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"Das Kanu des Manitu": Bully Herbig zeigt, was er Stefan Raab voraus hat

Christian Tramitz und Michael "Bully" Herbig kehren gemeinsam auf die Leinwand zurück.
Christian Tramitz und Michael "Bully" Herbig kehren gemeinsam auf die Leinwand zurück.Bild: Herbx Film/Constantin Film/ Luis Zeno Kuhn
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Ich dachte, "Das Kanu des Manitu" ist der dümmste Film des Jahres – ich lag falsch

Alte weiße Männer und was sie sagen oder nicht sagen dürfen: Nun leistet auch Michael "Bully" Herbig seinen Beitrag, und dieser ist überraschend gelungen. Dabei hätte "Das Kanu des Manitu" leicht nach hinten losgehen können.
14.08.2025, 19:3114.08.2025, 19:32
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Ich habe mir zur Vorbereitung auf "Das Kanu des Manitu" noch einmal "Der Schuh des Manitu" angesehen. Und ich wüsste rein gar nichts Positives, das ich über Bullys Rekordfilm (11,7 Millionen Menschen waren im Kino) sagen könnte. Wie kann etwas nur so schlecht altern und warum hat jemals jemand darüber gelacht?

Frauen haben in diesem Film "große Glocken", aber kein einziger Witz einen doppelten Boden. Als Christian Tramitz kürzlich in einem "Playboy"-Interview äußerte, niemand habe jemals behauptet, dass Winnetouch – ein wandelndes Schwulen-Klischee – homosexuell sei, stieg die Vorfreude auf den neuen Film ebenfalls nur bedingt.

Umso größer ist jetzt die Überraschung. Bully hat mit "Das Kanu des Manitu" eine Fortsetzung geschaffen, die nicht nur nicht dumm, sondern sogar ein bisschen klug ist.

Die Herausforderung bei "Das Kanu des Manitu"

90er-Jahre-Humor in den 2020ern – ein Clash, an dem zuletzt Stefan Raab mit seinem TV-Comeback scheiterte. Nach einem starken Start bei RTL+ ging seine neue Show "Du gewinnst hier nicht die Million" später im linearen Fernsehen unter und wurde nach nicht einmal einem Jahr abgesetzt.

Dies lässt vermuten: Es ist nicht immer gut, sich treu zu bleiben. Raab tritt weiter nach unten und pickt sich die, aus seiner Perspektive, leichtesten Opfer heraus. Das prominenteste Beispiel: Ricarda Lang. Wenn ihr Name fällt, geht es immer nur um Äußerlichkeiten.

Nicht ganz so schlimm, aber für Raab irgendwie doch ein Bruder im Geiste ist natürlich Thomas Gottschalk. Er trat sogar bei "Wetten, dass..?" ab, weil er glaubt, im Fernsehen nicht mehr alles sagen zu dürfen.

(Was er eigentlich meint: Er darf natürlich alles sagen, er muss nur mit Gegenwind rechnen, was leider unangenehm ist.)

Und jetzt kommt eben Bully, der dem "Schuh des Manitu" ein Update verpassen wollte. Bereits 2019 bemerkte er in einem Gespräch mit der "Abendzeitung München", dass sich der Humor in den vergangenen 20 Jahren verändert habe und alle durch den Zeitgeist sensibler geworden seien.

Die große Frage war nur: Welche Konsequenzen zieht er daraus bei "Das Kanu des Manitu"?

Überraschende Wendung in "Das Kanu des Manitu"

Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder, Herbig bietet dem, was in rechten Kreisen gerne als "woker Wahnsinn" bezeichnet wird, die Stirn und dreht "Der Schuh des Manitu" quasi ein zweites Mal – oder er leistet einen Beitrag, der ein klein wenig differenzierter ist.

Am Ende hat er sich, zum Glück, für die zweite Option entschieden. Wenn seine Filmfigur Abahachi direkt in der ersten Szene darauf angesprochen wird, dass sein Blutsbruder ein alter, weißer Mann sei, greift er die Debatte direkt auf, kommentiert sie aber erst einmal nicht.

Umso spannender wird es im weiteren Verlauf des Films, zu dem ab hier Spoiler folgen.

Mehrmals mahnt Abahachi, er möchte nicht als "Indianer" bezeichnet werden. Dies führt beim Zuschauen zunächst zu der Vermutung, dass das Wort "Indianer" im Universum des Films jetzt auch augenzwinkernd "gecancelt" ist, doch dahinter steckt mehr.

Später stellt sich nämlich heraus, dass Abahachi und sein Bruder als Kinder adoptiert wurden, weshalb die Hauptfigur an ihrer Identität zweifelt. Am Ende wird Abahachi von seinem Stamm, der seine Zugehörigkeit sowieso nie in Frage gestellt hat, weiter akzeptiert.

Damit erhält "Das Kanu des Manitu" eine inklusive Botschaft: Familie bedeutet mehr als Blutsverwandtschaft, leicht lässt sich auch eine Anspielung auf die Migrationsdebatte erkennen.

Alte, weiße Männer: Bully ist jetzt "der Gute"

Nein, ein tiefgründiges Meisterwerk à la Ingmar Bergman wird "Das Kanu des Manitu" dadurch noch lange nicht, und damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Humor ist auch diesmal denkbar albern, nur Tiefschläge wie im ersten Film fehlen eben, und das ist ein wichtiges Detail.

Hinzukommen zumindest zaghaft emanzipatorische Ausrufezeichen wie zum Beispiel, dass es mit Jessica Schwarz eine toughe Bandenchefin gibt, die nicht auf ihr Äußeres reduziert wird.

Die andere Seite der Medaille ist das Risiko, das Bully mit dem Sequel eingeht. Wer am ersten Teil die "politisch unkorrekten" (oder einfach nur wirklich dummen) Witze geschätzt hat, dürfte jetzt enttäuscht werden, denn praktisch kein Gag in "Das Kanu des Manitu" hat das Potenzial zum großen Aufreger im Sommerloch.

Von vornherein war klar: Mit diesem Film konnte es Herbig nicht allen recht machen. Nun bleiben die auf der Strecke, die Witze über "große Glocken" hören möchten. Alle anderen dürften mit der Gesamtsituation ziemlich zufrieden sein.

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