Es gibt viele verstörende Dinge. Etwa Fingernägel, die auf einer Schiefertafel kratzen. Auch traurige Clowns sind zum Fürchten. Manchmal reicht nur ein Name für solche Furcht. Wie etwa Paciencia – zumindest für die Fans von Benfica Lissabon. Mit Goncalo Paciencia, dem Angreifer von Eintracht Frankfurt, hat das allerdings nur wenig zu tun – das große Feindbild der Rot-Weißen ist nämlich vielmehr dessen Vater Domingos.
Der besitzt als ehemaliger Stürmer des FC Porto noch immer Legendenstatus beim Erzrivalen von Benfica. Sieben Meisterschaften und mehr als 100 erzielte Treffer zeugen von einer wunderbaren Zeit zwischen 1987 und 2001. Der Weg des heute 24-jährigen Goncalo war also irgendwie vorgezeichnet.
"In meiner Kindheit habe ich jedes Spiel von Porto gesehen, natürlich auch wegen meines Vaters. Es ist ein großer Club mit ähnlich verrückten Fans wie in Frankfurt", sagte Goncalo Paciencia, der in Porto geboren wurde, dort sämtliche Nachwuchsmannschaften durchlaufen und 2014 auch sein Profidebüt im Reserveteam der Blau-Weißen gefeiert hatte.
Seine drei Jahre als Profi der A-Mannschaft (2015 bis 2018) verbrachte Paciencia nach Leihgeschäften aber größtenteils bei anderen Vereinen, "es war irgendwann also an der Zeit, Porto endgültig zu verlassen", so Paciencia. Passend dazu flatterte im vergangenen Sommer das Angebot der Eintracht herein.
Beim Pokalsieger besitzt Paciencia einen Vierjahresvertrag, die Begeisterung für den Verein und die Bundesliga war auch durch die Ratschläge des Vaters schnell entfacht – und wurde doch auf eine harte Probe gestellt. Denn der Modellathlet fiel wegen eines Meniskusrisses monatelang aus, der perfekte Einstand mit einem Treffer im DFB-Pokal war plötzlich nichts mehr wert.
"Das war sehr hart, aber man muss die Situation akzeptieren", sagte Paciencia, der trotz der Verletzung stets ein Lächeln auf dem Gesicht trug und nun den Lohn für die Schinderei in der Reha erhält. Vier Tore hat er in den vergangenen Wochen erzielt, darunter den Endstand im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League bei Benfica (2:4) in der Vorwoche.
Bei allen Treffern war dabei das gleiche Muster zu erkennen: Nach einer scharfen Flanke schraubt sich der Hüne in die Luft und köpft den Ball mit beeindruckender Präzision ins Tor. Eine Qualität, die er nicht von seinem Vater gelernt haben kann.
"Er ist kleiner, schmächtiger und schneller. Ich dagegen bin technisch stärker und robuster", sagte der Junior: "Wir haben fußballerisch eigentlich nicht viel gemeinsam." Die Missgunst der Benfica-Anhänger aber schon. Und das kann vielleicht schon am Donnerstag an seinen eigenen Tore liegen.
(sid/bn)