonas kreischen die Kettensägen: Nach dem
Amtsantritt des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro
steigert sich die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien weiter.
- Im brasilianischen Amazonasgebiet legte die Abholzung im Januar - dem ersten Monat von Bolsonaros Amtszeit - nach Angaben des Forschungsinstituts Imazon um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 108 Quadratkilometer zu.

Abgebrannte Waldfläche im Amazonasgebiet im Jahr 2017.Bild: imago stock&people
Zwar wurde vor allem auf Privatgelände Holz eingeschlagen. Immerhin
sieben Prozent der Abholzung fand allerdings auf Ländereien der
indigenen Gemeinschaften statt, fünf Prozent in ausgewiesenen
Naturschutzgebieten. Allerdings hatte auch schon vor Bolsonaros
Amtsantritt die Abholzung kräftig zugelegt.
"Die Bekämpfung der Abholzung liegt in der Verantwortung Brasiliens
und sollte eine Priorität der Regierung sein", sagte Carolina Marçal
von der Naturschutzorganisation Greenpeace im Vorfeld des
Internationalen Tag des Waldes am 21. März. "Die neue Regierung
verfolgt eine Politik, die die Rechte der indigenen und angestammten
Bevölkerung verletzt und zu mehr Gewalt auf dem Land und mehr
Umweltzerstörung führt."

Diese Bäume wurden Anfang 2018 gefällt, um Platz für Maniok-Plantagen in der Nähe der brasilianischen Stadt Manaus zu schaffen.Bild: Universal Images Group Editorial/getty
Bolsonaro hat immer wieder klar gemacht, dass Umweltschutz und der
Kampf gegen den Klimawandel nicht ganz oben auf seiner
Prioritätenliste stehen. Er will keine neuen Schutzgebiete im
Amazonasgebiet ausweisen, weitere Rodungen im Regenwald zulassen und
den Umweltschutz an den Bedürfnissen der Wirtschaft ausrichten.
"Unter dem indigenen Land liegt Wohlstand", sagte Bolsonaro einmal.

Bild: reuters
Gleich nach seinem Amtsantritt an Neujahr übertrug er die
Zuständigkeit für die Schutzgebiete der indigenen und
afrobrasilianischen Gemeinschaften dem Landwirtschaftsministerium. An
die Spitze des Ressorts setzte er die einflussreiche Agrar-Lobbyistin
Tereza Cristina. Kritiker meinen, damit werde der Bock zum Gärtner
gemacht.
Der Richtungswechsel könnte auch den internationalen Klimaschutz in
Gefahr bringen, da sich die indigenen Gemeinschaften Brasiliens
traditionell als "Hüter des Waldes" verstehen und Widerstand gegen
die großflächige Abholzung leisten.
Brasilien kommt im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle zu, da das Amazonasgebiet als CO2-Speicher von globaler Bedeutung ist.

Bild: LightRocket/getty
Doch es gibt Hoffnung – in einem anderen Land:
Trotz der massiven Abholzung im Amazonasgebiet ist die Erde laut
einer Studie der US-Raumfahrtbehörde Nasa heute grüner als vor 20
Jahren. Verantwortlich für den Anstieg seien vor allem
Aufforstungsprojekte in China und intensivere Landwirtschaft in
Indien, heißt es in dem Nasa-Bericht. Allerdings könnten diese neuen
Pflanzungen den Verlust an Biodiversität durch die Abholzung
beispielsweise in Brasilien und Indonesien nicht ausgleichen.
Für Bolsonaro stellt der Amazonas-Regenwald vor allem ein bislang
ungenutztes wirtschaftliches Potenzial dar. "Brasilien tut sehr viel
für die Umwelt und den Naturschutz", sagte er zuletzt auf der
Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Das Land
verfüge über zahlreiche natürliche Ressourcen - das wolle er nutzen.
"Wir wollen Fortschritt erzielen und gleichzeitig die Umwelt
schützen und Artenvielfalt erhalten."
(pb/dpa)