Auch auf Reisen durch Europa kann man einiges an kulturellen Erfahrungen sammeln. Ob die Siesta in Spanien, die Weinetikette in Frankreich oder die besondere Gastfreundschaft in Albanien, viele Gepflogenheiten sind im Ausland einfach anders.
Den wohl größten "Kulturschock" erleben deutsche Tourist:innen allerdings, wenn sie mit dem Auto reisen. Denn in den allermeisten Ländern in Europa gilt eine Mautpflicht. Dass man sich hier im Voraus genau mit den einzelnen Bestimmungen auseinandersetzen sollte, merken viele Italien-Urlauber:innen leider zu spät.
Problematisch ist beim Mautsystem in Italien zunächst einmal die spärliche Beschilderung der gebührenpflichtigen Straßen. Oft gibt es nur kleine Hinweisschilder, die auf die Mautpflicht hinweisen.
Da auf den allermeisten italienischen Straßen außerdem das sogenannte "Free-Flow-System" gilt, fällt den Reisenden selbst die fehlende Zahlung oft gar nicht aus. Seit Längerem gibt es kaum noch Mautstationen oder Kassen, an denen die Maut entrichtet wird. Stattdessen wird mit Kameras das Kennzeichen auf eine hinterlegte Zahlung überprüft.
Zusätzlich gibt es an den wenigen vorhandenen Mautstationen bestimmte Spuren mit dem Namen "Telepass", auf denen die Maut mit einem Gerät im Auto gezahlt wird. Aus Sicherheitsgründen öffnet die Schranke auch für Fahrzeuge ohne Gerät.
In jedem Fall sind die italienischen Behörden seit einiger Zeit besonders hinterher, die fehlende Zahlungen auch aus dem Ausland einzutreiben. "Allein bei der größten Autobahngesellschaft gab es vor fünf Jahren rund 50.000 Fälle, in denen deutsche Autofahrer die Maut nicht bezahlt haben. Der Schaden ist erheblich", begründet ein Anwalt gegenüber dem "Focus".
Entsprechend trudelt bei vielen Deutschen noch Wochen nach dem Urlaub ein Mahnschreiben vom italienischen Inkassobüro Nivi SpA ein, das zur Nachzahlung auffordert. Allerdings kommen dann auf die Mautgebühr meist um die 30 Euro für den zuständigen Anwalt obendrauf, die mit weiterem Verzug noch ansteigen können.
Am häufigsten erhalten Urlauber:innen solche Schreiben offenbar, weil sie an den Self-Service-Mautstationen mit Kreditkarte gezahlt haben. Die Automaten lehnen Karten oft ab, drucken allerdings trotzdem eine Quittung.
Nach der Zahlung lohnt es sich daher zu prüfen, ob auf dem Beleg "Mancato Pagamento" steht - das bedeutet fehlende Zahlung. Um unangenehme Post nach dem Urlaub zu vermeiden, sollte man so schnell wie möglich über ein Online-Formular die Nachzahlung anweisen.
Doch auch wenn der Brief vom Inkassobüro bereits angekommen ist, sollte man schnell handeln. Zum einen verjähren die Forderungen erst nach zehn Jahren, zum anderen kann die Zahlung am Ende sogar vor Gericht eingeklagt werden. Wenn man danach an Dolce vita denkt, dürfte sich das nicht mehr nach Urlaub anfühlen.