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Die Auswanderin erzählt: So feiert man Weihnachten bei 30 Grad in Australien

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Bei sommerlichen Temperaturen gehört die Weihnachtsmann-Mütze vielleicht nicht zu den Bräuchen, die man gerne beibehält.Bild: Shutterstock / lebedovskaya
Die Auswanderin

Weihnachten bei 30 Grad: So feiert man in Down Under

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Unsere Kollegin Franziska Wohlfarth hat bei watson gekündigt, weil sie nach Australien ausgewandert ist. Ganz weg ist sie aber nicht: Sie berichtet in ihrer Kolumne "Die Auswanderin" einmal im Monat von ihren Erlebnissen aus Down Under.
18.12.2023, 07:38

Der Adventskalender ist aufgehängt, die Lichterketten sind am Balkon drapiert und das ein oder andere Plätzchen wurden auch schon vernascht – und doch schaffe ich es dieses Jahr einfach nicht in Weihnachtsstimmung zu kommen.

Das dürfte auch kaum überraschen, denn während in Deutschland bereits die ersten Schneeflocken fallen, nähert sich in Australien der Hochsommer mit großen Schritten. Das heißt: Für mich steht dieses Jahr Surfen statt Schlittenfahren, kaltes Bier statt Glühwein und Sonnenschein statt Kerzenlicht auf dem Programm.

Doch wie ist das eigentlich, Weihnachten bei 30 Grad zu feiern? Und welche Festtagstraditionen gibt es in Down Under? Eine Auswanderin berichtet.

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Weihnachten im Sommer? Ganz schön bizarr

Ich liebe die Vorweihnachtszeit und alle Traditionen, die damit einhergehen. Obwohl ich zugegebenermaßen kein Fan von niedrigen Temperaturen bin, gibt es für mich nichts Schöneres als eingemummelt mit Früchtetee und Lebkuchen vor dem Fernseher zu sitzen und kitschige Weihnachtsfilme anzuschauen, während draußen vor dem Fenster der Schnee hinabrieselt.

Natürlich könnte ich diesen Brauch auch in Australien fortführen, doch irgendwie fühlt es sich falsch an, wenn das verliebte Pärchen auf dem Bildschirm in dicker Winterkleidung Hand in Hand über die Schlittschuhbahn gleitet und einem selbst die Schweißperlen über die Stirn laufen.

Fragwürdige Weihnachtsdekoration

Dabei hilft es auch nicht, dass viele Australier:innen sich anscheinend selbst noch nicht damit abgefunden haben, dass ihr Weihnachtsfest etwas anders ist, als es in den klassischen Filmen und Songs dargestellt wird. Denn anstatt zu akzeptieren, dass es an Heiligabend 35 Grad, statt Pulverschnee hat, versuchen viele von ihnen einfach die Bräuche der nördlichen Hemisphäre zu übernehmen – doch das leider nur so semi-erfolgreich.

Angefangen mit dem lokalen Weihnachtsmarkt: Hier erwarten mich statt Punsch, Maronen und Kitsch, eine Reihe an stinknormalen Händlern, die Schmuck, Klamotten und Burger aus einem Street-Food-Truck heraus verkaufen. Das einzig "weihnachtliche" ist die Dekoration, die oft aus eiszapfenförmigen Lichterketten, Schneeflocken-Girlanden oder einem Weihnachtsmann in dickem Mantel besteht. Ein ganz schön bizarrer Anblick, der eher an eine Parodie des Weihnachtsfestes erinnert, als mich in Festtagslaune bringt.

Dasselbe gilt auch für Weihnachtslieder: "Baby, it's cold outside" oder "Let It Snow" klingt gerade zu spöttisch, wenn es aus den Lautsprechern des Einkaufszentrums ertönt, während die Klimaanlage auf Hochtouren läuft und draußen die pralle Sonne scheint.

Garnelen und Bier statt Raclette und Wein

Doch nicht alles haben sich die Australier:innen einfach eins zu eins abgeschaut. Einige Feiertagstraditionen unterscheiden sich stark zu dem, was ich aus Deutschland gewohnt bin.

"Statt eines abendlichen Festmahls wird am ersten Weihnachtsfeiertag der Grill angeheizt."

So werden die Geschenke in Down Under beispielsweise nicht an Heiligabend, sondern am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages überreicht. Und auch der Rest der Festlichkeiten spielt sich vorwiegend am 25. Dezember ab.

Statt eines abendlichen Festmahls mit Fondue oder Raclette, wird am ersten Weihnachtsfeiertag der Grill angeheizt, der Picknickkorb gepackt, die Kühlbox mit Bier befüllt und sich am Strand zum Mittagessen verabredet. Was dabei nicht fehlen darf, sind diverse Salate, kalter Schweinebraten und vor allem Garnelen.

An den Feiertagen essen viele australische Familien Meeresfrüchte.
An den Feiertagen essen viele australische Familien Meeresfrüchte.bild: pixabay/JamesHills

Zum Nachtisch wird häufig, ganz nach britischem Vorbild, "Plum Pudding" serviert. Dabei handelt es sich jedoch nicht, wie der Name suggeriert, um einen Pudding, sondern um eine Art Kuchen, der sich aus Äpfeln, getrockneten Früchten, weihnachtlichen Gewürzen und Semmelbröseln zusammensetzt.

Alternativ erfreut sich Pavlova großer Beliebtheit unter Australier:innen – ein Baiser-Nest, das mit Sahne und diversen Früchten garniert wird. Insgesamt wird das Festtagsmenü also kalt und simpel gehalten.

An Weihnachten wird auf leichte Kost gesetzt.
An Weihnachten wird auf leichte Kost gesetzt.bild: pexels/micheile.com || visual stories

An Feiertagen ist das Heimweh groß

Doch auch abgesehen vom Essen erscheinen mir die Feiertage in Australien lockerer, als ich es aus Deutschland gewohnt bin: Wer am Strand feiert, muss das Haus nicht aufwendig dekorieren, man trägt Flip-Flops statt schicke Sonntagskleider und das Geschenkekaufen ist auch entspannter, wenn man auf der Strecke zwischen den Läden nicht befürchten muss, dass einem die Finger abfrieren.

"Bis ich nach Australien gezogen bin, war mir nie bewusst, wie wichtig mir Feiertagstraditionen eigentlich sind."

Und obwohl das alles sehr verlockend klingt und ich unfassbar dankbar dafür bin, dieses Jahr vom Feiertagsstress und der Winterdepression verschont geblieben worden zu sein, sehne ich mich momentan so sehr wie nie zuvor nach Deutschland und meiner Familie zurück.

Ich möchte viel zu süßen Glühwein aus einer viel zu kleinen Tasse trinken und mich dabei beschweren, dass "die gebrannten Mandeln letztes Jahr aber noch einen Euro günstiger waren". Ich möchte Fotos vom ersten Schnee in meiner Instagram-Story posten, nur um am nächsten Morgen zu grauem Matsch aufzuwachen. Und ich möchte zum 15-mal "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" anschauen, aber dabei eigentlich nur so halb aufpassen, während in der Küche Bratapfel schmort.

Weihnachten am Strand fühlt sich für mich nicht richtig an.
Weihnachten am Strand fühlt sich für mich nicht richtig an. bild: pixabay/minfl3

Bis ich nach Australien gezogen bin, war mir nie bewusst, wie wichtig mir solche vertrauten Feiertagstraditionen eigentlich sind. Doch weil ich nicht einfach so spontan in den Flieger steigen und die halbe Welt überqueren kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit den australischen Weihnachtsbräuchen anzufreunden.

Australien feiert "Christmas in July"

Doch es gibt Trost: Da ich offensichtlich nicht die einzige Einwanderin bin, die die europäischen Feiertage vermisst, hat sich in einigen Teilen Australiens, insbesondere in den Blue Mountains, das "Yulefest" etabliert.

Im Juli, dem kältesten Monat des Jahres, werden hier die Kamine angeheizt, Lebkuchen gebacken und Festtagsessen mit Freund:innen und Familie veranstaltet – ganz so, wie ich es vom deutschen Weihnachtsfest gewohnt bin. Nur weil ich in Australien lebe, heißt das also noch lange nicht, dass ich auf all die bekannten Bräuche aus meiner Kindheit verzichten muss; sie finden eben nur im Juli statt im Dezember statt.

Und bis dahin kann ich die Feiertage dieses Jahr zum Anlass nehmen, um meine australischen Freund:innen und Schwiegereltern mit der deutschen Kultur vertraut zu machen. Kartoffelsalat und Würstchen passen bestimmt hervorragend zu Bier und Plum Pudding.

Bank-Kunden von perfider Masche bedroht: Betrüger drohen mit Kontosperrung

Auch wenn viele Verbraucher:innen noch heute ihr Tagesgeldkonto bei der lokalen Stadtsparkasse aus der Heimat führen, geht der Trend doch immer weiter hin zu Internetbanken ohne physische Filialen. Geringere Kontoführungsgebühren sowie gute Handhabe der entsprechenden Online-Angebote sind für viele ein großer Vorteil.

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