Überall verweisen Unternehmen bei Preiserhöhungen derzeit auf die steigenden Kosten. Auch für sie werde alles teurer, weshalb sie etwa Lebensmittel oder sonstige Produkte des alltäglichen Lebens ebenfalls teurer verkaufen. Für Verbraucher:innen sind Nachrichten à la "Leider müssen wir unsere Preise erhöhen, da auch unsere eigenen Ausgaben aufgrund der Inflation gestiegen sind" inzwischen Normalität.
Doch eine neue Studie zeigt nun, dass viele Firmen ihre Preise stärker erhöhen, als sie eigentlich müssten und somit insgeheim von der Inflation profitieren.
Um die Preiserhöhungen zu rechtfertigen, verweisen Unternehmen in den vergangenen Monaten immer wieder auf gestiegene Energiekosten, teurere Rohstoffe und Co. Eine Studie des ifo-Instituts beweist nun jedoch, dass die Gründe teilweise an den Haaren herbeigezogen sind.
Höhere Beschaffungspreise seien "nicht der alleinige Grund für die gestiegene Inflation", also für die höheren Preise für Verbraucher:innen. Das haben Berechnungen des Ökonomen Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung in Dresden, ergeben.
Weiter schreibt er in seinem Aufsatz "Gewinninflation und Inflationsgewinner":
Bedeutet konkret: Unternehmen hätten die Gunst der Stunde genutzt und die Preise für ihre Produkte erhöht, obwohl es in dem Ausmaß gar nicht notwendig gewesen wäre. Durch die Preiserhöhungen hätten sie im Handumdrehen ihre Gewinne erhöht. Daten der ersten Jahreshälfte 2022 zeigen eine Gewinnsteigerung der Gesamtwirtschaft im Gegensatz zum Vorjahr trotz Krise, schreibt Ragnitz.
Es gibt drei Branchen, in denen die Strategie besonders gut funktioniert habe: die Landwirtschaft, der Bau und der Einzelhandel. "Insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei sowie im Baugewerbe und im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr" hätten die Firmen "ihre Preise deutlich stärker erhöht, als es [...] zu erwarten gewesen wäre".
Dem Handel habe es zudem in die Karten gespielt, dass viele Verbraucher:innen nach dem Ende der Corona-Beschränkungen wieder umso mehr eingekauft hätten.
Neben dem moralischen Aspekt hat die Steigerung der Preise und somit der Gewinne ein weiteres Problem zur Folge: Durch die Preiserhöhungen, die eigentlich nicht nötig sind, wird die Inflation weiter vorangetrieben. Ragnitz spricht in diesem Zusammenhang nicht nur von einer "Kosteninflation", sondern auch von einer "Gewinninflation".
Dennoch spricht sich der Ökonom gegen staatliche Eingriffe in die Preise aus. Für ihn gehe es nun darum, noch mehr Wettbewerb zu schaffen, sodass die Kund:innen auf das günstigere Angebot zurückgreifen könnten und sich die Preise wieder einpendeln würden.