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"Anne Will": Ökonom empört Journalistin – "Das ist ein Schlag ins Gesicht"

Journalistin Vanessa Vu kritisiert den Ökonom Michael Hüther
Journalistin Vanessa Vu kritisiert den Ökonom Michael HütherBild: screenshot ZDF
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"Zynischer Umgang mit Menschenleben": Journalistin kritisiert Ökonom im TV scharf

25.01.2021, 07:1725.01.2021, 12:10
maik mosheim
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Deutschland in der Virus-Krise, nächster Teil. Auch bei "Anne Will" am Sonntagabend ist das Coronavirus DAS Thema. Besonders akut: die britische Corona-Mutante "B.1.1.7", die sich langsam in der Bundesrepublik ausbreitet und Studien zufolge ansteckender sein soll als die bei uns bislang gängige Variante.

In der Runde zu Gast:

  • Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
  • Helge Braun (CDU), Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts
  • Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
  • Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler
  • Vanessa Vu, Journalistin, Redakteurin bei "Zeit Online"

Wie gefährlich die Mutante denn sei, leitet Moderatorin Will die interessante Debatte mit einer Frage an Helge Braun ein. "Sie wird, wie in anderen Ländern auch, die Führung übernehmen", sagt Braun und lässt durchklingen, dass er die Virus-Mutante für sehr gefährlich hält. Braun hatte in den vergangenen Monaten immer wieder davor gewarnt, nicht zu nachlässig zu werden. Doch nicht nur die britische Variante des Virus macht Politik und Wissenschaft sorgen, auch die aus Südafrika und Brasilien sind nicht gerade ungefährlich – im Gegenteil.

"Die südafrikanische ist noch eine Qualität mehr und die brasilianische nochmal erheblich."
Uwe Janssens

Was Janssens meint ist, dass die brasilianische Corona-Variante der brasilianischen Bevölkerung erheblich zugesetzt hat und sich dem bisherigen Forschungsstand zufolge eventuell auch ehemals Infizierte mit dieser Variante erneut anstecken könnten. In Deutschland wurde sie bislang "nur" in einem Bundesland nachgewiesen. Breitet sie sich allerdings aus, wäre das extrem gefährlich.

Die Runde bei "Anne Will".
Die Runde bei "Anne Will".Bild: screenshot ZDF

Die "No-Covid"-Strategie

Doch wie verhindert man die Ausbreitung? Ein Ansatz dafür ist die "No-Covid"-Strategie, ein Papier, das von vielen führenden Wissenschaftlern und Ärzten unterschrieben wurde. Die Strategie zielt darauf ab, die Inzidenz-Werte mit einschneidenden Maßnahmen auf unter 10 zu drücken. Ab einer Inzidenz von unter 10 würde eine Zone die Farbe grün bekommen, alles darüber wäre eine rote Zone.

In den grünen Zonen würden, so der Plan, die Corona-Maßnahmen fallengelassen werden und die Bürger könnten ihr normales Leben wieder führen. Geht die Inzidenz-Zahl allerdings wieder hoch, würden sofort wieder scharfe Vorgaben gelten.

Journalistin kritisiert Ökonom scharf

Die radikale Strategie stößt zwar auf Zustimmung aus verschiedenen Bereichen, aber gleichfalls auch auf Ablehnung. Einer von den Ablehnern ist Ökonom Michael Hüther. Er plädiert dafür, die Inzidenz lieber etwas runterzuschrauben und dann zu stabilisieren, um so bald wie möglich dann an anderen Stellen Erleichterungen zu ermöglichen. In seiner Position verwundert nicht, dass er sich vor allem Sorgen um das Ergehen der deutschen Wirtschaft macht.

Die Journalistin Vanessa Vu hält die "No-Covid"-Strategie für sinnvoll.
Die Journalistin Vanessa Vu hält die "No-Covid"-Strategie für sinnvoll.Bild: screenshot ZDF

Journalistin Vanessa Vu sieht Hüthers Argumentation sehr kritisch, äußert sich empört:

"Das ist ja ein zynischer Umgang mit Menschenleben. Ich verstehe gar nicht, wie man so argumentieren kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die gerade ihre Angehörigen verlieren und eine Kapitulation vor diesem Virus."
Vanessa Vu

Hüther nimmt die harte Kritik stoisch entgegen und wehrt sich im Anschluss. "Ich halte das für völlig unpraktikabel", sagt er. Es sei ein viel zu großer Aufwand nötig, um die "No-Covid"-Strategie durchzusetzen. Kanzleramtsminister Helge Braun pflichtet Hüther bei, betont, dass die "No-Covid"-Strategie zwar ihre Berechtigung habe, er sie aber nicht für umsetzbar halte.

Der Ökonom Michael Hüther argumentiert gegen die "No-Covid"-Strategie
Der Ökonom Michael Hüther argumentiert gegen die "No-Covid"-StrategieBild: screenshot ZDF

Journalistin Vu verteidigt die Strategie aber weiterhin mit Leidenschaft. Auch Malu Dreyer kriegt die Kritik der Journalistin ab, als sie Dreyer fragt, warum sie die "wissenschaftlich fundierte Theorie" zurückweisen würde.

"Das will ich entschieden zurückweisen."
Malu Dreyer

Die "No-Covid"-Strategie sei nur eine von mehreren Ansätzen, sie würde eben einer anderen wissenschaftlichen Meinung vertrauen.

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer.
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer.Bild: screenshot ZDF

So richtig zufriedenstellend ist die Antwort nicht, auch Journalistin Vu scheint das etwas anders zu sehen, sagt aber nichts mehr dazu.

Uwe Janssens und sein (ausufernder) Vergleich

Die politische Elite muss sich an diesem Abend die Kritik der anderen Talk-Gäste gefallen lassen. Uwe Janssens macht sein Problem mit dem politischen Handeln an einem, zugebenermaßen etwas schwergängigen, Beispiel deutlich.

"Deutschland ist ein Patient", beginnt der Mediziner. Der Patient leide an einer Blutvergiftung.

"Jetzt stehen da 16 Ärzte um den Patienten Deutschland herum und eine Chefärztin, die Frau Merkel an der Stelle heißt. Und jeder der 16 Ärzte hat eine andere Meinung, machen wir mal ein bisschen dies, mal ein bisschen das."
Uwe Janssens

Und das sei genau das, was gerade in Deutschland passiere. Der Patient bekomme nur die halbe Dosis Antibiotikum, was in Janssens Ausführung wohl für den halb-harten Lockdown stehen soll. Er erhole sich etwas, nur um dann wieder in das alte Krankheitsstadium zurückzufallen.

Der Intensivmediziner Uwe Janssens.
Der Intensivmediziner Uwe Janssens.Bild: screenshot ZDF

Janssens sieht diesen Weg nicht als zielführend an, plädiert für eine zukunftsfähigere, konsistentere Strategie. Die will auch Vanessa Vu. Für sie ist die Homeoffice-Pflicht ein wichtiges Instrument. Die gibt es aber in Deutschland nicht, die Arbeitgeber werden lediglich dazu aufgefordert, Homeoffice wenn möglich anzubieten. Dass das nicht großflächig umgesetzt und vor allem nicht großflächig kontrolliert werden kann, weiß auch der verlegen dreinschauende Helge Braun.

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