Emmanuelle Charpentier hat soeben gemeinsam mit einer Kollegin den Chemie-Novelpreis gewonnen.Bild: dpa / Kay Nietfeld
Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an
die derzeit in Deutschland arbeitende Genforscherin Emmanuelle
Charpentier (Frankreich) sowie an Jennifer A. Doudna (USA) für die
Entwicklung von Methoden zur Erbgut-Veränderung. Das teilte die
Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in
Stockholm mit. Sie haben die Genschere Crispr/Cas9 maßgeblich
entwickelt. Crispr/Cas9 habe die molekularen Lebenswissenschaften
revolutioniert, neue Möglichkeiten für die Pflanzenzüchtung gebracht,
trage zu innovativen Krebstherapien bei und könne den Traum von der
Heilung vererbter Krankheiten wahr werden lassen.
Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna machten eines der
schärfsten Werkzeuge der Gentechnologie nutzbar:
Crispr/Cas9-Genscheren. Mit ihr können Forscher die DNA von Tieren,
Pflanzen und Mikroorganismen mit höchster Präzision verändern, wie es
zur Begründung hieß.
Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist in diesem Jahr mit
insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 950 000 Euro) dotiert – eine
Million Kronen mehr als im Vorjahr. Die feierliche Übergabe der
Preise findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des
Stifters Alfred Nobel.
183 Preisträger – nur fünf davon Frauen
Seit 1901 wurde der Chemie-Nobelpreis an 183 verschiedene Forscher
vergeben. Einer von ihnen, der Brite Frederick Sanger, erhielt ihn
zweimal. Unter den Preisträgern waren bislang fünf Frauen, etwa Marie
Curie 1911, die die radioaktiven Elemente Polonium und Radium
entdeckte.
Am Montag war der Nobelpreis für Medizin den Virologen Harvey J.
Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice
(USA) zuerkannt worden. Sie hatten maßgeblich zur Entdeckung des
Hepatitis-C-Virus beigetragen.
Am Dienstag war verkündet worden, dass der deutsche Astrophysiker
Reinhard Genzel den Nobelpreis für Physik erhält. Er hatte zugleich
mit der US-Forscherin Andrea Ghez das supermassereiche Schwarze Loch
im Zentrum unserer Milchstraße entdeckt. Zusammen mit ihnen wird der
Brite Roger Penrose geehrt, der erkannte, dass die Bildung von
Schwarzen Löchern eine Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie
ist.
Am Donnerstag folgt die Bekanntgabe des diesjährigen
Nobelpreisträgers für Literatur und am Freitag desjenigen für
Frieden.
2019 ging der Chemie-Nobelpreis an den US-Amerikaner John Goodenough,
der als Sohn amerikanischer Eltern in Jena geboren wurde, den
gebürtigen Briten Stanley Whittingham und den Japaner Akira Yoshino.
Sie hatten wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterien entwickelt, die
in zahlreichen Produkten wie Mobiltelefonen, Laptops und
Elektro-Fahrzeugen eingesetzt werden. Der 1922 geborene Goodenough
war mit damals 97 Jahren der bislang älteste Mensch, dem ein
Nobelpreis zuerkannt wurde.
(om/dpa)