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Perioden-Shaming im Ramadan – junge Muslimas haben keine Lust mehr drauf

Das Thema Menstruation während des Ramadans ist für viele Frauen relevant.
Das Thema Menstruation während des Ramadans ist für viele Frauen relevant.Bild: iStockphoto / YakobchukOlena
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Perioden-Shaming im Ramadan – junge Muslimas haben keine Lust mehr drauf

06.04.2023, 08:0706.04.2023, 08:09
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Heimlich ein Brötchen im Zimmer reingewürgt? Eine Banane auf der Toilette gegessen? Einige Muslimas kennen dieses versteckte Essen zum Ramadan ganz genau – und haben genug davon!

Auf Twitter entfachte schon 2018 eine Debatte unter jungen, muslimischen Frauen, die keine Lust mehr auf das Versteckspiel haben, denn: Wer gerade seine Periode hat, ist eigentlich vom Fasten entschuldigt...

Wir erklären kurz, worum es bei der Diskussion geht, die auch dieses Jahr die Sozialen Netzwerke beschäftigt.

Was ist das Problem?

Der Fastenmonat Ramadan fällt 2023 auf die Zeit vom 23. März bis zum 21. April. Laut Koran sollen Gläubige in dieser Zeitspanne von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten.

Es gibt allerdings einige Ausnahmen: Reisende und körperlich oder geistig kranke Menschen dürfen weiterhin essen. Dasselbe gilt für sehr alte und sehr junge Menschen (vor der Pubertät), sowie schwangere, stillende oder eben menstruierende Frauen.

Soweit so gut. Das Problem, das Muslimas beklagen? Frauen, die zum Ramadan essen, würden häufig von Unbeteiligten gefragt, warum sie nicht fasten würden oder in ihrem Verhalten zurechtgewiesen.

Da es vielen Frauen jedoch unangenehm ist, zuzugeben, dass sie gerade ihre Periode haben oder sie von ihren Familien dazu angehalten werden, diese Tatsache für sich zu behalten, essen viele Frauen während ihrer Periode heimlich. Einigen geht diese falsche Scham langsam auf die Nerven.

Die Erfahrungen der Frauen

Sabreen Imtair aus Kalifornien fragte die Twitter-Gemeinde schon 2018 nach ihren Erfahrungen mit dem Thema und bekam erstaunliche Antworten.

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"Es geht so ein Stigma mit dem Thema einher", erzählte die 18-Jährige bei BBC. "Einige Mädchen essen nicht vor ihren männlichen Verwandten oder fühlen sich während ihrer Periode dreckig, ganz besonders an Ramadan."

Erin Clegg, eine Muslima aus Australien, postete damals ein Video mit dem Titel "Warum sich muslimische Frauen nicht schämen sollten, wenn sie während des Ramadans in der Öffentlichkeit essen, wenn sie ihre Tage haben."

Auch in der Teen Vogue wurde das Thema aufgegriffen. Das US-Magazin sprach mit Yasmine Moussa, einer 21-jährigen Ägypterin, die ihnen erzählte, dass das Perioden-Problem besonders in der Pubertät unangenehm sei: "Du willst nicht, dass Männer dich an Ramadan essen sehen, weil sie dann wissen, dass du deine Periode hast. Also schmuggelst du heimlich Essen in die Schule oder die Arbeit, ohne dass Männer das sehen."

Wie es schon deutlich angenehmer wäre, zeigt diese Tiktokerin:

Ähnlich wie Stillen in der Öffentlichkeit?

Ist das Perioden-Shaming ein ähnliches Problem wie Still-Shaming? Diese Theorie hat Bloggerin Hanan Issa in den Raum geworfen. Sie sagt, die Diskussion um das verschämte Essen während der Periode erinnert sie an die Diskussion um stillende Frauen in der Öffentlichkeit. In beiden Fällen soll etwas ganz Natürliches versteckt werden, weil es ein für Männer unangenehmes Thema ist.

"Solange etwas sexy ist und die Erwartungen der männlichen Lust erfüllt, ist das alles OK. Aber wenn es irgendwie unangenehm wird, soll es versteckt werden", schreibt sie. "Die Periode, so wie Brust-Geben, ist nicht sexy. Es erinnert uns an die unangenehme Wahrheit, dass Frauenkörper nicht nur für die männliche Lust da sind."

Es überrasche sie immer wieder, wie viele Muslimas, die sich selbst als Feministinnen bezeichnen, an Ramadan vor männlichen Verwandten so tun würden, als würden sie fasten.

Allerdings scheint ein Wandel im Anmarsch zu sein. Zumindest finden viele Frauen Wege, sich auf humorvolle Weise mit dem Dilemma zu arrangieren.

Andere berichten, dass die Männer in ihrem Umfeld sehr viel Rücksicht nähmen, ihnen sogar "Period Snacks" bereitstellten oder sie sich einfach von der Scham befreit hätten. Andere Frauen erzählen, wie sie von dem einen Vorteil profitierten, den die Menstruation ihnen in der Fastenzeit brächte: Der Erlaubnis zu essen, wenn der Hunger kommt.

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