Nach dem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Brandenburg mit zwölf Toten werden die Forderungen nach einer Impfpflicht für Pflegekräfte lauter. Zuletzt hatte sich der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, für eine verpflichtende Impfung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegesektor ausgesprochen.
Aber wie sehen dies die Pflegekräfte selbst? Watson hat bei drei von ihnen nachgefragt.
Viola Henning: "Ich bin auf jeden Fall für eine Impfflicht. Zu Beginn der Pandemie war ich noch etwas skeptisch, das war eine völlig neue Situation. Ich arbeite auf einer Intensivstation, da hat man schon so einiges mitbekommen, etwa die Influenza. Das war meistens schon heftig, aber nicht so extrem, dass ich mir eine Impfung hätte verpassen lassen.
Als dann die Corona-Pandemie losging, gab es bei uns im Team viele Unsicherheiten. Wir sind 74 Leute, eine einzige Schwester ist nicht geimpft, der Rest schon. Knapp die Hälfte hat die dritte Booster-Impfung.
Die Ängste vieler Menschen sind meiner Meinung nach unbegründet. Impfschäden und Impfreaktionen gab es schon immer. Auch wenn man gegen Windpocken oder Röteln geimpft ist, kann man diese bekommen – genauso ist es jetzt bei Corona.
Der erste Patient, der bei mir auf der Intensivstation daran verstorben ist, war ein Familienvater Mitte Dreißig ohne übermäßige Vorerkrankungen. Viele Erkrankte merken gar nichts von ihrer Krankheit, das finde ich erschreckend.
Gerade weil es auch junge Menschen ohne Vorerkrankungen trifft, finde ich die Impfung gut und notwendig, wenn man in dem Bereich arbeitet. Auch aus Selbstschutz. Gezwungen wird man bei uns im Krankenhaus nicht, man muss sich dann nur öfter testen lassen.
Übertreiben muss man es aber nicht. Wenn Impfschutz besteht, muss man nicht unbedingt nachimpfen. Aber wenn man sieht, dass die Betten knapp werden und Menschen versterben, sieht man die Notwendigkeit einer Impfung."
Heiko Käding: "Ich bin gegen eine Impfpflicht. Erstens weil diese von allen Parteien, Regierung und Opposition ausgeschlossen wurde. Zweitens wäre es nicht möglich die KollegInnen zu ersetzen, welche die Impfungen ablehnen. Ein paar werden sich noch dazu entschließen, aber auch der harte Kern wäre dienstplanmäßig nicht aufzufangen.
Ich sage nur Fachkräftemangel!
Ich persönlich bin geimpft und lasse mich auch noch zeitnah boostern. Ich wäre für eine tägliche Testung aller MitarbeiterInnen."
Magda Kannengießer: "Ich bin dafür. In manchen Bereichen haben wir ja schon eine Impfpflicht, zum Beispiel bei Kindern, die in den Kindergarten gehen. Der Covid-Impfstoff ist ja sehr in der Kritik, was ich absolut nicht nachvollziehen kann.
Ich finde, wenn man die Bürger richtig über den Impfstoff aufgeklärt hätte – welche Nebenwirkungen er hat, nämlich fast keine – bräuchte man überhaupt keine Impfflicht. Dann wären die Bedenken bei den meisten ausgeräumt. Für Mitarbeiter in der Pflege, die sich dann immer noch gegen eine Impfung entscheiden, könnte man sich dann Konsequenzen überlegen.
Bei uns auf der Station sind alle bis auf einen durchgeimpft. Nun steht die dritte Impfung an. Ungeimpfte Pflegekräfte oder auch Lehrer tragen ein hohes Risiko für immunschwache Menschen weiter."
*Name von der Redaktion geändert