Wer auf die deutsche Filmgeschichte blickt, kommt an Wim Wenders nicht vorbei. Vor Kurzem feierte er seinen 80. Geburtstag, bis heute ist er als Regisseur aktiv.
Sein vielleicht bis heute schönstes Werk ist "Paris, Texas", das es ganz ohne schnelle Schnitte schafft, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Im Gegenteil macht das gemäßigte Erzähltempo hier erst den Zauber aus.
Nach vier Jahren Abwesenheit wird ein Mann namens Travis (Harry Dean Stanton) in der texanischen Wüste gefunden – schweigsam, verwirrt, emotional völlig abgeschottet. Sein Bruder holt ihn nach Los Angeles zurück, wo Travis langsam beginnt, sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Gemeinsam mit seinem kleinen Sohn, den er kaum kennt, begibt er sich auf eine Reise quer durch den Südwesten der USA – auf der Suche nach der Mutter des Jungen und nach Antworten auf die Frage, was einst ihre Familie auseinandergerissen hat.
"Paris, Texas" lebt von der Langsamkeit. Statt Handlungsspektakel gibt es Raum, Schweigen, lange Einstellungen. Der Film stellt Fragen nach Schuld, Vergebung und der Möglichkeit eines Neuanfangs, ohne sie einfach zu beantworten.
Gerade deshalb funktioniert er bis heute: Er lässt Platz für eigene Deutungen.
Der sonst oft als Nebendarsteller bekannte Harry Dean Stanton brilliert hier in seiner ersten großen Hauptrolle – mit kaum Dialog, aber enormer Präsenz. Seine Darstellung eines zerbrechlichen, innerlich zerrissenen Mannes ist zurückhaltend und doch zutiefst bewegend.
Auch Nastassja Kinski liefert einen emotional eindringlichen Auftritt, der bis heute als einer ihrer stärksten gilt.
"Paris, Texas" wurde 1984 bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Die Filmkritik lobt die atmosphärische Dichte, die zurückhaltende Inszenierung und die außergewöhnliche Kameraarbeit von Robby Müller.
Bei "Rotten Tomatoes" bringt es das Drama auf einen starken Wert von extrem starken 95 Prozent. Der Publikumsscore (93 Prozent) fällt nur geringfügig niedriger aus.
Arte zeigte "Paris, Texas" am 18. August zur Primetime um 20.15 Uhr. In der Mediathek des Senders kann der Film jetzt kostenlos gestreamt werden. Bei Amazon Prime ist er über den Channel Arthaus+ abrufbar, hier gibt es eine siebentägige kostenlose Testphase.