Noch vor der Kundgebung "gegen Rechtsruck, gegen Hass und Hetze" vom Bündnis "Bad Freienwalde ist bunt" ist am Sonntagmittag eine Gruppe von zehn bis 15 Vermummten in die wartende Menge gestürmt und hat Besucher:innen angegriffen.
Augenzeug:innen berichten gegenüber der "taz", dass mindestens zwei Menschen einen Schlag ins Gesicht bekommen haben. Auch ein Reporter des rbb beobachtete solche Szenen. Laut Angaben der Polizei setzte die Truppe auch Schlagwerkzeuge und Holzstöcke ein; mindestens zwei Personen wurden verletzt.
Als die Polizei am Marktplatz in Bad Freienwalde angekommen war, waren die Täter:innen bereits geflüchtet. Von ihnen fehlt auch weiterhin jede Spur. Dass es sich bei ihnen aber um Menschen aus dem rechtsextremen Milieu handelt, daran haben viele keinen Zweifel.
"Dieser hinterhältige Angriff reiht sich in eine besorgniserregende Serie rechtsextremer Gewalt in Brandenburg ein", erklärt etwa das Aktionsbündnis "Brandenburg zeigt Haltung" dem "Tagesspiegel". Die Amadeu Antonio Stiftung spricht auf der Plattform X ebenfalls von einem rechtsextremen Angriff, der zeige, "wie enthemmt und mit welchem Selbstbewusstsein die Szene auftritt".
Wer genau die Täter:innen sind, weiß man jedoch nicht. Judith Strohm, die Sprecherin von "Bad Freienwalde bleibt bunt", beschreibt sie gegenüber dem rbb als "von der Statur her sehr schlank und von den Bewegungen extrem agil", außerdem als sportlich und durchtrainiert. Sie geht davon aus, dass es sich daher eher um jüngere Menschen gehandelt haben dürfte.
Dafür spricht auch die Entwicklung der rechtsextremen Szene in der Gegend. "In Bad Freienwalde gibt es eine klare rechte Jugendkultur, die in den vergangenen rund zwei Jahren noch stärker geworden ist", berichtet Rechtsextremismus-Experte und Mitarbeiter der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt in Märkisch-Oderland, Tom Kurz, gegenüber der "taz".
Dazu gehört die "Deutsche Jugend Voran", bei denen es sich um eine gewaltbereite rechtsextremistische Jugendgruppe handelt. Aber auch die neonazistische Partei "III. Weg" sowie deren Nachwuchsorganisation "Nationalrevolutionäre Jugend" (NRJ) sind in dem 12.000-Einwohner:innen-Dorf aktiv.
Letztere hat das "Bündnis Bad Freienwalde ist bunt" bereits seit längerer Zeit ins Visier genommen. Laut einer Mitteilung der NRJ auf ihrer Website waren sie im Februar bei einer Veranstaltung des Bündnisses, um Flyer zu verteilen. Teilnehmende sollen hier auch bedroht worden sein, berichtet der Verein Opferperspektive dem "Tagesspiegel".
Es ist nicht der einzige Vorfall der vergangenen Monate und Jahre: Teilnehmer:innen einer Kundgebung des Bündnisses wurden bereits gefilmt, die Demo-Route mit Drohungen beschmiert. Das zeige, wie sich die Situation vor Ort zugespitzt habe, sagt Kurz. Doch die Tat am Sonntagmittag sei ein "erschreckender neuer Höhepunkt".
