Studierende argumentieren mit der Schaffung eines gemeinsamen Erlebnisraums durch Glory Holes.Bild: iStockphoto / Getty images / Oleksandr Shchus
Liebe & Sex
25.10.2023, 16:2326.10.2023, 12:23
Der Uni-Alltag ist für Studierende nicht immer leicht zu stemmen. Das Lernen kann schon einmal zur Herausforderung werden. Um ihren Studierenden den Alltag zu erleichtern, warten zahlreiche Universitäten mit Tischtennisplatten, Sportplätzen oder Gratis-Kaffee auf.
Nun forderten einige Studierende in Augsburg aber etwas, das für die meisten wohl eher wie ein Scherz klingt: Sie wollen sogenannte Glory Holes in der Uni. Also Löcher in einer Wand zum Zwecke mehrheitlich anonymer Sexualkontakte, inklusive Kniepolsterung, kostenlosen Kondomen und Lecktüchern sowie regelmäßiger Reinigung. Klingt wie ein Scherz. Ist es auch – und wurde jetzt jedoch tatsächlich bei einer Sitzung diskutiert.
Studierende wollen Glory Holes im Hörsaal – Ursprung ist eine Wunschwand
Zahlreiche Student:innen an der Universität Augsburg hatten am 23. Oktober eine E-Mail im Postfach, die es in sich hat. Darin fordert eine Gruppe von Studierenden in einem Antrag die Errichtung von drei der sogenannten "Glory Holes" im Hörsaalzentrum, wie regionale Medien berichteten. Zunächst war die Rede davon, dass der Antrag durch die Studierendenvertretung "Studentischer Konvent" verschickt wurde. Dann stellte sich heraus: Es handelt sich wohl um eine Gruppe von Einzelpersonen, die dieses Vorhaben ins Gespräch bringt.
Die Idee fand laut den Antragstellern auf dem Augsburger Modular Festival 2023 ihren Ursprung. Denn: Der Allgemeine Studierendenausschuss hatte dort eine Wunschwand installiert, auf die insgesamt zehnmal der Wunsch nach Glory Holes geschrieben wurde. Kein anderer Wunsch wurde öfter darauf geschrieben.
Sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei also um einen Scherz von Teilnehmer:innen des Musikfestivals. Einer, der jetzt aufgegriffen wurde.
In dem Antrag argumentierten die Studierenden etwa, warum ihrer Meinung nach die Errichtung von Glory Holes sinnvoll wäre. So heißt es dort:
"Ein Gloryhole würde zur Diversifizierung am Campus beitragen, da Kink so auch an der Uni er- beziehungsweise gelebt werden könnte. Außerdem kann Sex eine entspannende Tätigkeit sein, was im oft anstrengenden Universitätsalltag sehr sinnvoll sein kann. Die damit verbundene Stressreduktion würde für eine positivere Arbeitsatmosphäre am Campus sorgen."
Glory Holes schaffen laut Antrag einen "Erlebnisraum"
Auch soziale Aspekte bringen die Verfasser der Mail als Argument an. So könne durch Glory Holes an der Universität ein gemeinsamer Erlebnisraum geschaffen werden, um sich "auf einer dem Alltag fernen Ebene zu verbinden".
Zusätzlich bringen die Studierenden das Argument der Queerfreundlichkeit. So sollten die Glory Holes zudem barrierefrei sein. In dem Antrag heißt es hierzu: Die Errichtung der Glory Holes erlaube "es der Universität, sich als heteronormativitäts-kritischen Raum zu verstehen." Eine deutliche queere Positionierung steigere etwa das Sicherheitsempfinden und Wohlbefinden von queeren Menschen.
Ob Glory Holes tatsächlich für ein besseres Lernumfeld an Universitäten beitragen? Wohl eher nicht.Bild: iStockphoto / Getty images / Oleksandr Shchus
Glory Holes: Studierende entscheiden über Vorschlag
Dass Glory Holes tatsächlich das Wohlbefinden steigern, sei mal dahingestellt. Dass sie wirklich an der Uni installiert werden, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Denn: Am Mittwoch wurde der Antrag bei der Konventssitzung an der Universität Augsburg diskutiert und abschließend von der Studierendenschaft abgestimmt. Die Mehrheit der Studierenden sei der Meinung gewesen, den Vorschlag als Scherz aufzufassen – der Antrag wurde abgelehnt, wie die "Bild" berichtete. Auch die Universität äußerte sich auf eine watson-Anfrage: "Die Universitätsleitung bewertet die Tagesordnung des Studierendenkonvents nicht. Es ist davon auszugehen, dass dieser Tagesordnungspunkt satirisch zu verstehen ist."
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Auf Reddit ging der Antrag zuvor dennoch viral und ist offenbar der perfekte Nährboden für Ironie und belustigte Kommentare. So schreibt dort eine Person: "Wenn ich da im Gebäudemanagement wäre, würde ich nach der Einführung von sowas direkt kündigen." Ein weiterer User schreibt: "Dann bleib’ ich für den Master ja vielleicht doch." Auch bei Reddit glaubt die Mehrheit in den Kommentaren nicht, dass solch ein Vorschlag jemals ernsthaft diskutiert würde.
In Sachen Phishing-Mails hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Die Mails werden professioneller, der nigerianische Prinz ist tot. Regelmäßig tauchen nun Meldungen zu Mails auf, die mitunter schnell für Verwirrung sorgen können – und gerade deshalb sehr gefährlich sind.