Es gibt Möglichkeiten, FFP2-Masken mehrfach zu nutzen.Bild: imago images / Friedrich Stark
Gesundheit & Psyche
Auskochen, Auslüften, Ausbacken: Wer eine
FFP2-Maske mehrmals nutzen möchte, hat verschiedene Optionen zu einer
infektionssicheren Wiederaufbereitung.
Manche Hersteller werben darüber hinaus mit selbstdesinfizierenden
Masken. Viren, die bei diesen Modellen womöglich an der Oberfläche
andocken, sollen dort nach kurzer Zeit abgetötet sein.
Doch ist eine Wiederaufbereitung überhaupt nötig und welche Methoden
sind dafür empfehlenswert? Und was steckt hinter den Masken mit
virenabtötendem Material - lohnt die Investition in solche
vergleichsweise teuren Modelle?
Der Chemiker Martin Kreyenschmidt beschäftigt sich seit mehr als
einem Jahr mit der Frage, wie sich FFP2-Masken wiederaufbereiten
lassen. Der Professor arbeitet in einem interdisziplinären Team an
der Fachhochschule (FH) Münster an einem Forschungsprojekt, das vom
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gefördert
wird. "Das Projekt geht auf den Ausgangspunkt der Pandemie zurück,
als noch zu wenig Masken verfügbar waren", sagt Kreyenschmidt.
Viren abtöten, Filter erhalten
Die große Frage lautet: Wie lässt sich eine Maske desinfizieren, so
dass zwar Corona-Viren und andere Keime abgetötet werden, aber die
Filterleistung bestehen bleibt?
Man kann sich natürlich fragen, wofür die Masken überhaupt
wiederaufbereitet werden müssen. Doch die Prozedur erfüllt einen
wichtigen Zweck. Man muss sich dafür klarmachen: Erreger, die die
Trägerin oder der Träger ausgeatmet haben, bleiben an der Innenseite.
Setzt man die Maske erneut auf, atmet man sie wieder ein. Außerdem
können an der Außenseite haftende Viren über die Hände verschmiert
werden, etwa wenn man die Maske zurechtgerückt oder abgenommen hat.
Über die Hände gelangen sie womöglich in Augen oder Nase und damit in
den Körper.
Kurz gesagt: Es ist sicherer, wenn Bakterien und Viren vor der
erneuten Nutzung abgetötet wurden. Nur sollte der Filterschutz, den
die Maske bietet, davon nicht beeinträchtigt werden.
Drei Verfahren für den privaten Bereich
Die Münsteraner Forscherinnen und Forscher haben inzwischen drei
Desinfektionsverfahren für den Privatgebrauch identifiziert: im Ofen,
an der Luft und im Kochtopf. Wobei die Ofenmethode vielfach
kritisiert wurde, weil man als Anwender eine Menge falsch machen
kann: Ist der Ofen zu heiß, nimmt der Filter Schaden. Ist er zu kalt,
werden die Viren nicht abgetötet.
Die beste Variante ist aus Kreyenschmidts Sicht das Abkochen im Topf.
Die Maske kommt dazu in einen fest verschlossenen Koch- oder
Gefrierbeutel und darin für zehn Minuten in kochendes Wasser. "Das
ist eine sehr einfache Methode, wo man wenig falsch machen kann",
sagt der Chemiker. "Dabei werden nicht nur sicher Coronaviren
abgetötet, sondern auch eine Vielzahl anderer Bakterien. Das haben
wir breit mikrobiologisch untersucht."
Maximal drei Mal lässt sich so eine Maske auskochen. Bevor man zur
Tat schreitet, sollte man sich die Beschreibung der Forscherinnen und
Forscher aber gut durchlesen. Sie ist gratis im Netz verfügbar.
Eine weitere Methode ist das Lufttrocknen: Man hängt die Maske nach
der Nutzung an einen Haken und lässt sie eine Woche lang trocknen.
Das geht bis zu fünf Mal, ehe man die Maske entsorgen sollte.
Der Arbeitsschutzexperte Peter Paszkiewicz sieht die
Wiederaufbereitungsmethoden skeptisch und gehört zu den Kritikern der
Ofenmethode. Wenn man eine Maske mehrere Male nutzen will, rät der
Fachmann vom Institut für Arbeitsschutz bei der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) allenfalls zum Lufttrocknen.
In Taschen entwickeln sich Bakterien "vorzüglich"
"Das ist, was wir empfehlen: an den Haken hängen und trocknen
lassen", sagt Paszkiewicz. Auf keinen Fall sollte man die Masken in
seiner Handtasche oder Jackentasche schmoren lassen. "Dann entwickeln
sich Bakterienkulturen ganz vorzüglich." Die Maske sollte frei
hängen, idealerweise einige Tage lang und im Sonnenlicht.
Die Angaben NR oder R auf den Masken sind laut Paszkiewicz für
Alltagsnutzer nicht relevant. Ersteres steht für nicht
wiederverwendbar, Letzteres für wiederverwendbar. "Infektiologisch
hat das keine Relevanz, es ist eher auf den Arbeitsschutz bezogen",
ordnet er ein. Bei R-Masken gehe es darum, dass sie nach der
Benutzung, etwa zum Schutz gegen flüssige Aerosole wie feinste
Öltröpfchen und deren Einlagerung im Filtermaterial, auch über eine
Arbeitsschicht hinaus ihre volle Filterleistung entfalten können.
Gut zu wissen für Privatnutzer: Die Wiederaufbereitungsempfehlungen
der Münsteraner Forscherinnen und Forscher gelten auch für NR-Masken.
Maskenstoff deaktiviert Viren und Bakterien
Und was ist mit selbstdesinfizierenden Masken? Deren Prinzip klingt
einleuchtend: Spezielle Materialien im Maskenstoff deaktivieren Viren
und Bakterien innerhalb einer bestimmten Zeit. Anschließend kann man
die Maske wieder sorglos aufsetzen. Das erscheint sicher und
nachhaltig, schließlich erspart man der Umwelt eine Menge Maskenmüll.
Eine Lösung sind positiv geladene textile Oberflächen, die die
negativ geladenen Viren- oder Bakterienzellen bei Kontakt zerstören.
Auf diese Technologie setzt der Schweizer Hersteller Livinguard.
Masken mit der Technologie gibt es unter anderem in Drogerien. Sie
kosten teils mehr als 20 Euro und sollen laut Anbieter mehr als 200
Mal wiederverwendbar sein.
Forscher der Freien Universität Berlin haben die Textilien von
Livinguard untersucht. Ihr Ergebnis: Anhaftende Viren werden hier
kontinuierlich deaktiviert, was den Umgang mit den Masken sicherer
mache, wie es in einer Mitteilung der Uni heißt. Allerdings: Das
Deaktivieren von SARS-CoV-2-Viruspartikeln geschieht laut FU
"innerhalb weniger Stunden". Es ist also nicht so, dass gefährliches
Material sofort bei Kontakt neutralisiert wird, sondern es dauert
etwas.
Martin Kreyenschmidt hat jahrelang im Bereich antiviraler und
antimikrobieller Materialien geforscht und sagt: "Aus meiner Sicht
wiegen solche Masken den Verbraucher in einer falschen Sicherheit."
Man könne nicht realistisch sagen, wie schnell der Wirkmechanismus an
unterschiedlichen Stellen nachlasse oder blockiert werde, sagt der
Experte mit Blick auf Technologien, die mit Ladungen arbeiten.
Es gibt auch andere Ansätze wie Zink- oder Silberverbindungen im
Maskenstoff, um Viren abzutöten. Unabhängig von der Technologie ist
bei selbstdesinfizierenden Masken aber generell ein genauer Blick auf
die jeweilige Zertifizierung empfehlenswert. Sind es medizinische
Masken und wenn ja, welchem Standard entsprechen sie? So lässt sich
vermeiden, dass man viel Geld für eine Maske ausgibt, die einem am
Ende aber nichts nützt, weil sie zum Beispiel die Anforderungen zum
Tragen im öffentlichen Nahverkehr nicht erfüllen.
(ogo/dpa)
Kein sauberes Trinkwasser, nicht genügend zu Essen, keine gute medizinische Versorgung – ein Mangel in der Grundversorgung führt zu einer hohen Kindersterblichkeit weltweit. Entwicklungsländer sind besonders betroffen. Doch es zeichnet sich ein Fortschritt ab: Heute überleben mehr Menschen die ersten fünf Jahre ihres Lebens, als es noch vor rund 25 Jahren der Fall war.