Urlaub an der Côte d'Azur – dabei denken die meisten wahrscheinlich an malerische Städtchen mit Blick auf das strahlend blaue Meer und die mediterrane Küche. Aber auch Luxus-Yachten, das glamouröse Filmfestival von Cannes und Stars, die ihren Sommer in südfranzösischen Villen verbringen, gehören zum Mythos der Region. An vielen Orten der Riviera ist das Publikum trotzdem gemischt.
Tourist:innen, die nicht das nötige Kleingeld mitbringen, können aber schnell auf einer schwarzen Liste landen – ohne überhaupt davon zu wissen. Diese Praxis wurde nun in einem Restaurant im Ferienort Saint Tropez aufgedeckt.
Das Personal in einem schicken Bistro hat Listen über seine Gäste angelegt und darin eingetragen, wer am meisten ausgibt – und wie viel Trinkgeld dagelassen wurde. Befinden die Angestellten des Lokals den Betrag als zu niedrig, sollen sie die Gäste aktiv daran gehindert haben, das Restaurant erneut zu besuchen.
Wenn die Gäste angerufen haben, um eine Reservierung vorzunehmen, sollen die Mitarbeitenden gesagt haben, dass das Restaurant schon voll sei und dass sie es in einem anderen Etablissement versuchten sollten. Das berichtet die Lokalzeitung "Var-Matin".
Ein Betreiber eines gehobenen Restaurants soll erklärt haben:
Mittlerweile herrschten an der französischen Riviera amerikanische Verhältnisse, was das Trinkgeld angeht. Die Situation ist anscheinend so gravierend, dass sich auch bereits die Bürgermeisterin von Saint Tropez, Sylvie Sire, eingeschaltet hat. Sie bezeichnet das Vorgehen der Restaurants als "Erpressung" und sogar "Gaunerei" und fordert ein hartes Durchgreifen.
Die "illegalen Praktiken" müssten sofort eingestellt werden. Es ist nicht erlaubt, Daten über die Trinkgelder und Ausgaben der Kund:innen zu erfassen, wenn diese es nicht wissen beziehungsweise der Datenerfassung nicht zugestimmt haben. Die somit "erzwungenen Trinkgelder" kämen laut Sire einer organisierten Erpressung gleich. Dies sei vom Wesen des Trinkgelds, das die Zufriedenheit der Kund:innen ausdrücken soll, weit entfernt.
Urlauber:innen haben bereits berichtet, dass Kellner:innen Trinkgelder von rund 20 Prozent erwarten, was deutlich über der Norm liegt. Dazu kommt, dass die Preise für das Essen und die Getränke in den beliebten Ferienorten astronomische Höhen angenommen haben. Auch Einheimische leiden darunter, dass Saint Tropez Jahr für Jahr teurer werde.