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Smartphone: Wächst uns ein Horn am Schädel durch zuviel Handy-Nutzung

"Prominent exostosis projecting from the occipital squama more substantial and prevalent in young adult than older age groups", Scientific Reports
"Prominent exostosis projecting from the occipital squama more substantial and prevalent in young adult than older age groups", Scientific Reports
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Mediziner warnen vor Horn am Schädel durch Handys – müssen wir uns Sorgen machen?

22.06.2019, 15:32
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Seit 20 Jahren schon arbeitet David Shahar als Mediziner. Und in den vergangenen Jahren ist ihm eine ungewöhnliche Entwicklung bei seinen Patienten aufgefallen. Viele haben einen Knubbel an ihrem Hinterkopf. Am Schädel selbst, knapp über dem Nacken.

Horn am Schädel durch Smartphone?

Dieser Knubbel galt bis vor kurzem als recht selten, wie die BBC berichtet. Daher beschloss Shahar mit einem Kollegen, Mark Sayers, der Sache nachzugehen.

Die beiden Mediziner machten Röntgenaufnahmen von 1000 Patienten, im Alter von 18 bis 86 Jahren. Sie untersuchten die Haltung der Probanden und checkten, ob sie über besagten Knubbel verfügten.

Dabei machten sie eine erstaunliche Entdeckung. Nicht nur war der Knubbel häufiger als angenommen, vor allem in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen fand sich an jedem vierten Schädel diese seltsame Erhebung, wie die BBC schreibt.

Die Mediziner erklären sich diese Besonderheit wie folgt:

"Wir stellen die Hypothese auf, dass diese Erhebung etwas mit der langanhaltenden ungewöhnlichen Haltung zu tun hat, die mit der Benutzung von Smartphones und Tablets einhergeht."

Oha! Könnte es also sein, dass uns scrollen und liken körperlich verformt? Werden wir zu skeletösen Opfern unserer Handy-Sucht?

Immerhin nutzen nach ARD/ZDF-Onlinestudien 70 Prozent der 14- bis 29-Jährigen ihr Handy täglich. Im Gegensatz zu 37 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Müssen wir uns Sorgen machen?

Geht es nach anderen Experten, müssen wir die Befürchtungen der beiden Studienautoren allerdings nicht ganz so ernst nehmen. Wie die "New York Times" berichtet, werden an der Studie vor allem zwei Dinge bemängelt:

  • Die Studie nutzte weder eine Kontrollgruppe, noch lässt sich Grund und Ursache eindeutig zuordnen.
  • Und: Die Probanden hatten alle bereits Nackenschmerzen. Sie waren also nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.

Theoretisch, so der Medizinprofessor Evan Johnson, könnte sich zwar durch langanhaltendes Nach-vorne-beugen der Knochen verformen, aber das sei zugleich auch einfach nicht so schlimm:

"Die Tatsache, dass man einen kleinen knöchernen Überstand am Schädel hat, bedeutet gar nichts."
Evan Johnson, "New York Times"

Viel besorgniserregender wäre es, wenn sich herausstellt, dass die Smartphone-Haltung in der Bevölkerung zu Problemen wie Arthritis oder Bandscheibenvorfällen führe. Doch diese Probleme betreffen sowieso alle Menschen, die viel in gebeugter Haltung arbeiten, wie Chirurginnen oder Frisöre.

David J. Langner, Professor am New Yorker Lenox Hill Krankenhaus, erklärt daher auch:

"Es ist dann wahrscheinlicher, dass Bandscheibenvorfälle oder Nackenblockaden auftreten, als das etwas aus dem Kopf wächst."
David J. Langner, "New York Times"

Er habe schon viele Röntgenaufnahmen gesehen, aber dass Nackenhorn als Smartphone-Phänomen? Unwahrscheinlich.

Aber jetzt mal ehrlich: Sitzt ihr auch oft genug mit geradem Rücken?

(gw)

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