
Im Handel stehen heftige Verhandlungen an. Der Druck auf die Lebensmittelbranche steigt.Bild: dpa-tmn / Benjamin Nolte
Supermarkt
04.09.2022, 08:0704.09.2022, 08:07
Das Einkaufserlebnis ist getrübt. Verbraucher:innen müssen beim regelmäßigen Einkauf immer tiefer in die Tasche greifen. Das Frustrierende: Ein Ende der Preissteigerung ist nicht in Sicht. Auch die Preise für Milch, Nudeln und weitere Grundnahrungsmittel befinden sich derzeit auf einem Allzeithoch. Das hat nun weitreichende Folgen für das Marken-Sortiment einiger Händler.
Produktion wird immer teurer: Marken-Hersteller wollen mehr Geld
Nicht nur Lebensmittel kosten weltweit mehr. Auch die Energiekosten steigen ins Unermessliche. Wegen der gestiegenen Preise für Personal, Verpackung, Transport, Lagerung und Rohstoffe müssen Konzerne ihre Kalkulation ändern.
Ein Rattenschwanz. Marken-Hersteller treiben deshalb ebenso die Preise in die Höhe.
Aktuell laufen die Konditionsverhandlungen des Handels. Ein wichtiger Bestandteil: die Preise für das kommende halbe Jahr. Bereits im Sommer hatten Experten gewarnt, dass sich hinter den Kulissen Supermärkte und Discounter bereits auf die heftigen Verhandlungen im Herbst vorbereiteten.

Viele Händler wollen die massiven Preissteigerungen von Marken wie Milka nicht akzeptieren.Bild: www.imago-images.de / imago images
Das Problem: Produzenten wollen mehr Geld, Einzelhändler lehnen markante Preiserhöhungen jedoch ab. Dabei geht es teilweise um Teuerungen im zweistelligen Prozentbereich. Vor allem große Marken wie Milka, Nutella, Zentis oder Kinder-Schokolade wollen an der Preisschraube drehen, wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet. Demnach betrifft es vor allem Produkte wie Schokoladen, Fertiggerichte, Marmeladen, Chips, Kaffee oder Säfte.
Händler wollen keine heftigen Preissprünge mehr akzeptieren
Während die Kosten weiter steigen, wollen die Discounter-Riesen Aldi und Lidl eine Preisgarantie von Marken-Herstellern. Stabile Preise wünschen sich aber auch Rewe, Penny, Netto und Edeka.
Die Verhandlungen sind hart. Und einige Händler ziehen nun Konsequenzen. Laut "Focus Online" verhandelt etwa Edeka derzeit mit Coca-Cola. Demnach droht der Hersteller mit einem Liefer-Stopp von Sprite, Fanta und Coca-Cola, weil die Vorstellungen offenbar zu weit auseinander liegen. Kommt es nicht zu einer Einigung, soll der Lieferstopp ab 8. September in die Tat umgesetzt werden. Doch Experten sprechen von einem Druckmittel.
Denn: Ganz ohne Edeka geht es für den Konzern nicht. Er ist laut dem Bericht auf die Verkaufsflächen des Supermarkts angewiesen.

Um Umsatz zu halten: Coca-Cola ist auf die Regale von Edeka angewiesen.Bild: www.imago-images.de / imago images
Auch bei Lidl, Aldi Süd und Aldi Nord geht es heiß her. Die Discounter haben bereits Konsequenzen gezogen und einige Marken-Produkte aus ihren Regalen verbannt. Bei Aldi sucht man etwa "Fruchtzwerge" oder "Activia" vergeblich. Beide Joghurt-Marken gehören zum Danone-Konzern und sind seit mehreren Wochen aus den Regalen verschwunden.
Auch Lidl hat einige Marken-Produkte aus dem Sortiment geschmissen. Betroffen sind etwa Produkte von "Müllermilch", "Henkel" und "Beiersdorf". Laut "Focus Online" sind beispielsweise Deodorants von Nivea, Spülmittel von Pril und weitere Drogerieartikel von Bref und Somat nicht mehr bei Lidl erhältlich.
Händler setzen vermehrt auf Eigenmarken
Der Trend setzt sich fort, wie auch die "Lebensmittel Zeitung" in ihrer aktuellen Ausgabe bestätigt. Demnach fliegen immer mehr Markenprodukte aus den Regalen. Um einen Kollaps zu verhindern und die Kundschaft nicht zu vergraulen, setzen Händler – und vor allem Discounter – nun vermehrt auf Eigenmarken. Auch Kund:innen greifen so häufig zu den günstigeren Aldi- oder Lidl-Marken wie noch nie.

Auch Lidl setzt vermehrt auf Eigenmarken – und bewirbt diese massiv.Bild: NurPhoto / NurPhoto
Der Strategiewechsel wird durch die jüngsten Werbekampagnen der Händler verdeutlicht: Lidl, Netto, Aldi Süd und Aldi Nord hatten in den vergangenen Wochen auf allen Kanälen massiv die eigenen und günstigeren Hausmarken beworben. Gleichzeitig erhöhen sie dafür die Preise.
(ast)
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