Der Innenraum eines Flugzeugs ist für viele Menschen ein Ort der Emotionen: Die Vorfreude auf den bevorstehenden Urlaub, die Ruhe vor dem stressigen Geschäftstrip oder auch die langsam aufsteigende Angst vor dem ruckelnden Abheben von der Landebahn.
Für all diese Emotionen gibt es an Bord die Flugbegleiter:innen, die sich um das Wohlbefinden der Fluggäste kümmern. Dass diese Tätigkeit zunehmend schwierig und mitunter sogar gefährlich wird, beweisen aktuelle Zahlen vom internationalen Airline-Verband IATA.
Sogenannte "unruly passenger incidents" nehmen demnach bei Fluglinien aller Länder immer weiter zu. Gemeint sind Vorkommnisse an Bord, bei denen Fluggäste mit dem Personal wegen bestimmter Ungereimtheiten aneinander geraten – und dabei mitunter sogar handgreiflich werden.
Allein im vergangenen Jahr wuchs die Zahl solcher Ereignisse laut IATA um 47 Prozent. Körperliche Angriffe auf andere Fluggäste oder Besatzungsmitglieder stiegen 2022 sogar um 61 Prozent an.
Am häufigsten jedoch erlebt das Personal offenbar Verstöße gegen die Vorschriften an Bord, verbale Angriffen und betrunkene Fluggäste. In den USA wurde deshalb 2021 bei einigen Airlines zeitweise sogar der Alkoholausschank an Bord untersagt.
Aggressive Vorfälle werden insgesamt besonders häufig von der US-Luftfahrtaufsicht FAA gemeldet, allein seit Jahresbeginn kam es demnach zu 740 Angriffen. Erst im März versuchte ein Passagier, einen Notausgang zu öffnen und anschließend einer Stewardess mit einer improvisierten Waffe in den Hals zu stechen.
Vergangene Woche ging auf Social Media ebenfalls ein Fall einer offenbar betrunkenen US-Passagierin um, die von Sicherheitspersonal mit Handschellen aus dem Flugzeug geführt wird. Zuvor soll sie mit den Füßen den Fluggast in der Reihe vor ihr getreten haben.
Bei besonders heftigen Fällen schaltet sich in den USA mittlerweile das FBI ein. Ansonsten drohen den Angreifenden hohe Geldstrafen. Laut "Handelsblatt" strich die US-Luftfahrtbehörde allein im Jahr 2022 mehr als 8 Millionen Dollar über entsprechende Vorfälle ein.
Der Airline-Verband sprach sich nun dafür aus, entsprechende Strafen in allen Ländern gesetzlich festzulegen. Bereits seit den 1960er Jahren haben hierfür zahlreiche Länder die sogenannte Tokio-Konvention ratifiziert. Hier wird die Verfolgung entsprechender Angriffe an Bord geregelt.
Im vergangenen Jahr war die Zahl der Vorfälle zunächst gesunken. Nachdem viele Airlines die Maskenpflicht außer Kraft gesetzt hatten, wurde es demnach für eine bestimmte Zeit entspannter an Bord. Während der Corona-Pandemie weigerten sich einige Passagiere, eine Maske zu tragen und gerieten deshalb häufig mit dem Bordpersonal aneinander.
Allgemein hat sich die Luftfahrtbranche seit der Pandemie verändert. Hoben weltweit im Jahr 2019 noch mehr als 46 Millionen Flugzeuge ab, waren es 2022 nur noch 32 Millionen.