Es gibt Reisen, auf die freut man sich monatelang. Es fällt schwer an anderes zu denken, als die anstehenden Tage in der Sonne, am Strand, mit Souvlaki. Endlich runterkommen, durchatmen, abschalten.
Für Julie (Name geändert) und ihren Freund aus der Schweiz sollte es genau so ein Urlaub werden – auf der größten griechischen Insel Kreta.
Doch die Anreise artete zur Odyssee aus und der Urlaub wurde mehr Epos als Entspannungsreise.
Am Samstag, dem 24. Mai, hob der Condor-Flug DE1234 pünktlich in Zürich ab. Um 6:50 gestartet, machte sich der Flieger auf den Weg Richtung Urlaubsparadies Heraklion auf Kreta. Neben Julie und ihrem Freund saßen 135 weitere Passagiere und sechs Crewmitglieder in dem Airbus A320. Alles schien vorerst wie geplant zu laufen.
Etwa zwei Stunden später begann der Anflug auf Kreta. Doch auf der Insel tobte der Wind. So stark, dass Starts und Landungen kaum möglich waren. Der Pilot versuchte es trotzdem – und musste abbrechen. Neunmal kreiste das Flugzeug über der Küste, in der Hoffnung, dass sich die Winde beruhigen und so eine Landung möglich werden würde.
Dann gab die Crew auf: Umleitung nach Athen. Um 11:25 Uhr Ortszeit landete der Flieger dort zum Zwischenstopp. Ohne Aussteigen. Ohne Essen. Erstmal Abwarten.
Wenige Stunden später folgte der nächste Versuch, Kurs auf Kreta zu nehmen. Nach weiteren zehn Runden um die Insel: erneuter Abbruch. Dieses Mal ging es nach Kos – für zwei Stunden, dann weiter nach Thessaloniki. Ankunft: 18 Uhr Ortszeit. Zehn Stunden seit Abflug.
Die Passagiere, darunter auch Familien mit Kleinkindern, durften in Thessaloniki endlich aussteigen. Immer noch kein Ende in Sicht, wurden die Reisenden in Hotels untergebracht – die sie jedoch selbst zahlen mussten. Erst am nächsten Tag sollte erneut versucht werden, die beliebte Urlaubsinsel Kreta anzufliegen.
"Drei weitere gescheiterte Landeversuche in Heraklion, endlose Schleifen, alle haben sich übergeben", erzählt Julie laut "20 Minuten". Sie selbst sei sogar ohnmächtig geworden, "wir mussten ein Wasser regelrecht einfordern".
Am Sonntagmorgen, 25. Mai, um 9 Uhr Ortszeit startete die gleiche Maschine erneut. Aber in Heraklion war erneut keine Landung möglich. Wieder zurück nach Athen.
Dort wurde es endgültig absurd. Die Passagiere wurden vor zwei Optionen gestellt: aussteigen – ohne Gepäck – oder zurück nach Zürich. Julie entschied sich für Letzteres. Julie ist empört. Gegenüber "20 Minuten" berichtet sie:
32 Stunden nach Start landete Condor-Flug DE1234 wieder in Zürich. Wo alles begann.
Auf Anfrage von "20 Minuten" erklärt Condor, dass "aufgrund extremer Wetterbedingungen und starker Winde Starts und Landungen am Flughafen Heraklion nur eingeschränkt möglich waren." Man habe die Passagiere per E-Mail oder SMS informiert. Erfrischungen seien verteilt worden. Außerdem bittet die Airline alle Betroffenen, den Kundenservice zu kontaktieren – "zwecks möglicher Rückerstattungen".
Drei Tage später als eigentlich geplant, flog Julie mit Easyjet doch noch nach Kreta. Der Urlaub war damit nicht gerettet, aber zumindest begonnen. Dennoch machte das Flug-Dilemma es zu einem "albtraumhaften Wochenende."
