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Fragen der Liebe: Warum Frauen seltener einen Orgasmus haben als Männer

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Für deutlich mehr Frauen als Männer enden Liebesnächte ohne einen Höhepunkt.Bild: pexels / cottonbro studio
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Warum Frauen so selten einen Orgasmus haben – besonders beim Sex mit Männern

22.01.2023, 21:2122.01.2023, 21:22
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Seit Jahrhunderten kämpfen Frauen weltweit um Gleichstellung gegenüber Männern. In der breiten, öffentlichen und auch in der kleinen, privaten Debatte geht es um Bezahlung, Kinderbetreuung und Mental Load. Doch ein Bereich des Alltagslebens wird dabei häufig übersehen: Orgasmen.

"Wenn Frauen Sex mit Männern haben, sind Orgasmen wohl für viele Frauen eher die Ausnahme als die Regel."
Urologin Brookman-May

Denn während viele Männer beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr regelmäßig einen Höhepunkt erleben (86 Prozent), sieht es bei ihren Partnerinnen oft ganz anders aus (62 Prozent, Studie von 2018). Frauen "kommen" auch heute noch seltener als Männer, zumindest beim partnerschaftlichen Geschlechtsverkehr. Als "Orgasm Gap" wird dieser Umstand bezeichnet – die Orgasmuslücke.

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Bei lesbischem Sex erleben Frauen im Schnitt häufiger und zuverlässiger Orgasmen.Bild: pexels / cottonbro studio

Aber warum kommen Frauen so viel seltener als Männer? Gynäkologin Mandy Mangler und Urologin Sabine Brookman-May erklären die Hintergründe. Die beiden Professorinnen sind Mitglieder des medizinischen Beirats bei der Frauengesundheitsplattform MySummer und dem Medical Board von Wellster Healthtech.

Der "Orgasm Gap" ist ein heterosexuelles Problem

"Vor allem, wenn Frauen Sex mit Männern haben, sind Orgasmen wohl für viele Frauen eher die Ausnahme als die Regel, erklärt Sabine Brookman-May: "In einer Umfrage aus dem Jahr 2018 sagte jede fünfte bis sechste heterosexuelle Frau, dass sie nur sehr selten bis nie zum Orgasmus beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr komme."

Frauen, die Umfragen zufolge häufiger kommen, nennen zwei wesentliche Faktoren für einen Orgasmus: sich aufeinander konzentrieren und dabei Zeit lassen. "Umfragen haben außerdem gezeigt, dass lesbische Frauen beim Sex doppelt so oft immer zum Orgasmus kommen wie heterosexuelle und deutlich seltener nie", so die Ärztin weiter.

Doch die Problematik geht noch weiter: "Bei Selbstbefriedigung gibt es dagegen keinen Unterschied zwischen hetero- und homosexuellen Frauen", wie Brookman-May ausführt. Frauen können also durchaus verlässliche Orgasmen haben, nur im Zusammenspiel mit Männern hakt es verhältnismäßig oft: "Anscheinend hat die Orgasmuslücke zwischen Frauen und Männern weniger mit biologischen Unterschieden zu tun als mit der Art und Intensität der Stimulation", folgert die Ärztin.

"Es herrscht immer noch der Irrglaube, dass es vaginale Orgasmen gibt."
Gynäkologin Mandy Mangler

Das Problem: Reine Penetration. Heterosexueller Sex konzentriert sich oft vor allem darauf; dabei haben die meisten Frauen eher wenig davon. Für sie führt vor allem die Stimulation der Klitoris zum weiblichen Orgasmus. Doch über Aufbau und Macht der Klitoris wissen viele Menschen immer noch zu wenig Bescheid, berichtet Mandy Mangler:

"Gerade in Bezug auf die Klitoris gibt es viel Halb- und Unwissen. Es herrscht immer noch der Irrglaube, dass es vaginale Orgasmen gibt oder dass alleinige Penetration für Frauen eine lebbare Sexualität darstellt."

"Sex" würde viel zu oft noch als Synonym für vaginale Penetration benutzt, doch "aus der Perspektive der Frau betrachtet, braucht es keine Vagina für eine zufriedene Sexualität. Und Penetration ist, obwohl die Gesellschaft oft etwas anderes impliziert, überhaupt nicht wichtig für unsere Lust und Sexualität", erklärt die Gynäkologin.

Beim Vaginalverkehr wird die Klitoris vernachlässigt

Das heißt nicht, dass Penetration nicht schön sein kann, im Gegenteil, der Klassiker unter den Sexarten kann "etwas sehr Inniges und Verbindendes sein", sagt sie, "aber sie löst bei den meisten Menschen mit Klitoris keinen Orgasmus aus."

Was viele nicht wissen: Die Klitoris ähnelt dem Penis viel mehr als von außen sichtbar. Sie ist etwa neun Zentimeter lang und reicht in den Körper hinein. Der zugängliche Teil wird auch "Klitoriseichel" genannt und lässt sich ganz ähnlich der Peniseichel stimulieren – was vielen Männern dabei helfen kann, sich vorzustellen, was sich wohl für die Partnerin gut anfühlt.

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"Das Äquivalent zum Penis ist die Klitoris", macht Mandy Mangler deutlich. Wenn beide Körperteile mit derselben Aufmerksamkeit behandelt würden, wäre die Orgasmuslücke vermutlich schon etwas kleiner. Im Zweifelsfall hilft es, das sexuelle Repertoire gemeinsam auszuweiten, anstatt stur beim Vaginalverkehr zu bleiben.

Vagina Orgasmus orgasm sex Vulva
Die Lust von Frauen kann vielfältig stimuliert werden. Das sind doch gute Nachrichten. Bild: pexels / Ivan Babydov

Und wenn es nur um den Orgasmus der Frau geht, ist Penetration bekanntermaßen gar nicht nötig. "Man muss nichts in die Vagina stecken, man braucht nur die Vulva", erinnert Mangler. "Und manchmal noch nicht einmal die: Manche bringt auch die Stimulation anderer Körperteile, wie zum Beispiel Ohren oder Nippel, zum Orgasmus." Miteinander sprechen und gemeinsam die Körper erkunden lautet also die Devise. Gibt es irgendeinen geileren Weg, die Welt ein wenig gerechter zu machen...?

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