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Kaiserslautern: Ärztin droht respektlosen Patienten mit dem Rauswurf

Aggressive man yelling at nurse in clinic
Mit respektlosen Patient:innen fertig zu werden, gehört für medizinisches Fachpersonal dazu.Bild: iStockphoto / LightFieldStudios
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Kaiserslautern: Ärztin droht respektlosen Patienten mit dem Rauswurf

16.02.2024, 07:07
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Wer in Deutschland zum Arzt oder zur Ärztin geht, braucht ziemlich viel Geduld. Selbst wenn man mit Termin in die Praxis kommt, sitzt man meistens eine Weile im Wartezimmer. Teilweise sogar ein bis zwei Stunden, wer unangemeldet kommt, sogar länger.

Dies liegt zum einen daran, dass medizinische Notfälle vorgezogen werden. Aber auch daran, dass viele Arztpraxen überlastet sind, obwohl man sie zumindest in den Städten gefühlt an jeder Ecke findet. Die Ärzt:innen selbst können meistens wenig dafür, dass ihre Patient:innen warten müssen und die Praxispersonal noch viel weniger.

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Doch nicht jede:r hat Verständnis dafür oder ausreichend Geduld, um zu warten, bis er oder sie mit der Behandlung an der Reihe ist. Immer wieder erlebt man aufgebrachte Menschen, die heftig auf das medizinische Personal einreden oder sich sogar mit ihnen streiten. Meist, weil sie keine Lust mehr haben, zu warten.

Diese Praxis hat genug von respektlosen Patienten

In Kaiserslautern gehen Ärztinnen und Ärzte gegen respektloses Verhalten von Patient:innen vor und drohen mit Praxisverweis. Denn die anhaltende Ungeduld und mangelnder Respekt belaste das medizinische Personal zunehmend.

Aggressive patient screaming at nurse in clinic
Genug gewartet? Manche Patienten bringt das auf die Palme. Bild: iStockphoto / LightFieldStudios

Regina Mayer-Berger, eine Hausärztin in Kaiserslautern, berichtet von einem deutlichen Anstieg von Ungeduld, Egoismus und Aggressionen seit Beginn der Corona-Pandemie. Auch viele ihrer Kolleg:innen würden sich über den "unverschämten Ton" gegenüber dem medizinischen Personal in der Praxis beschweren, sagt sie dem "SWR": "Die Patienten lassen bei uns ihren Frust ab."

Als Beispiel beschreibt die Ärztin einen erschreckenden Vorfall, bei dem ein Patient sogar während eines medizinischen Notfalls Druck ausübte, um ein Rezept zu erhalten.

Ein anderer kritischer Vorfall im Januar war der Wendepunkt für Mayer-Berger: Nachdem eine Mitarbeiterin einem Patienten einen Termin absagen musste, wurde sie dermaßen beschimpft, dass sie kündigen wollte. Dies veranlasste Mayer-Berger, öffentlich um Respekt für das Praxispersonal zu bitten und Patient:innen zu warnen, dass respektloses Verhalten zum Praxisverweis führen könne.

Auf der Homepage der Hausärztin liest man jetzt ein Hinweis: Darin bittet Regina Mayer-Berger um Respekt und Höflichkeit gegenüber dem Praxispersonal. Wenn sich Patienten daran nicht hielten, würden sie der Praxis verwiesen.

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bild: screenshot / hausarzt-mayer-berger.de

Digitalisierung sei Schuld an Ungeduld der Menschen

Die zunehmende Erwartungshaltung der Patient:innen sei laut dem Hausärzteverband Rheinland-Pfalz spürbar. Insbesondere die Digitalisierung habe dazu geführt, dass Patient:innen sofortige Reaktionen auf ihre Anfragen erwarten, ohne Rücksicht auf die Arbeitslast der Praxen.

Barbara Römer, die Landesvorsitzende des Verbands, betont jedoch, dass Hausarztpraxen keine Onlinehändler seien und eine sofortige Bearbeitung von Anfragen nicht immer möglich. Die Belastung der Ärzte ist immens: Manchmal habe man "zu Wochenbeginn in den Hausarztpraxen eine dreistellige Zahl an vorliegenden Rezeptbestellungen für einen Montag", so die Landesvorsitzende des Verbands Barbara Römer gegenüber dem "SWR".

Diese Entwicklung wird auch von der Bundesärztekammer und anderen Landesärztekammern beobachtet, die vermehrt Berichte über aggressives Verhalten gegenüber medizinischem Personal erhalten haben. Die Landesärztekammer Thüringen hat einen Aufruf gestartet, um Ärzt:innen in ihren Praxen zu unterstützen und zu schützen.

Der Vorfall in Kaiserslautern verdeutlicht die wachsenden Herausforderungen, denen das medizinische Personal gegenübersteht. Respektloses Verhalten gefährdet nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen, sondern auch die Effizienz und Qualität der medizinischen Versorgung. Es liegt nun an Patient:innen und Praxen, gemeinsam eine respektvolle und konstruktive Arbeitsatmosphäre zu fördern.

Die Mitarbeiterin von Mayer-Berger hat glücklicherweise doch nicht gekündigt: "Ich habe sie ins Büro gesetzt, damit sie erstmal von der Front weg ist", sagt die Hausärztin. Die "Front" ist in diesem Fall der Empfang der Praxis.

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