Ein Aufschrei geht durch die Fußballwelt. Die Auseinandersetzung zwischen sieben europäischen Verbänden und dem Weltverband Fifa eskaliert. Diese wollte die an der symbolträchtigen Kampagne beteiligten Verbände sportlich sanktionieren – wenn diese das "One Love"-Zeichen in die Welt schicken würden. Politischer kann diese WM kaum werden.
Am Montag nach Bekanntwerden des Aus der "One Love"-Binde wurde scharfe Kritik laut. Unter anderem vonseiten mehrerer Politiker:innen und Prominenten. Nun meldet sich ein aktiver Fußball-Profi zu Wort – und lässt an der Entscheidung kein gutes Haar. Jack Grealish, der offensive Mittelfeld-Spieler von England, schimpft nach dem 6:2-Sieg über den Iran über die Fifa und das Einknicken der Fußballverbände.
Eigentlich wollte Englands Kapitän Harry Kane mit sechs anderen europäischen Spielern die Armbinde für Toleranz, Inklusion, und LGBTQ+ tragen. Im Gastgeberland Katar, das wegen Menschenrechtsverletzungen und seinem harten Vorgehen gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen in der Kritik steht, wollten sie ein Zeichen setzen.
Nun haben alle sieben beteiligten Nationalmannschaften einen Rückzieher gemacht – weil die Fifa Sanktionen angedroht hat. Dies war bereits im Vorfeld der Partie in einem gemeinsamen Statement der Fußballverbände von England, Wales, Belgien, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz bekannt geworden.
Der englische Fußballverband (FA) gab eine Erklärung zu dieser Situation ab:
Als nationale Verbände könnten sie ihre Spieler nicht in eine Situation bringen, in der ihnen sportliche Sanktionen – wie etwa Platzverweise oder Gelbe Karten – drohen.
Trotz der Argumentation ein Unding für Jack Grealish. Nach dem Spiel gegen den Iran sagte der offensive Mittelfeldspieler gegenüber "ITV Sport", dass die Entscheidung in Sachen Armbinde "dumm" sei. Er stellte klar:
An der Entscheidung der FA ist vorerst nicht zu rütteln. Der englische Fußballverband wollte das Risiko, dass Kapitän Harry Kane für spätere Phasen des Turniers gesperrt wird, nicht eingehen.
Doch die England-Spieler selbst stehen hinter diesem Rückzieher offenbar nicht, wie Grealish betont: "Ich will ganz ehrlich sein, ich war in keiner Besprechung oder so etwas in der Art." Im Team sei die Enttäuschung groß. Weiter sagte Grealish: "Das Thema liegt uns sehr am Herzen. Wir sind auf ihrer Seite (Anm. d. Red.: auf jener der LGBT+). Alles, was ich sagen kann, ist, dass wir sie tragen wollten. Wir fühlen genauso wie sie."
Den Spielern selbst seien in dieser Sache allerdings die Hände gebunden. Grealish hoffe, dass die Fifa mit der FA weiter über diese Sache verhandeln würde.
Ein politisches Zeichen setzten die "Three Lions" gegen den Iran übrigens trotzdem. Wie seit langer Zeit üblich, knieten sich die Spieler kurz vor dem Anpfiff ab. Eine Geste gegen Rassismus. Und: Kapitän Kane trug statt der "One Love"-Binde eine von der FIFA vorgeschlagenen Ersatzbinde mit der Aufschrift "No Discrimination".