
Die Copsy-Studie befragte Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 17 Jahren. Bild: Westend61 / Westend61
Familie & Freunde
10.02.2021, 17:2010.02.2021, 17:20
Fast jedes dritte Kind zeigt ein knappes Jahr
nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland psychische
Auffälligkeiten. Das ist das Ergebnis der zweiten Befragung der
sogenannten Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
(UKE), die am Mittwoch vorgestellt wurde. Sorgen und Ängste hätten
noch einmal zugenommen, auch depressive Symptome und psychosomatische
Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen seien verstärkt zu
beobachten, sagte die Leiterin der Studie, Ulrike Ravens-Sieberer.
Vor der Corona-Krise gab es laut Untersuchung lediglich bei zwei von
zehn Kindern ein Risiko für psychische Auffälligkeiten.
Die Lebensqualität habe sich weiter verschlechtert. Besonders
betroffen seien Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und mit
Migrationshintergrund. Die seelischen Belastungen und Bedürfnisse von
Familien und Kindern müssten während der Pandemie stärker
berücksichtigt werden, betonte Ravens-Sieberer.
Ein Großteil der Teilnehmer empfinden eine verminderte Lebensqualität
Die Copsy-Studie ist den Angaben zufolge die bundesweit erste
ihrer Art. Von Mitte Dezember bis Mitte Januar nahmen mehr als 1000
Kinder und Jugendliche und mehr als 1600 Eltern mittels
Online-Fragebogen teil. Mehr als 80 Prozent der Befragten hatten
bereits bei der ersten Befragung im Juni vergangenen Jahres Antworten
abgegeben. Dabei ging es um Kinder und Jugendliche im Alter zwischen
7 und 17 Jahren. Um herauszufinden, wie sich die Werte verändert
haben, verglichen die UKE-Forscher sie auch mit vor der Corona-Krise
erhobenen Daten bundesweiter Studien.
Im Vergleich zur ersten Befragung sind die Zahlen gestiegen: 85
Prozent der befragten Kinder fühlen sich laut Untersuchung in der
Corona-Krise belastet. Im Juni spürten lediglich 71 Prozent seelische
Belastungen. Sieben von zehn Kindern empfinden ihre Lebensqualität
als gemindert, bei der ersten Befragung war es noch sechs von zehn
Kindern – und vor der Pandemie drei von zehn. Ängste und Sorgen haben
laut Studie noch einmal deutlich zugenommen.
Kinder und Jugendliche dürfen nicht den Kontakt verlieren
Zusätzliches Problem: Die Ernährung sei ungesünder, der Konsum
von Süßigkeiten habe zugenommen, berichtete die Forscherin. Viele
Kinder würden keinen Sport mehr treiben. "Angestiegen ist der
Medienkonsum." Das habe natürlich auch mit dem Online-Unterricht zu
tun. Homeschooling würden die Schüler inzwischen als viel
anstrengender empfinden als noch im Frühsommer. Kinder und
Jugendliche würden zudem über mehr Streit mit den Eltern berichten.
"Die Familien geben sich wirklich große Mühe, alles unter einen Hut
zu bekommen", sagte Ravens-Sieberer mit Blick auf Homeschooling und
Arbeitsbelastung. "Die Eltern sind aber am Anschlag." Sie bräuchten
deshalb dringend eine Perspektive und Unterstützung.
Sie wolle die Ergebnisse der zweiten Befragung nicht
"überdramatisieren", betonte die Wissenschaftlerin. "Denn nicht jede
psychische Auffälligkeit wird zur psychischen Störung. Aber wir
müssen sie sehr ernst nehmen." Auch wenn Schule derzeit nur
eingeschränkt möglich sei, müsse geschaut werden, dass es nicht nur
um Lernerfolg gehe, sondern der Kontakt zu den Kindern erhalten
bleibe. Sie bräuchten Zuspruch und Motivation.
Misshandelte Kinder haben weniger Möglichkeit Unterstützung zu erhalten
Das UKE präsentierte noch eine weitere Studie, dabei ging es um
Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern. Untersucht wurden die
Monate März und April 2020. Deutsche Kliniken registrierten in diesem
Zeitraum deutlich weniger Fälle von Kindeswohlgefährdungen als im
Vorjahreszeitraum. Wissenschaftler gehen daher von einer gestiegenen
Dunkelziffer aus.
"Kinder haben in Zeiten der sozialen Isolation weniger
Möglichkeiten, Hilfesignale zu senden", sagte Jo Ewert,
Kinderschutzkoordinator in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und
Jugendmedizin des UKE. An dieser Studie nahmen 159
Kinderschutzgruppen und -ambulanzen teil. Die Ambulanzen stellten
einen Rückgang von 15 Prozent fest, im stationären Bereich waren es
laut Studie 20 Prozent.
(lfr/dpa)
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