Bei Lidl soll die Mehrwertsteuer schon eine Woche früher als vorgeschrieben gesenkt werden.Bild: www.imago-images.de / Schoening
Supermarkt
Das von Union und SPD erarbeitete Konjunkturpaket zum Anschub der Wirtschaft nach der Corona-Krise sieht unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf 16 Prozent vor. Der ermäßigte Satz, der für viele Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs gilt, sinkt von sieben auf fünf Prozent. Mit dieser Maßnahme will die große Koalition die Kaufkraft wieder ankurbeln.
Edeka, Rewe, Aldi oder Lidl haben bereits signalisiert, die Preissenkung an die Verbraucher weiterzugeben, also die Preise für einzelne Produkte nicht vorher zu erhöhen. Offiziell in Kraft treten soll die Steuersenkung am 1. Juli 2020, sie endet am 31. Dezember.
Entlastung beim Lebensmitteleinkauf
Der Discounter Lidl teilte jetzt mit, dass er die Mehrwertsteuer bereits eine Woche früher, also am Montag, den 22. Juni 2020, senken will.
Das heißt: Kunden zahlen bereits ab Montag beim Discounter weniger. Die daraus resultierende Preisreduzierung soll laut Lidl direkt an den Preisschildern transparent gemacht werden.
So verringert sich der Preis für die im Lidl-Prospekt für die kommende Woche angebotene 150-Gramm-Packung Kerrygold-Käse durch Weitergabe der Steuersenkung gerade einmal um 3 Cent auf 1,36 Euro und das 10er-Pack Capri-Sun kostet statt 2,49 Euro 2,41 Euro.
An der Kasse werde dagegen nichts abgezogen, so das Unternehmen. Ausgenommen von der Preissenkung seien Tabakwaren, Zeitschriften, Säuglingsanfangsnahrung, Bücher, Pfand, Getränke aus Heißgetränkeautomaten, Telefon- und Geschenkkarten.
"Uns ist es wichtig, dass die Preissenkung so schnell wie möglich bei den Kunden ankommt", begründet eine Lidl-Sprecherin die Entscheidung gegenüber watson. Mit den vorgezogenen Preissenkungen wolle sich Lidl demnach bei den Kunden für das entgegengebrachte Vertrauen in den vergangenen Monaten bedanken.
Supermärkte und Discounter im Preis-Kampf
Die Preis-Senkung gilt auch im Online-Shop des Discounters. Die Aktion dürfte aber auch der Versuch sein, sich im hart umkämpften Lebensmittel-Markt von der Konkurrenz abzusetzen.
"Die Mehrwertsteuersenkung erhöht die Gefahr eines Preiskrieges im Einzelhandel", sagt der Handelsexperte Stephan Rüschen von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn. Die Mehrwertsteuersenkung biete Supermärkten und Discountern einen fast einzigartige Möglichkeit, sich zu profilieren.
Diese will Lidl offenbar nutzen. Die SB-Warenkette Globus folgt eine Woche später am 29. Juni. Andere Handelsketten wie dm oder Kaufland halten bisher am eigentlichen Stichtag, dem 1. Juli, fest.
Drogeriekette Dm geht anderen Weg als Lidl – andere Supermärkte überlegen noch
Während Lidl also die Preise bei allen Artikeln reduziert und auch die Preisauszeichnung an den Regalen ändert, geht die Drogeriemarktkette dm einen anderen Weg. Zwar gibt auch sie die Mehrwertsteuersenkung Artikel für Artikel an die Kunden weiter. Doch bleiben hier die Preise an den Regalen unverändert. Der Abzug erfolgt erst an der Kasse. Das erspart Millionenausgaben für die Änderung der Preisschilder an den Regalen, kann aber im direkten Preisvergleich etwa mit Lidl nach hinten losgehen.
Andere Handelsketten spielen mit dem Gedanken, lieber den Preis für einige besonders beliebte Produkte kräftig zu reduzieren, statt alle Produkte ein bisschen billiger zu machen. Auch so ließe sich die Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weitergeben. Der Vorteil: Der Kaufanreiz könnte größer sein. Der Nachteil: Die Kunden könnten den Verdacht haben, dass ein Teil der Mehrwertsteuererhöhung am Ende in den Kassen des Konzerns landet.
(lau/mit dpa)
"Zieh' dich warm an" ist ein Spruch, der längst eine doppelte Bedeutung hat: Es wird ungemütlich. Während es in einem Fall aber um ordentlich Ärger geht, dreht es sich in dem anderen ums Wohlbefinden. Bei letzterem folgt die Ergänzung: "… sonst wirst du krank".