Symbolbild.imago/watson-montage
Als das niederländische
Start-up Mosa Meat 2013 den ersten Burger aus im Labor
kultiviertem Fleisch vorstellte, kostete dieser noch 250.000
Euro. Nun soll er innerhalb der nächsten zwei Jahre zum Preis
von knapp neun Euro in den Regalen der Supermärkte liegen. Er
wäre damit immer noch viel teurer als eine gewöhnliche Bulette.
Doch die Sorgen der Verbraucher um den Klima-Wandel, das
Wohlergehen der Tiere und ihre eigene Gesundheit treiben das
Interesse an sogenanntem "Clean Meat".
Für dieses Fleisch müssen
keine Tiere geschlachtet werden; es wird aus Zellen von Rindern,
Schweinen oder Geflügel im Labor gezüchtet. Die Zahl der
Start-ups, die sich mit dem Thema befassen, hat sich im
vergangenen Jahr auf mehr als zwei Dutzend von gerade einmal
vier Ende 2016 erhöht, wie aus Daten der Marktforscher vom Good
Food Institut hervorgeht.
Zucht-Fleisch aus dem Reagenzglas
"Der Burger war 2013 noch so teuer, weil es damals eine neue
Wissenschaft war und wir in sehr kleinem Maßstab produzierten",
erklärt eine Sprecherin von Mosa Meat.
"Sobald die Produktion hochgefahren ist, rechnen wir mit Herstellungskosten von rund neun Euro."
Dann könnten die Labor-Burger am Ende sogar billiger
werden als ihre herkömmlichen Konkurrenten. Seit 2013 sind die
Produktionskosten nach Angaben des Unternehmens, zu dessen
Investoren Google-Mitgründer Sergey Brin aber auch der deutsche
Pharmakonzern Merck gehören, dramatisch gefallen. Auch
die spanische Firma Biotech Foods will bei dem neuen Trend
mitmischen und forscht an Laborfleisch.
Biotech-Foods-Mitgründerin Mercedes Vila rechnet vor, dass
die durchschnittlichen Produktionskosten für ein Kilogramm
Laborfleisch inzwischen bei rund 100 Euro liegen und damit
deutlich unter den 800 Dollar, die die israelische Biotechfirma
Future Meat Technologies noch vor einem Jahr genannt hatte. Erst
einmal müssen Unternehmen wie Mosa Meat und Biotech Foods aber
einen Antrag auf EU-Zulassung ihrer Produkte stellen. Momentan
arbeiten sie an einer Verbesserung ihres Wachstumsserums, mit
dem das Fleisch im Labor kultiviert wird. Nach Angaben von Liz
Specht vom Good Food Institut ist das Zellkulturmedium, das zur
Herstellung von Laborfleisch benötigt wird, der entscheidende
Kostentreiber. Sie geht davon aus, dass dieses deutlich
günstiger hergestellt werden kann und ohne tierische
Bestandteile.
Nicht per se gut fürs Klima
Die Befürworter von "Clean Meat" glauben, dass Laborfleisch
der einzige umweltverträgliche Weg ist, um den wachsenden
Fleischbedarf zu decken, den die Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen bis zum Jahr
2050 erwartet. Vom Trend zu Fleischersatzprodukten profitieren
aber auch die Hersteller von Veggie-Burgern, allen voran der
US-Anbieter Beyond Meat. Um dessen Burger auf Basis von
Erbsenprotein ist zwischenzeitlich ein regelrechter Hype
entbrannt. Der Börsengang der Firma war einer der
erfolgreichsten in den USA seit Jahren.
Es gibt aber auch Skeptiker hinsichtlich "Clean Meat" wie
den Umweltwissenschaftler John Lynch von der Universität Oxford.
Für ihn ist es noch ungewiss, ob eine skalierbare
Fleischproduktion im Labor tatsächlich Energie und Nährstoffe
effizienter in Fleisch umwandeln kann als die konventionelle
Fleischproduktion. "Einige Studien haben zwar gezeigt, dass
Zuchtfleisch weniger 'Futter' benötigt als die konventionelle
Tierproduktion, dafür aber mehr Energie", sagt er. "Wenn dies
der Fall ist, dann hängen die Auswirkungen auf das Klima davon
ab, woher diese Energie kommt."
(ts/reuters)
Lass deine Schuhe in der Bahn an
Video: watson