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Dating: Single-Frau spricht offen über Polyamorie und nervige Dating-Sünden

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Singles der Gen Z daten anders als ihre Eltern: Ein klassischer Abend in einer Bar? Bevor das kommt, muss sich das Gegenüber erst als würdig erweisen.Bild: pexels / cottonbro studio
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Dating in der Gen Z: Single-Frau über Polyamorie und das Festnetz ihrer Eltern

13.08.2023, 10:22
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81 Prozent der Gen Z gibt an, von Gesellschaftsnormen weniger gebunden zu sein als frühere Generationen und 71 Prozent glauben, dass sie den Grundstein für eine ehrliche Beziehung legen, wenn sie sich selbst treu bleiben. Das ergab zuletzt eine Studie der Dating-App Bumble (Befragung: 2.000 Deutsche im Alter von 18-34 Jahren).

Selbsterkenntnis statt Konventionen, Intuition statt Tradition. Datet die Gen Z ganz anders, als es bisher der Fall war? Welche Auswirkungen hat dieser Wunsch nach Individualität beim Dating? Wir horchten nach bei einer Person, die es aus erster Hand weiß. Nati ist Single, 23 Jahre alt, lebt in Berlin und datet vor allem über oben genannte App.

"Für mich ergeben Dating-Apps Sinn, weil ich schneller Menschen finde, die zu meinen Wünschen passen."

Nati erzählt watson, wann sie ihre Dates geghostet hat, was in Berlin anders läuft als in Bayern und was ihre Eltern nicht verstehen, wenn es ums Liebesleben der Gen Z geht.

"Ich bin 23 Jahre alt und komme aus Bayern. Vor anderthalb Jahren bin ich nach Berlin gezogen, wo ich neben meinem Studium in einer Social-Media-Redaktion arbeite. Ich bin jetzt seit fast genau zwei Jahren Single und voll im Dating-Game.

In Bayern auf dem Dorf habe ich Jungs noch über den Freundeskreis kennengelernt. Liebesgeschichten entwickelten sich über gemeinsame Bekannte und über Gespräche auf einer Party.

Dating-Apps effektiver als Real Life

Hier, in der Großstadt, ist das gar nicht mehr möglich. Zum einen leben hier so viele Menschen, dass man nie weiß, wer überhaupt Single ist – ich kann ja nicht einfach irgendwelche Männer in der Straßenbahn ansprechen –, zum anderen bin ich so eingebunden in Arbeit und Studium, dass ich gar nicht so viele Leute in der Freizeit kennenlerne. Deswegen date ich eigentlich nur noch über Bumble.

Neben Studium und Arbeit ist für's Dating wenig Zeit.
Neben Studium und Arbeit ist für's Dating wenig Zeit.Bild: getty images / Yuricazac

Für mich ergeben Dating-Apps Sinn, weil ich schneller Menschen finde, die zu meinen Wünschen passen. Und wenn man ein wenig hin und her schreibt, spürt man auch, ob die Wellenlänge stimmt und es sich überhaupt lohnt, einander zu treffen. Gerade, weil ich nicht so viel Zeit habe, will ich das vorher wissen.

Der Nachteil vom Online-Dating ist, dass die Auswahl an Singles so riesig ist, dass User:innen dazu neigen, sich lieber nicht festzulegen – es könnte ja noch was Besseres kommen. Wenn ich jemanden cool finde, fokussiere ich mich auf diese Person, aber bin meinerseits oft unsicher, ob mein Gegenüber nicht nebenbei weitersucht. Diese Ungewissheit nervt mich, wenn ich jemanden mag.

Die Gen Z ist offen für alles

Vielleicht ist das auch ein bisschen das Phänomen der Zeit. Ich glaube tatsächlich, dass meine Generation viel mehr auf die eigenen Bedürfnisse achtet und sich weniger von Konventionen leiten lässt. Heiraten, Kinder bekommen, das ist alles nicht mehr so selbstverständlich wie früher. Wir erlauben es uns, uns auszuprobieren in Sachen Liebe und Sexualität. Besonders in Berlin haben sich viele von klassischen Beziehungsmodellen verabschiedet.

"Ich kenne Frauen, die seit über einem Jahr ihre Typen treffen und immer noch nicht sicher sind, was das eigentlich ist."

Offene Beziehungen haben viele in meinem Freundeskreis zumindest schon einmal versucht. Wenn es in ihrer monogamen Beziehung nicht mehr so läuft, sagen sie sich: 'Okay, vielleicht klappt es für uns besser, wenn wir mehr Menschen zulassen.'

Was ich auch merke, ist, dass meine Freund:innen viel offener gegenüber gleichgeschlechtlichen Erfahrungen sind. Hetero? Queer oder bisexuell? Viele wollen das nicht mehr festlegen, sondern halten sich die Möglichkeiten offen.

Diese Offenheit zieht sich durch alle Liebesaspekte. Ich halte das für einen Gewinn, weil man viel klarer kommuniziert: Was willst du? Was erwartest du? Andererseits dauert durch diese permanente Selbstfindung jeder Schritt miteinander auch sehr lang. Ich kenne Frauen, die seit über einem Jahr ihre Typen treffen und immer noch nicht sicher sind, was das eigentlich ist.

Meine Eltern denken da vermutlich nur: "Warum machen sich die Kinder das so kompliziert?" Bei denen war es eher so: Wenn man sich mochte, hat man sich geküsst. Mit einem Kuss war man ein Paar. Kein langes Hin-und-Her.

"Ich will keinen Typen aushalten. Das ist mir super wichtig."

Da war natürlich viel Konvention im Spiel und ich finde es gut, dass wir heute mehr Freiheiten haben, andererseits schüttle auch ich manchmal den Kopf darüber, wie lange unverbindliches Daten heutzutage dauern kann. Ein bisschen Sicherheit wäre schön.

Heute suche ich Verbindlichkeit

Ich habe jedenfalls nach jedem Date etwas für mich gelernt und weiß inzwischen, was ich will und was nicht. Polyamorie zum Beispiel wäre nichts für mich, ich würde mir zu sehr einen Kopf machen, ob sich doch Gefühle außerhalb der Beziehung entwickeln.

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Offene Beziehung? Sind auch nicht für jede:n.Bild: iStockphoto / igor_kell

Man weiß zwar nie, was in einem schlummert, aber ich halte mich zudem für hetero und suche nach einem Mann. Am besten einer, der größer ist als ich – was nicht schwer ist – und denselben Humor hat. Das gemeinsame Lachen hat mir in Ex-Beziehungen gefehlt. Mir fällt beim Daten aber immer wieder auf, wie anziehend es ist, wenn man dieselben Dinge im Leben lustig findet.

Mir ist es auch wichtig, dass er die gleichen Werte und Zukunftsvorstellungen hat wie ich. Ich möchte durchaus eine Liebesbeziehung haben, in der man auch in die Zukunft plant. Dazu gehört auch, dass er ehrgeizig ist und, was Job und Gehalt angeht, auf meiner Wellenlänge ist. Ich will keinen Typen aushalten. Das ist mir super wichtig.

"Ghosting ist eine der nervigsten Dating-Sünden der Gen Z."

Primär gehe ich zu Dates und hoffe einfach, dass wir einen coolen Abend haben. Das beste Date, das ich jemals hatte, lief genau so. Wir verstanden uns schon beim Schreiben gut, aber als wir uns dann trafen, war es einfach nur unbeschwert und wahnsinnig lustig. Wir sind von Laden zu Laden gezogen und die Zeit verging, ohne dass man es merkte. Für mich war das total besonders, weil ich mich so entspannt gefühlt habe, als ob man sich schon länger kennt. Wir haben auch noch Kontakt.

Ghosting – eine nervige Dating-Sünde

Selbstverständlich ist das nicht, denn es wird viel geghostet beim Dating. Schlimm fühlt sich das an, weil man völlig im Unklaren zurückbleibt, ob es sich lohnt zu warten. Für das Ego ist das nicht gut. Klar darf man sich umentscheiden, aber man kann das doch kurz kommunizieren. Ghosting ist eine der nervigsten Dating-Sünden der Gen Z.

Vermutlich gab es "ghosten" auch schon immer beim Dating, nur haben wir ein Wort dafür erfunden, weil es uns mehr verfolgt. Meine Eltern hatten nur Festnetz. Wenn sich da jemand nicht mehr melden wollte, hat das Telefon nicht mehr geklingelt und das war's. Da konnte man nichts machen.

Heute hättest du jederzeit und an jeder Bushaltestelle fünf Möglichkeiten, den Anderen auf mehreren Kanälen zu kontaktieren. Wer geghostet wird, sieht über soziale Netzwerke außerdem genau: "Aha. Die andere Person ist wohl nicht gestorben, sondern sitzt gerade im Späti um die Ecke, sie könnte also jederzeit mal eine kurze Nachricht senden." Das ist daher ein viel offensichtlicherer Schlag ins Gesicht.

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Ehrlich gesagt habe ich selbst auch schon Leute geghostet. Nicht mit Absicht, sondern eher, weil man vergisst, sich bei Dates zurückzumelden, die einfach nicht wichtig für einen waren. Ich versuche aber meist, einen netten und ehrlichen Abschluss zu finden.

Sich von Dating-Apps abzumelden, wenn man einen coolen Menschen kennengelernt hat, halte ich für eine romantische Geste. Das heißt zwar noch lange nicht, dass man jetzt zusammen ist, aber es ist schon ein Statement, wenn man sich bewusst vom Datingmarkt zurückzieht. Denn damit sagt man ja auch: Ich will wirklich nur noch dich kennenlernen. Das wäre definitiv der erste Schritt in eine Beziehung."

Cornflakes im Öko-Test: Kellogg's-Produkt enttäuscht

Viele essen zum Frühstück Cornflakes, manche sogar zum Abendessen. Die Meisten machen sich darüber, ob sie gesund sind, vermutlich keine Gedanken. Sollten sie aber, denn die neueste Ausgabe der Zeitschrift "Öko-Test" brachte überraschende Ergebnisse zutage. Das Magazin untersuchte 48 Cornflakes-Produkte genauer. Besonders enttäuschend war das Abschneiden einiger bekannter Marken, die im Test mit der Note "ungenügend" bewertet wurden.

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