Whatsapp ist weiterhin der meisgenutzte Messengerdienst. Bild: EPA FILE / Ritchie B. Tongo
Digital
16.01.2021, 10:3216.01.2021, 10:38
Whatsapp verschiebt die Einführung der neuen
Datenschutzregeln nach Kritik und einer Abwanderung von Nutzern um
gut drei Monate. Bisher sollten man bis zum 8. Februar den neuen
Bedingungen zustimmen, wenn man den zu Facebook gehörenden Chatdienst
weiterhin nutzen wollten. Jetzt soll die neue Datenschutzrichtlinie
erst vom 15. Mai an gelten, wie WhatsApp am Freitag mitteilte.
Whatsapp-Konkurrenten haben in den letzten Tagen viel Zulauf erhalten
Laut Whatsapp geht es bei den Änderungen vor allem darum, bessere
Möglichkeiten für Kommunikation mit Unternehmen zu schaffen. An der
sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der Chat-Inhalte nur
für die teilnehmenden Nutzer, aber nicht einmal für WhatsApp selbst
im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Es sei auch keine
erweiterte Datenweiterleitung an Facebook vorgesehen. Außerhalb der
EU fließen einige WhatsApp-Nutzerdaten an Facebook zu Werbezwecken
oder zur Verbesserung von Produkten – allerdings bereits seit dem
Jahr 2016.
Whatsapp ist mit mehr als zwei Milliarden Nutzern der weltweit
erfolgreichste Chatdienst, gefolgt vom Facebook Messenger (1,3
Milliarden). In den vergangenen Wochen hatten Whatsapp-Rivalen wie
Telegram, Signal oder Threema einen starken Zulauf gemeldet – weil
Nutzer Whatsapp nach der Ankündigung der neuen Datenschutz-Richtlinie
verließen. Whatsapp beklagte die Ausbreitung falscher Informationen
über die Änderungen, die man bis Mitte Mai verstärkt ausräumen wolle.
Facebook will Whatsapp endlich profitabel machen
Dass Whatsapp auch ein Kanal für die Kommunikation zwischen
Unternehmen und ihren Kunden werden soll, ist schon seit einiger Zeit
eine zentrale Idee dafür, wie Facebook schließlich Geld mit dem
Chatdienst verdienen könnte. Das Online-Netzwerk hatte Whatsapp im
Jahr 2014 für rund 22 Milliarden Dollar gekauft. Eine weitere
Überlegung war Werbung im sogenannten Status-Bereich der App, in dem
Nutzer für einen Tag Fotos für ihre Kontakte veröffentlichen können.
Dies wurde aber auf Eis gelegt.
Die Gründer von Whatsapp, Jan Koum und Brian Acton, verließen
Facebook vor einigen Jahren. Laut Medienberichten gab es
Meinungsverschiedenheiten mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Acton
ist ein zentraler Geldgeber für die Signal-App – die auf dieselbe
Verschlüsselungstechnologie wie Whatsapp setzt. Nach dem Datenskandal
um Cambridge Analytica schloss sich Acton Aufrufen an, Facebook zu
verlassen.
Die amerikanische Regierung ist gegen das Facebook-Monopol
Mark Zuckerberg stellte zugleich schon vor einiger Zeit den Plan vor,
Facebook insgesamt verstärkt auf komplett verschlüsselte
Kommunikation auszurichten. Auch sollen Whatsapp, der Facebook
Messenger und die Chatfunktion von Instagram sich eine technische
Plattform teilen. Aktuell fordern die US-Regierung und mehr als 40
Bundesstaaten eine Zerschlagung Facebooks mit einer Abspaltung von
Whatsapp und Instagram. Eine gemeinsame technische Infrastruktur
würde solche Vorhaben erschweren.
(lfr/dpa)