Fleisch wird zum Luxusgut – warum Rind im Supermarkt so teuer ist
Vielen Dank an die Inflation. Nicht. Denn wer im Supermarkt an die Kasse geht, merkt: Das Geld sitzt nicht mehr so locker wie früher. Besonders Lebensmittel hat die Inflation spürbar verteuert. Doch während Nudeln oder Butter in den vergangenen Monaten wieder etwas günstiger geworden sind, gibt es ein Produkt, das sich immer weniger Haushalte regelmäßig leisten können: Rindfleisch.
Das mag für die Umwelt gar nicht mal so schlecht sein, für Fleischliebhaber:innen ist das jedoch eine bittere Beilage.
Rindfleisch wird zunehmend zum Symbol der Schere zwischen Arm und Reich. Ein saftiges Steak kostet heute so viel, dass es bei vielen nicht mehr im Korb landet. Laut aktuellen Daten sind die Preise für Rindfleisch in Deutschland auf ein Niveau gestiegen, das selbst Fachleute überrascht. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Denn der Grund für die Preiserhöhung liegt nicht nur in der Inflation.
Teurer Supermarkt-Einkauf: Weniger Rinder, höhere Preise
"Die Entwicklung lässt sich mit dem Rückgang der Rinderbestände erklären", sagt Tim Koch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) der Deutschen Presse-Agentur. Jahr für Jahr verschwinden Betriebe vom Markt. Häufig, weil es keine Nachfolger:innen gibt.
Die Zahlen sprechen für sich: 2015 standen in Deutschland noch 12,6 Millionen Rinder in den Ställen. Zehn Jahre später sind es laut Statistischem Bundesamt nur noch 10,3 Millionen. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in anderen europäischen Ländern. Weniger Tiere bedeuten weniger Fleisch und steigende Preise.
Dazu kam laut dpa ein weiterer Faktor: die Blauzungenkrankheit. Die für Menschen ungefährliche Tierseuche befällt Rinder, Schafe und Ziegen. Zwischen Mai 2024 und April 2025 meldete das Friedrich-Löffler-Institut fast 18.000 Infektionen.
"Insgesamt verzeichnen wir dieses Jahr deutlich weniger Fälle, da bereits im letzten Jahr viele Tiere betroffen waren", erklärte eine Sprecherin. Der Grund seien viele Impfungen und eine natürliche Durchseuchung. Ganz ausgestanden ist das Thema trotzdem nicht. Übertragen wird das Virus durch winzige Mücken, die im Herbst besonders aktiv sind.
Preise für Rindfleisch: keine baldige Trendwende in Sicht
Trotzdem: Das Problem liegt tiefer. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft geht weiter, auch wenn die Preise hoch sind. "Eine Trendwende in der Rinderhaltung ist derzeit nicht erkennbar", heißt es vom Bundesverband Rind und Fleisch gegenüber der dpa.
Denn die Realität für Landwirt:innen bleibt hart: Es gibt hohe Investitionskosten und immer strengere Auflagen. "Gerade in der Bullenmast kommt zum Tragen, dass zwar die Preise gestiegen sind, jedoch auch die Kosten", heißt es etwa vom Bayerische Bauernverband.
Bullenkälber seien 2025 zeitweise doppelt so teuer gewesen wie im Vorjahr. Hinzu kommt der steigende gesellschaftliche Druck von Tier- und Umweltschützer:innen.
Noch ein Unsicherheitsfaktor: das geplante EU-Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten. Brasilien ist weltgrößter Rindfleisch-Produzent, auch Argentinien und Uruguay haben riesige Bestände. Viele deutsche Bauern und Bäuerinnen befürchten daher, dass südamerikanisches Billigfleisch die Preise drückt.
Der Bundesverband Rind und Fleisch sieht das allerdings gelassener: "In den Nachverhandlungen wurden die zusätzlichen Importmengen deutlich begrenzt, sodass es sich im Fall von Rindfleisch lediglich um ein sehr kleines Volumen handelt."
"Dass die Rindfleischpreise wieder auf das Niveau sinken, wie wir es vor eineinhalb Jahren hatten, glaube ich nicht", sagt AMI-Experte Koch. Er meint: "Wir werden uns auf einem höheren Niveau einpendeln."
(Mit Material der dpa)