Die Streaming-Landschaft ist geprägt von ständigen Veränderungen und Anpassungen. In Zeiten der Inflation bedeuten diese meist nichts Gutes für Streaming-Fans. Neben Anbietern wie Netflix und Disney+ ist Amazon Prime Video einer der prominenten Akteure auf diesem Gebiet. Mehr als die Hälfte der Menschen streamt dort regelmäßig, zeigen Marktdaten von Nielsen.
Doch Amazon hat eine kontroverse Entscheidung getroffen: Ab dem 5. Februar wird für Prime Video eine neue Gebühr eingeführt. Diese Änderung ruft jetzt Verbraucherschützer:innen auf den Plan.
Die Entscheidung von Amazon Prime Video: Ab dem 5. Februar will der Streaming-Dienst Werbung einführen und den Kund:innen die Option geben, sich durch eine monatliche Gebühr davon freizukaufen. Ab Montag müssen Kund:innen in Deutschland demnach 2,99 Euro pro Monat mehr bezahlen, um Serien und Filme ohne Werbung sehen zu können.
Das Vorhaben macht nicht nur die Kundschaft sauer, sondern bringt auch eine juristische Auseinandersetzung mit sich, wie "DWDL" berichtet. Denn: Verbraucherschützer:innen des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV) sehen darin einen Verstoß gegen das Gesetz und planen eine Klage. Sie kritisieren "eine wesentliche Vertragsänderung". Aus diesem Grund hätte die Zustimmung der Nutzerinnen und Nutzer vorab eingeholt werden müssen.
Amazon dürfe seine Prime-Video-Kundschaft "nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen", sagte VZBV-Chefin Ramona Pop gegenüber dem "Handelsblatt". Die Einführung von Werbung ohne ausdrückliche Zustimmung der Kund:innen wird deshalb als "Missachtung von Verbraucherrecht" gewertet. Kund:innen hätten weiterhin Anspruch auf werbefreie Dienste zu den bisher vereinbarten Konditionen.
Nachdem Amazon auf eine Abmahnung der Verbraucherschützer:innen nicht reagierte, bereitet der VZBV nun eine Klage vor. Sie soll in den kommenden Wochen eingereicht werden.
Amazon Prime Video reiht sich mit seinem Vorhaben in ähnliche, bereits bestehende Modelle im Streamingmarkt ein. Andere Anbieter wie Netflix oder Disney haben bereits günstigere oder kostenlose, werbefinanzierte Abomodelle eingeführt oder planen dies.
Streamingdienste versuchen, mit günstigeren Werbeabonnements Kund:innen zu binden, die die Standardabonnements als zu teuer empfinden.
Die Einführung von Werbung im Streamingdienstmodell birgt für Anbieter Chancen. Für Netflix beispielsweise verspricht das Abo mit Werbung laut Branchenkenner:innen höhere Gewinne, da die Einnahmen pro Kund:in höher liegen als die monatlichen Gebühren der werbefreien Abos.
Wegen hoher Produktionskosten und einem harten Wettbewerb schreiben viele Streaming-Anbieter laut dem "Handelsblatt" rote Zahlen.
Amazon setzt deshalb aktuell auf massive Einsparungen. Im Zuge dessen werden auch im Streaming Stellen abgebaut. Das neue werbebasierte Abo-Modell "erlaubt uns, weiterhin in Top-Entertainment und Live-Sportinhalte zu investieren und diese Investitionen langfristig zu erhöhen", schrieb das Unternehmen seiner Kundschaft Anfang Januar.
Amazon Prime kostet aktuell 8,99 Euro pro Monat oder 90 Euro jährlich. Dafür bekommen Kund:innen auch schnellere Lieferungen oder Zugriff auf Amazons Musikstreaming. Nicht nur in Deutschland, auch in anderen wichtigen Märkten wie den USA, Großbritannien oder Kanada müssen Nutzer:innen mehr zahlen. Die Einführung von Werbung oder höheren Preisen stößt bei der Kundschaft auf Unmut.
Das Einblenden von Werbung ist für Streaming-Anbieter nicht ohne Risiko, da die Dienste dadurch ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber klassischen TV-Sendern verlieren, die ebenfalls auf Werbung setzen. Besonders in Deutschland ist die Akzeptanz von Werbung in Streamingdiensten vergleichsweise gering.