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Influencer
Jan Josef Liefers fliegt zwar im Urlaub nach Spanien – dafür ist er im Inland fast nur mit der Bahn unterwegs. Die Band Santiano kann nicht immer aufs Fliegen verzichten – hat aber hinter der Bühne einiges geändert. Wie stehen Promis zum "Greta-Effekt"?
Mal kurz zu einer Fernseh-Aufzeichnung von Berlin nach
Köln oder zu einem PR-Termin von München nach Hamburg: Solche
Strecken sind für viele Prominente genauso Standard wie für zahllose
andere Berufspendler. Schon aus Zeitgründen fliegen sehr viele. Und
zahlreiche Stars zeigen ihre Reisen in den Sozialen Medien, plaudern
via Instagram-Story, während sie auf den Flieger warten. Für manche
Fans unverständlich: Wo bleibt da das grüne Gewissen?
Tausende Schüler gehen jede Woche gegen den Klimawandel und unter dem
Motto "Fridays for Future" auf die Straße, die Grünen erleben ein
Umfragehoch nach dem anderen.
Geht der nach der schwedischen Aktivistin Thunberg benannte "Greta-Effekt" an den Promis vorbei?
Die Moderatorin und Schauspielerin Palina Rojinski (34, "Yo! MTV
Raps") zieht es gar nicht allzu weit in die Ferne: "Ich mag es
einfach gerne im Sommer in Europa, wo es schönes Wasser gibt und
leckeres Essen", sagte Rojinski. In Sachen Fliegen sei sie "total im
Zwiespalt". Einerseits müsse sie halt sehr viel reisen für ihren
Beruf – auf der anderen Seite mache sie sich Gedanken über die Themen
Klima- und Umweltschutz.
"Ich versuche halt irgendwie die Balance zu halten, aber ich hab' den Dreh noch nicht richtig raus. Aber vielleicht mal einen Baum pflanzen, für jeden Flug einen Baum."
Ausgleich schaffen – das wollen auch viele andere Menschen, was sich
zum Beispiel bei der Organisation Atmosfair bemerkbar macht. Dort
gleichen Bürger und Unternehmen über Spenden die Treibhausgase aus,
die sie mit Reisen verursachen. 9,5 Millionen Euro
Ausgleichszahlungen seien 2018 bei der Organisation eingegangen, 40
Prozent mehr als im Vorjahr. In den ersten Bundesländern steht der
Start der Sommerferien kurz bevor, auch dann wird wohl bei einigen
die sogenannte Flugscham mitreisen.
Nicky Hilton ist als Model und It-Girl jahrelang durch die Welt
gejettet, aber inzwischen macht sie sich ihre Gedanken. "Ich fliege
längst nicht mehr so viel wie früher", sagt Hilton (36). Sie achtet
darauf, sich im Alltag möglich umweltbewusst zu verhalten. Besonders
seit sie Mutter sei, habe sich ihre Einstellung dazu verändert.
Auch
Fußball-Nationalspieler André Schürrle macht sich Gedanken über das
Thema: "Klimaschutz ist auf jeden Fall sehr präsent bei uns", sagt
Schürrle. Da spiele vieles mit ein – auch das Fliegen.
"Man sollte auch schon schauen, dass man das alles ein bisschen reduziert."
So sieht das auch Schauspieler Jan Josef Liefers (54). Wahrscheinlich
reise er in diesem Jahr nach Spanien. "Da muss man ja hin fliegen",
sagt er der dpa. Dafür spart er an anderer Stelle: Das ständige
Durch-Die-Weltgeschichte-Fliegen habe er nahezu komplett eingestellt,
im Inland ist der "Tatort"-Star eigentlich nur noch mit der Bahn
unterwegs.
Influencerin und Model Caro Daur sitzt dagegen beruflich ziemlich
viel im Flieger.
Wo sie diesen Sommer ihren Urlaub verbringt, das
weiß die 24-Jährige noch nicht. "Ich war letztes Jahr, glaube ich,
das erste Mal nach drei Jahren im Urlaub. Das sieht bei mir auf
Instagram immer nach sehr Urlaub aus, aber im Endeffekt ist es nicht
so wirklich Urlaub." Daur ist auf ihrem Instagram-Kanal immer wieder
an den schönsten Orten zu sehen – meist ist sie aber beruflich dort.
Ihre vielen Flüge versucht sie im Alltag wettzumachen. "Ich versuche
dann natürlich an anderen Ecken so wenig wie möglich Auto zu fahren
oder auch mal das Fahrrad zu nehmen."
Auch die Band Santiano fliegt so wenig wie möglich – "aber manchmal
lässt es sich einfach nicht verhindern", sagt Musiker Axel Stosberg.
Das habe dann Zeitgründe. "Aber meistens sind wir tatsächlich auf dem
Boden unterwegs." Große umwelttechnische Probleme sehen die Musiker
auch bei der Schifffahrt. Gut sei aber die gesellschaftliche Debatte,
die es inzwischen über das Thema gebe.
Der "Greta-Effekt" ist bei Santiano auch hinter der Bühne
angekommen: Statt Plastik- und Pappbechern auf Tournee habe jeder
seinen eigenen Thermobecher, Fan-Shirts seien aus Biobaumwolle. Die
Band sieht aber vor allem die Politik und die Industrie in der
Pflicht – und nicht nur den Endverbraucher.
(ts/dpa)
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