Dass Corona keine einfache Erkältung mit ein bisschen Husten und Schnupfen ist, ist mittlerweile allgemein bekannt. Viele Menschen haben auch Wochen und Monate nach einer Corona-Infektion noch mit Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen, Fatigue oder Muskelschwäche zu kämpfen.
Doch damit nicht genug. Denn eine neue Studie um den Biochemiker Shuibing Chen von der US-amerikanischen Elite-Universität Cornell kam zu dem Schluss, dass durch die Coronaviren insbesondere die Nervenzellen im Gehirn infiziert werden können, die für die Produktion des Glückshormons Dopamin verantwortlich sind. Dopamin ist ein Botenstoff, der Signale im Gehirn weiterleitet und so Gefühle von Glück und Belohnung auslöst.
Für die Studie züchteten die Forschenden künstliche Zellarten im Labor. Dazu gehören der "Berliner Morgenpost" zufolge etwa Lungen-, Bauchspeicheldrüsen-, Herz- und Gehirnzellen. Im Anschluss wurden die Zellen mit dem Coronavirus infiziert. Das Ergebnis: Lediglich die Zellen im Gehirn, die für die Produktion des Glückshormons verantwortlich sind, reagierten auf die Coronaviren.
Durch die Infektion konnten die betroffenen Zellen nicht weiter wachsen und sich spalten. Das ließ sie schneller altern oder führte gar dazu, dass sie ihre Funktion gänzlich einstellten. Die Zellen schütteten demnach kein Dopamin mehr aus. Die Folge: niedergeschlagene und gedrückte Stimmung, mangelnde Motivation, schwindende Konzentration.
Zwar kamen die Forschenden auch zu dem Ergebnis, dass lediglich fünf Prozent der Dopamin-Neuronen, die den Coronaviren ausgesetzt waren, auch infiziert wurden. Trotzdem warnt Studienleiter Shuibing Chen vor den Folgen:
Um die Nervenzellen bestmöglich vor den Coronaviren zu schützen, suchte das Forscher:innen-Team im Anschluss nach Wegen, um die schlechte Stimmung aufgrund nachlassender Dopamin-Ausschüttung zu verhindern.
Laut der "Berliner Morgenpost" fanden die Wissenschaftler:innen heraus, dass das Medikament Riluzol die Dopaminzellen vor dem Altern bewahren und eine Infektion der Zellen hätte verhindern können. Normalerweise wird das Mittel zur Behandlung einer unheilbaren, schweren Erkrankung des Nervensystems angewendet.
Auch Metformin, das zur Behandlung von Diabetes angewendet wird, sowie das Krebs-Medikament Imatinib hätten – zumindest im Labor – eine Zell-Infektion verhindert. Ob die Mittel aber tatsächlich als Schutz beim Menschen eingesetzt werden sollten, muss erst in weiteren Studien untersucht werden.
Angst vor depressiven Verstimmungen muss man jetzt aber dennoch nicht haben. Der Studie zufolge seien die neurologischen Symptome nicht automatisch nach jeder Corona-Infektion zu erwarten. Ob es tatsächlich dazu komme, hänge auch mit der Schwere der Infektion sowie der Genetik der Erkrankten zusammen. Wie lange diese Symptome anhalten, ist nicht bekannt.