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Zu Hause einschlafen und im Urlaubsland aufwachen – was an einen Traum erinnert, galt bis vor knapp 30 Jahren als normale Möglichkeit des Reisens. Mit Beginn des großen Booms der Flugreisen in den 1990er Jahren wurden Nachtzüge jedoch immer mehr zu einer Rarität, die irgendwie aus der Zeit gefallen schien.
Die Deutsche Bahn musterte ihre Schlafwagen aus. Nur wenige Strecken blieben weiter im Betrieb – Züge der Österreichischen Bundesbahn ÖBB etwa hielten auch in deutschen Großstädten. Nun schickt sich der Reiseanbieter TUI an, dem Nachtzug zu einem Comeback zu verhelfen.
Mit dem TUI City Express können Passagiere bereits seit Juli von Amsterdam über Hannover nach Prag fahren – in gerade einmal einem Tag, beziehungsweise einer Nacht aus Deutschland. Die Ticketpreise für die Fahrt in der Schlafkabine beginnen bei 140 Euro, wenn man bereit ist, sich ein Abteil mit vier weiteren Personen zu teilen.
Ein zweites Angebot ist der sogenannte TUI Ski Express, den der Konzern bereits im vergangenen Winter auf einer Teststrecke zwischen den Niederlanden und Österreich einsetzte. In der kommenden Skisaison sollen auch Köln, Bonn, Koblenz und Frankfurt in die wöchentliche Tour in Richtung Skigebiete eingebunden werden.
Der Konzern recycelt für das Angebot alte Nachtzüge, die wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit seit Jahren ungenutzt waren. Grundproblem am Konzept Schlafwagen war und ist, dass die Waggons tagsüber ungenutzt herumstehen müssen. Die Deutsche Bahn soll dadurch laut "Handelsblatt" 30 Millionen Euro Verlust pro Jahr gemacht haben.
Der neue City-Express wird daher eher als Gesamtpaket vermarktet. Über die TUI-Website werden die Tickets in Kombination mit kooperierenden TUI-Hotels und Aktivitäten vor Ort angeboten.
Aktuell betreibt die niederländische Firma Green City Trip die Züge für TUI, in Zukunft könnten auch weitere europäische Bahnbetreiber einsteigen. Insgesamt sind bis 2028 offenbar zehn weitere Strecken in Planung, die noch mehr europäische Großstädte verbinden könnten.
Hierfür visiert auch Green City Trip nach eigenen Angaben den Kauf von weiteren niederländischen Zügen an, die nachträglich zu Nachtzügen umfunktioniert werden. Auch Konzepte für luxuriösere Waggons, die mehr an Hotelzimmer erinnern, seien in Planung.
Im TUI-City Express nach Prag gibt es bereits ein Privat-Abteil, das ein eigenes Waschbecken und persönlichen Stewardessen-Service beinhaltet. Alle Passagier:innen können als Service Frühstücksboxen dazubuchen.
Zwar bleibt das Angebot Nachtzug zunächst ein Nischenprojekt, von dem auch TUI nach eigenen Angaben keinen großen Gewinn eintreiben kann. Fakt ist jedoch, dass im City-Express nach Prag in der vergangenen Woche alle 700 Betten belegt waren.
Verschiedene europäische Betreiberfirmen investieren aktuell in neue Strecken, ab Dezember sollen beispielsweise Nachtzüge von Berlin nach Brüssel und Paris fahren. Auch von Berlin nach Budapest gibt es bereits einen Nachtzug einer ungarischen Firma, ebenso über Hamburg nach Stockholm mit einem schwedischen Anbieter. Mit dem Ausbau des Angebots in Deutschland könnte TUI also auf den richtigen Zug aufgesprungen sein.
