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Flugangst kann belastend sein – was wirklich gegen Beklemmungen im Flieger hilft

Nicht wenige Deutsche leiden unter Flugangst. Wir verraten, was hilft.
Nicht wenige Deutsche leiden unter Flugangst. Wir verraten, was hilft. Bild: iStockphoto / globalmoments
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Panik, Atemnot und Übelkeit: Was tun bei Flugangst?

10.09.2023, 08:38
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Über den Wolken schweben, der Sonne entgegen und am besten noch unterwegs in den Urlaub zu einem Traumziel. Für viele Menschen verkörpern Flugzeuge und Fliegen ihr Fernweh nach fremden Orten, Abenteuer und Auszeit. Für manch andere ist die Vorstellung, in ein Flugzeug zu steigen, aber der reinste Horror.

Im vergangenen Jahr gaben im Rahmen einer YouGov-Umfrage rund zehn Prozent der Teilnehmer an, unter Flugangst zu leiden. Weitere sechs Prozent der Befragten sagten, dass sich ihre Flugangst beim Starten oder Landen des Flugzeugs bemerkbar mache.

Leider sind viele schöne Urlaubsziele weltweit nur oder viel besser mit dem Flugzeug erreichbar. Und obwohl es sowieso gut für die Umwelt ist, so selten wie möglich zu fliegen, ist die Aviophobie, wie die Flugangst genannt wird, für betroffene Menschen sehr belastend.

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Start und Landung sind für Menschen mit Flugangst oft am schlimmsten.Bild: iStockphoto / anyaberkut

Die Symptome einer Flugangst sind unterschiedlich schwer. Die Spannbreite reicht von einer leichten Nervosität oder Benommenheit bis hin zu extremen Angstzuständen und Panikattacken. Die Angst kann sogar so schlimm werden, dass die Betroffenen körperliche Beschwerden haben, denn das Stresshormon Adrenalin wirkt sich auf den gesamten Organismus aus.

Konkret kann sich die Aviophobie auf körperlicher Ebene äußern, als Herzklopfen oder -rasen, durch schnelle Atmung oder Hyperventilation, Kurzatmigkeit bis hin zur Atemnot, ein Engegefühl im Hals und in der Brust, Schweißausbrüche mit Hitzewallungen, Frösteln, Schwindel, Übelkeit oder Muskelverspannungen.

Die gute Nachricht: watson hat Tipps für dich, wie du gegen deine Flugangst kämpfen und womöglich doch mal mit dem Flieger verreisen kannst.

Fakten, Fakten, Fakten

Bei Ängsten helfen oft Fakten, denn gegen Logik kommt irrationales Denken nicht an. So ist das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel von allen – bei weitem sicherer als das Auto, in das wir uns fast jeden Tag setzen.

Laut ADAC kam es im Jahr 2022 innerhalb der EU zu keinem einzigen Unglück mit einer Passagiermaschine. Weltweit wurden zwar zwölf schwere Unglücke von Zivilmaschinen mit 205 Toten erfasst, doch die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, liegt bei dieser Quote im Jahr 2022 weltweit bei 1 zu über 15,6 Millionen. 2021 gab es dagegen 2,3 Millionen Tote im Straßenverkehr.

Oft helfen auch statistische Vergleiche, weil sie die Gefahr greifbarer machen: Was ist wahrscheinlicher, als bei einem Flugabsturz zu sterben? Relativ viele absurde Dinge: Es ist dreimal wahrscheinlicher, am Essen zu ersticken, als abzustürzen. Denn es gibt eine Chance von eins zu drei Millionen, dass du an deinem Essen erstickst. Oder aus dem Bett zu fallen und dabei zu sterben.

Gut zu wissen: Selbst wenn alle Triebwerke in einem Flugzeug ausfallen sollten, können immer noch etwa 200 Kilometer im Gleitflug zurückgelegt werden. Die Wahrscheinlichkeit, im Falle einer Bruchlandung zu überleben, liegen laut einer Statistik der US National Transportation Safety Board (NTSB) außerdem bei 95,7 Prozent. Und alle wichtigen Instrumente an Bord eines Flugzeuges sind zur Sicherheit zwei- bis dreimal vorhanden

Mit Fakten wie diesen kannst du dich während des Fluges immer wieder beruhigen. Es gibt auch viele Bücher zur Bauweise von Flugzeugen und der Piloten-Ausbildung sowie hilfreiche Websites zu dem Thema Flugangst.

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Stress vermeiden

Vermeide auf alle Fälle, bereits gestresst am Flughafen anzukommen und in den Flieger zu steigen. Nimm dir stattdessen morgens ausreichend Zeit für ein Frühstück – Essen beruhigt bekanntlich die Nerven – und die Anfahrt. So hast genug Zeit für die Orientierung, den Check-in und die Sicherheitskontrolle und kannst dich in der beängstigenden Situation einfinden.

Entspannungsübungen

Sowohl zur Vorbereitung auf den Flug, als auch während des Flugs kann es sehr hilfreich sein, Entspannungsübungen zu praktizieren. Das können beispielsweise angeleitete Meditationen auf deinem Handy sein, aber auch eine progressive Muskelentspannung. Die bewusste Entspannung einzelner Muskelpartien soll die Angst automatisch verringern. Vergiss nicht, dir vor dem Flug ausreichend Material herunterzuladen, damit du auch offline Zugriff auf deine Entspannungsübungen hast.

Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson ist ein Klassiker für Entspannung.
Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson ist ein Klassiker für Entspannung.Bild: iStockphoto / petrenkod

Außerdem immer wichtig und hilfreich bei Angstzuständen: die richtige Atmung. Atme so tief und langsam wie möglich in den Bauch hinein, bis du merkst, dass deine Anspannung nachlässt.

Ein positives Mindset ist ebenfalls wichtig: Versuche, mit deinem neuen Wissen über Flugzeuge, die negativen in positive Gedanken zu verwandeln. Wenn du beispielsweise die Flugzeug-Tragflächen schwingen siehst und denkst, sie brechen jeden Moment ab, hilft das Wissen: Gerade diese flexible Bauweise verhindert, dass die Flügel abbrechen.

Wellness über den Wolken

Gestalte dir deinen Flug so angenehm wie möglich. Wenn deine Flugangst auch mit einer Platzangst zusammenhängt, kann ein Sitz mit mehr Beinfreiheit helfen. Beispielsweise am Anfang der Reihe, am Gang oder am Notausgang. Außerdem ist es dort bequemer. Allerdings dürfen nur ausreichend junge und fitte Menschen am Notausgang sitzen. Zur Landung und zum Flug muss dort außerdem jedes Gepäck oben verstaut werden.

Pack dir am besten dein eigenes Kopf- oder Nackenkissen mit ins Flugzeug, warme Socken für die Füße, Cremes gegen die trockene Luft und außerdem entspannende Düfte. Lavendel beispielsweise wirkt äußerst beruhigend, Zitrusfrüchte heben die Stimmung. Auch CBD kann helfen, dass du dich physisch und mental entspannst.

Ablenkung gegen Ängste

Statt sich in Dauerschleife schlimme Gedanken zu machen, sich in seinen Ängsten zu suhlen und Horrorszenarien heraufzubeschwören, ist es viel besser, diese zu verdrängen. Denn durch die ständige Beschäftigung mit den eigenen Ängsten hält das Gehirn sie zunehmend für real und reagiert mit steigender Angst bis hin zur Panikattacke.

Stattdessen: Noise-Cancelling-Kopfhörer aufsetzen, lesen, einen Film schauen oder Podcast hören. Egal was, Hauptsache Ablenkung. Gerade bei Langstreckenflügen hast du oft das Glück, die neuesten Kinofilme gratis im Flieger anschauen zu können. Auch kann es helfen, die Mahlzeiten möglichst in die Länge zu ziehen oder sich mit einem interessanten Sitzpartner zu unterhalten. Offen mit deiner Flugangst umzugehen und sie auch der Crew und Sitznachbarn anzuvertrauen, wird dich ebenfalls beruhigen.

Die richtige Ernährung kann helfen

Du solltest nicht vergessen, auf dem Flug ausreichend zu trinken. Vermeide jedoch Alkohol! Was erst als logisches Hilfsmittel wirken mag, um sich zu entspannen, kann bei Menschen mit einer ernsthaften Phobie die Angst noch verstärken. Denn Alkohol fördert das Gefühl des Kontrollverlusts. Auch Kaffee solltest du meiden oder andere aufputschende Getränke wie Cola, denn sie könnten dich noch nervöser machen.

Professionelle Hilfe

Wenn die Aviophobie zu extrem oder belastend wird, können auch spezielle Seminare helfen. Viele Fluggesellschaften bieten diese für Menschen mit Flugangst an, zum Teil sogar mit einem abschließenden Testflug im Flugsimulator oder einem echten Flugzeug.

So abgefahren echt sieht ein Flugsimulator aus.
So abgefahren echt sieht ein Flugsimulator aus. Bild: iStockphoto / osheaphotography

Wenn nichts anders hilft: Auch eine Psychotherapie kann helfen, um die Flugangst in den Griff zu bekommen, vor allem die kognitive Verhaltenstherapie. Während dieser Therapie setzen sich Patient:innen mit Denkmustern auseinander, die ihre Angst auslösen oder verstärken. Danach hinterfragen sie zusammen mit dem oder der Therapeut:in falsche Denkmuster und ersetzen sie durch realistischere.

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