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Nosferatu-Spinne in Deutschland: Wie gefährlich und giftig ihr Biss ist

Nosferatu Spinne
Die Nosferatu-Spinne ist eine Jägerin, die sich in Deutschland vermehrt ausbreitet.Bild: Wolfgang Dibiasi
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Nosferatu-Spinne in Deutschland: Biologe erklärt, wie gefährlich sie wirklich ist

13.04.2024, 15:4713.04.2024, 16:13
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Die Nosferatu-Spinne breitet sich zunehmend in Deutschland aus. Erstmals wurde sie in der Bundesrepublik im Jahr 2005 gesichtet, inzwischen ist sie einer neuen Studie zufolge fast bundesweit verbreitet. Wie sich jetzt zeigt, sogar deutlich mehr als zuvor angenommen.

Sie zählt zu den wenigen Spinnenarten, deren Biss die Haut durchdringen kann. Doch wie fühlt sich ihr Biss an? Wie kam sie nach Deutschland? Wie gefährlich ist sie tatsächlich und welche Risiken gehen von ihrer Verbreitung aus?

Wolfgang Dibiasi kann Antworten liefern. Der Biologe hat nicht nur mehrere Exemplare dieser Spinnenart in seiner Wohnung und wurde bereits mehrfach von ihr gebissen. Er ist auch spezialisiert auf Gifttiere, vorwiegend auf toxische Insekten und Schlangen. Auf Youtube informiert der 33-Jährige bereits 152.000 Abonnenten über die bunte Welt der Biologie, seine Videos haben teils über eine Million Klicks. Im Gespräch mit watson erklärt der Biologe, was es mit der Nosferatu-Spinne auf sich hat.

Wie verbreitet ist die Nosferatu-Spinne in Deutschland?

"Relativ weit verbreitet. Wir wissen, dass sie schon ziemlich weit in den Norden vorgedrungen ist", sagt Wolfgang Dibiasi. In seinem Wohnort Südtirol gehört die ehemals eingewanderte Art mittlerweile zu den häufigsten Spinnenarten. Gemäß einer neuen Studie ist die Nosferatu-Spinne auch in Deutschland weiter verbreitet als bisher angenommen.

Das nationale Meldeportal offenbarte laut dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu), dass die Spinne bereits 2022 nahezu flächendeckend hierzulande anzutreffen war. Allein in Mecklenburg-Vorpommern war sie noch vergleichsweise selten erfasst worden. Die Ausdehnung ihres Lebensraums ist mehr als doppelt so groß wie bisher angenommen, wie Alexander Wirth und Gaby Schulemann-Maier von Nabu-naturgucker in der Fachzeitschrift "Frontiers in Arachnid Science" berichten.

HANDOUT - 18.09.2017, Baden-W
Die Nosferatu-Spinne breitet sich in Deutschland zunehmend aus.Bild: NABU / Robert Pfeifle

"Sie breitet sich durch den Klimawandel und den Einfluss des Menschen weiter aus. Ich glaube sogar, dass der Mensch der primäre Faktor war, der der Nosferatu-Spinne über die Alpen geholfen hat", erklärt Wolfgang Dibiasi. Etwa mithilfe von Güterverkehr und Reisenden. Durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen in Deutschland fühle sie sich hierzulande dann immer wohler. Die weitere Verbreitung lasse sich dementsprechend nicht aufhalten und sei völlig normal, zumal die Spinne sehr anpassungsfähig sei.

Welche Auswirkungen hat die Nosferatu-Spinne auf das Ökosystem?

"Die Verbreitung der Nosferatu-Spinne hat auf jeden Fall einen Einfluss auf das Ökosystem", sagt der Biologe. Ob sich die Spinne positiv oder negativ darauf auswirke, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen. "Was gut und was schlecht ist, liegt außerdem im Auge des Betrachters", sagt er.

Was sich jedoch mit Sicherheit sagen lasse, ist, dass die Nosferatu-Spinne mit anderen Spinnen konkurriere. Etwa mit der Hauswinkelspinne. Denn: "Die Nosferatu-Spinne ist ein Spinnenjäger", erklärt Dibiasi gegenüber watson. Sie fresse andere Spinnen und sei auch in der Lage, größere Spinnen zu überwältigen. Das liege an der wirksamen Jagdmethode der Giftspinne.

Wie gefährlich ist die Nosferatu-Spinne?

Gefährlich ist die Nosferatu-Spinne zwar für andere Insekten und Spinnen, nicht aber für den Menschen. "Ihr Biss ist nicht gefährlicher als ein Bienenstich", stellt Dibiasi klar. Ein Stich einer Biene sei sogar potenziell gefährlicher als der Biss einer Nosferatu-Spinne. Zudem sei es eine eher scheue Art. Nur, wenn sie bedrängt werde oder ihr Gelege verteidige, beiße sie auch bei Menschen zu und zeige aggressives Verhalten.

Wie fühlt sich ein Biss der Nosferatu-Spinne an?

"Der Biss fühlt sich etwas weniger intensiv an als ein Bienenstich", sagt Wolfgang Dibiasi. Er spricht aus eigener Erfahrung, da er bereits mehrfach von dieser Spinnenart gebissen worden sei. Davon hat er auch ein Video auf Youtube veröffentlicht. "Der Biss selbst war tatsächlich ziemlich schmerzhaft und ich habe mich natürlich erschrocken", erzählt er. Danach habe die Bissstelle eine Weile lang gebrannt und wurde rot. Nach zwei Tagen seien alle Symptome abgeklungen gewesen.

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Wie groß ist die Nosferatu-Spinne und wie erkenne ich sie?

"Die Nosferatu-Spinne kann ungefähr so groß wie eine Zwei-Euro-Münze werden", erklärt Wolfgang Dibiasi. Im Kampf mit einer viel größeren Hauswinkelspinne sei sie in der Lage, diese zu überwältigen. Außer, sie tappt in ein Nest ihres größeren Konkurrenten. "Die Nosferatu-Spinne ist auch viel intelligenter als die Winkelspinne", erklärt der Biologe. Ganz nebenbei erzählt er, dass er die Nosferatu-Spinne bereits zum Schwimmen gebracht habe.

Wie man sie erkennt? Die Beine sind gelblich-grau, manchmal auch dunkel gefärbt, mit schwarzen Ringeln. "Sie sieht ein bisschen aus wie die große Wolfsspinne", sagt Dibiasi. Eine Besonderheit ist, dass sie dank ihrer Hafthaare an den Füßen auch an glatten Oberflächen wie etwa Glaswänden krabbeln kann. Sie sei verhältnismäßig dick, sagt Dibiasi.

Das auffälligste Erkennungsmerkmal sei ihre Zeichnung auf dem Vorderkörper. Diese erinnere an das Gesicht von Nosferatu (Anm.d. Red.: ein dämonisch aussehender Vampir aus dem gleichnamigen Spielfilm "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens"). "Die sieht fast so aus wie ein kleiner Totenkopf oder Dämon", erklärt der Biologe. Daher komme auch ihr Name.

Die Zeichnung auf der Nosferatu-Spinne erinnert an das Gesicht von Nosferatu.
Die Zeichnung auf der Nosferatu-Spinne erinnert an das Gesicht von Nosferatu.Bild: Wolfgang Dibiasi
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