Urlaub: Die sechs schlechtesten Bahnhöfe liegen in Deutschland – Detail wichtig

Der Bremer Hauptbahnhof landete weit hinten im Ranking.Bild: dpa / Sina Schuldt

Die sechs schlechtesten Bahnhöfe Europas liegen in Deutschland

Dariusch Rimkus

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Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass die Deutsche Bahn chronisch unterfinanziert ist. Sogar die Bahn selbst hat dies in eigenen Analysen festgestellt. Aufgrund unzureichender Investitionen in den letzten Jahren und Jahrzehnten mangelt es der Bahninfrastruktur an allen Ecken und Enden.

Dies führt vorrangig zu den unzähligen Verspätungen und Ausfällen, für welche die DB sogar im Ausland berühmt ist. Zuletzt verkündete die Schweiz im Sommer, dass sie zukünftig weniger Fernzüge aus Deutschland durch ihr Land fahren lassen will, da auf diese kein Verlass sei.

Doch nicht nur die Pünktlichkeit der Züge leidet unter dem Sparkurs bei der Bahn. Auch viele Bahnhöfe in ganz Deutschland sind sanierungsbedürftig. Aufzüge und Rolltreppen funktionieren nicht, die Gebäude sind verschmutzt, die Führung von U- und Busbahnhof zu den Gleisen ein Labyrinth.

Die schlechten Zustände hat nun ein europaweites Ranking unterstrichen – denn dort bilden deutsche Bahnhöfe das Schlusslicht.

Ranking der besten Bahnhöfe: Deutschland weit hinten

Der internationale Verbraucherverband Consumer Choice Center hat seinen vierten jährlichen Bahnhofsindex veröffentlicht. Deutschland gibt dort kein gutes Bild ab. Die letzten sechs Plätze belegen allesamt deutsche Bahnhöfe: Auf den Essener Hauptbahnhof, Berlin-Ostkreuz, Berlin-Gesundbrunnen, Berlin-Zoologischer Garten und München-Pasing folgt auf dem 50. von 50 Rängen der Bremen Hauptbahnhof.

Kriterien für das Ranking waren laut der Organisation unter anderem die Anzahl der Bahnhofsdienste, die Qualität der Zugänge, die Anbindung an den Verkehr sowie das Angebot des kostenlosen WLANs. Zur Ermittlung der Daten wurden neben eigener Forschungen auch Berichte nationaler Behörden, Stationspläne und Echtzeit-Updates analysiert.

Aufgrund dieser Daten ergibt sich ein verheerendes Bild deutscher Bahnhöfe. Zwar liegen in der Auswertung sowieso 21 von 50 Bahnhöfen in Deutschland, wodurch sie generell einen hohen Anteil in der Statistik haben und das schlechte Abschneiden der sechs genannten Bahnhöfe etwas relativiert wird. Zudem liegt der Berliner Hauptbahnhof sogar auf Platz drei.

Dennoch schneiden deutsche Bahnhöfe im Schnitt nicht gut ab, was laut den Urhebern der Erhebung vor allem an den eklatanten Verspätungen und langen Wartezeiten lag.

Bahnhofsindex mit Vorsicht zu genießen

Der Bahnhofsindex weist zwar vollkommen zurecht auf Mängel an deutschen Bahnhöfen hin. Dennoch ist der Bericht mit Vorsicht zu genießen. Die Verbraucherorganisation Consumer Choice Centers ist laut dem Transparenz- und Demokratieverein "Lobbycontrol" eine Anti-Klimaschutz-Lobbyorganisation.

Darauf weisen auch Details in der Erhebungsmethode hin. Viele der insgesamt 16 Kriterien geben nur zwischen drei bis zehn Punkte für das Gesamtergebnis. Vier Kriterien stechen hingegen heraus: Für Wartezeiten werden bis zu 10 Punkte vergeben, für Verspätungen bis zu 15. Diese beiden Kriterien hängen unmittelbar zusammen und sind in Deutschland gemeinhin ein Problem, wenn auch weniger aussagekräftig für den Zustand der Bahnhöfe.

Weitere 30 Punkte wurden insgesamt für Shops und Restaurants vergeben. Dabei wurde nicht etwa die Größe des jeweiligen Bahnhofs berücksichtigt, sondern die absolute Zahl an Shops und Restaurants gezählt. Zudem stellt sich die Frage: Warum wurden lediglich 50 Bahnhöfe untersucht?

Sind Deutschlands Bahnhöfe derart schlecht? Jein.Bild: dpa / Felix Kästle

Bericht äußert Kritik an Deutschlandticket

Es drängt sich die Möglichkeit auf, dass das Consumer Choice Center die Anzahl an Bahnhöfen extra so limitiert hat, dass der Anteil an deutschen möglichst hoch ist, denn in Deutschland gibt es nun mal viele der meistgenutzten Bahnhöfe Europas. Und dass die Organisation zudem die Kriterien so gewählt hat, dass deutsche Bahnhöfe möglichst schlecht abschneiden.

So kritisiert der Abschlussbericht des Bahnhofsindex, dass die Einführung des Deutschlandtickets für Verspätungen und Wartezeiten an deutschen Bahnhöfen geführt hat:

Das Deutschlandticket wird gar als erster Grund dafür genannt, dass der Bahnhofsindex insgesamt im Vergleich zum letzten Jahr schlechter ausfiel.

Ob die Erhebung nun übertreibt und Lobbyismus gegen klimafreundliche Mobilität betreibt oder die Wahrheit über deutsche Bahnhöfe ausspricht: Dass sich die Investitionen in die Deutsche Bahn erhöhen sollten, ist in jedem Fall Fakt.