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Feste Duschpflege im Test: So duschst du ganz ohne Plastik

Una ragazza si lava la schiena
Feste Duschpflege erinnert optisch an eine Seife, wird aber ganz anders hergestellt.Bild: iStockphoto / bluesunrise
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Feste Duschpflege im Test: So duschst du ganz ohne Plastik

06.08.2020, 17:1128.09.2020, 15:37
Mehr «Nachhaltigkeit»

Angesichts von Temperaturen über 30 Grad, Nachmittagen am Baggersee und anschließenden Fahrten in der stickigen U-Bahn heißt es zurzeit noch häufiger als sonst: Ab unter die Dusche. Dort landen 66 Prozent der Deutschen ohnehin mindestens einmal am Tag – zumindest, seit ein ungarischer Arzt, Ignaz Semmelweis, vor etwa 150 Jahren auf die grandiose Idee kam, dass es nicht schaden kann, wenn sich medizinisches Personal ab und zu die Hände wäscht. Er löste eine wahre Revolution unter den damals noch stinkenden und von Wasser völlig unbefleckten Europäern aus, es wurde zunehmend geseift, gewaschen und gebadet.

Mittlerweile ist die wohl oder übel notwendige Körperhygiene zum "Duscherlebnis" geworden, duftende Duschgels suggerieren, dass wir umgeben von Orchideen im tropischen Sommerregen stehen statt unter dem tröpfelnden Wasserstrahl unseres weißgekachelten Badezimmers. Daraus resultierte eine, wenn auch unausgesprochene, Regel: Duschgel ist flüssig, riecht gut und befindet sich in einer Verpackung aus Kunststoff. So war es zumindest in den vergangenen Jahrzehnten. Aber warum eigentlich?

Angesichts von 38 Kilo Plastikmüll, die jeder von uns in einem Jahr durchschnittlich produziert, angesichts von Mikroplastik im Trinkwasser und Meerestieren, die mit Plastikfetzen im Magen verenden, kann man das schon mal infrage stellen. Denn allein durch unser Duschgel wandern etwa sechs große Plastikflaschen im Jahr in die Mülltonne. Wenn wir das auf Deutschland hochrechnen, ist das eine ganze Menge.

Dabei kommt Duschgel eigentlich auch gänzlich ohne Plastikverpackung aus – dann allerdings nicht als flüssiger Glibber, sondern als fester Duschbrocken. Den gibt es von verschiedenen Marken in Bio- und Unverpacktläden und seit einigen Monaten auch in den großen Drogerieketten.

Aber: Haben die festen Duschen auch das Zeug, das Duschgel gänzlich zu ersetzen? Wir haben den Test gemacht.

Mehr Duschgel als Seife

Meine erste feste Dusche nehme ich mit dem 2in1 Bodybar von Foamie, Sorte Pfefferminzöl und Grüner Tee. Minzfarben ist sie, oval, mit Noppen, die die Haut massieren sollen und einem Baumwollband, an dem man sie nach der Benutzung zum Trocknen aufhängen kann. Und das wichtigste: Verpackung und Duschklotz selbst kommen völlig ohne Plastik aus.

Duschgel, dem das Wasser entzogen wurde: die feste Dusche.
Duschgel, dem das Wasser entzogen wurde: die feste Dusche.

Den Geruchstest besteht die feste Dusche schonmal, sie duftet dezent nach – Überraschung – Minze und grünem Tee. Und die Frage "Ist das nicht einfach nur ein Stück Seife?" beantwortet sich von selbst, sobald ich den Klotz unter den Duschstrahl halte. Denn wenn ich ihn nass zwischen den Handflächen reibe, habe ich darin sofort eine Menge Schaum. Das erinnert dann doch eher an Duschgel als an ein sprödes Stück Kernseife. Der Schaum lässt sich einfach am ganzen Körper verteilen und fühlt sich dabei ziemlich erfrischend an – ganz so, wie wenn man mit einem Duschgel duscht eben.

Und auch von den Inhaltsstoffen ist die feste Dusche näher am Duschgel als an einer Seife. Denn letztere wird auf Basis pflanzlicher oder tierischer Fette hergestellt, die in einer Lauge gekocht werden. Diese kann durch ihren höheren ph-Wert allerdings dazu führen, dass sensible Haut ausgetrocknet oder gereizt wird. Die feste Dusche dagegen wird nicht gekocht, sondern kalt gepresst, das entstehende sogenannte Syndet hat einen niedrigeren ph-Wert und ist dadurch hautschonender. Die feste Dusche ist sozusagen ein Duschgel, dem die Flüssigkeit entzogen wurde.

Viele der angebotenen festen Duschen sind vegan, manche zertifizierte Naturkosmetik, und auch die anderen kommen eher mit milden Inhaltsstoffen daher. Neben Foamie bieten bislang Alverde, Nature Box, Balea, Share und Hope solche Duschbrocken an – letztere versprechen, durch die Einnahmen gleichzeitig den Zugang zu Duschen für Obdachlose zu unterstützen.

Um das Klima und den Regenwald zu schonen, empfiehlt der BUND, auf feste Duschen auf Kokos- und Palmölbasis zu verzichten. Hier fällt die feste Dusche von Foamie leider direkt durch, der Hauptbestandteil ist Sodium Cocoyl Isethionate, das aus Kokosöl gewonnen wird. Wer empfindliche Haut hat, sollte außerdem darauf achten, ob die auch in Duschgels enthaltenen Tenside auf der Liste der Inhaltsstoffe stehen – sie sorgen dafür, dass sich Schmutzpartikel vom Körper lösen, können die Haut aber auch austrocknen und reizen.

Bye bye Rasiergel

Nach vier Wochen fester Dusche fühlt sich meine Haut jedenfalls an wie immer und ich stelle fest, dass der schäumende Duschklotz nicht nur reinigt, sondern noch einen anderen grandiosen Nebeneffekt hat: Der Schaum eignet sich auch als Ersatz fürs Rasiergel, die Beine sind nach der Rasur weich und zart. Damit kann ich neben dem Duschgel noch ein weiteres Produkt mit umweltschädlicher Verpackung aus dem Badezimmer verbannen.

Dann ist es auch nicht weiter schlimm, dass die festen Duschen etwas teurer sind als herkömmliche Duschgels in der Kunststoffflasche. Die feste Dusche von Nature Box kostet etwa 2,91 Euro, die von Foamie und Alverde jeweils 3,95 Euro. Aber hey, wie schnell sind die ein, zwei Euro mehr zwischendurch für einen Kaffee oder Schokoriegel ausgegeben? Das ist mir das Gefühl, meinen persönlichen Plastikberg ein wenig reduziert zu haben, schon wert.

Außerdem hält die Foamie-Duschpflege schon deutlich länger als die auf der Verpackung angegebenen 25 Anwendungen. So viel teurer ist sie am Ende also vermutlich gar nicht. Außerdem hat sie im Vergleich zu anderen festen Duschen ein Baumwollband, an dem man sie nach der Benutzung zum Trocknen aufhängen kann. Fehlt dieses, bräuchte es zumindest eine Seifenschale oder Box zum Trocknen, damit die feste Dusche zu keiner glitschigen und irgendwie auch unhygienischen Angelegenheit wird.

Und es gibt noch einen Kritikpunkt: Die festen Duschen, die ich probiert habe, erfüllen zwar ihren Zweck, reinigen und erfrischen – ein richtiges Dufterlebnis bleibt aber aus. Das ist völlig okay, wenn ich mich morgens vor der Arbeit schnell frisch für den Tag machen möchte. Aber ab und zu möchte ich vielleicht doch riechen, als wäre ich soeben einem Bad aus Magnolienblüten und Mandelmilch entstiegen. Zugegebenermaßen hält sich dieses Bedürfnis aber in Grenzen und es fällt mir nicht wirklich schwer, darauf zu verzichten. Und wer weiß, welche geruchsintensiven festen Duschen in Zukunft noch in die Regale der Drogeriemärkte gespült werden.

Und das ist das Schöne an den festen Duschen: Ich kann sie überall kaufen, habe keinen zusätzlichen Aufwand, muss meinen Alltag in keinster Weise ändern. Kurz: Die Umstellung von Duschgel auf feste Dusche tut nicht weh und macht Umweltschutz so einfach und bequem, wie er es in den seltensten Fällen ist. Neben dem Verzicht auf Plastik in der Verpackung spielen aber natürlich auch die Inhaltsstoffe an sich eine Rolle – hier werde ich in Zukunft zu Naturkosmetik ohne Palm- oder Kokosöl greifen. Vom Duft der in Plastik verpackten Duschgels werde ich mich jedenfalls erstmal nicht mehr anlocken lassen.

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