Eine Fischart, die als ausgestorben galt, ist in der Türkei wiederentdeckt worden. Forschende hatten zuletzt 2011 den bemerkenswerten, gefleckten Fisch wissenschaftlich dokumentiert und ihn danach aus den Augen verloren. Nun haben türkische Wissenschaftler:innen die seltene Art im Tigris bei einer Expedition erneut gesichtet.
Der auffällige Fisch, bekannt als Leopardenbarbe (Luciobarbus subquincunciatus), war einst im Flusssystem von Tigris und Euphrat verbreitet. Er kam in Gebieten der Osttürkei, Ostsyrien, Iran und Irak vor. Durch verschiedene Umstände wie Fischerei, Umweltverschmutzung oder Lebensraumzerstörung sowie durch den Bau von Staudämmen geriet der gefleckte Schwimmer jedoch zunehmend unter Druck.
Professor Cüneyt Kaya und Assistenzprofessor Münevver Oral von der Recep-Tayyip-Erdoğan-Universität machten es sich zur Aufgabe, den fast vergessenen Fisch wiederzufinden. "Es gibt nichts Schöneres als das Gefühl, wenn man feststellt, dass eine Art, die an den Rand des Aussterbens gedrängt wurde, trotz aller Widrigkeiten immer noch überlebt", sagte Kaya nach dem geglückten Fund gegenüber der Umweltorganisation "Rewild".
Um die Suche zu erleichtern, musste das Forscherteam seine Strategie anpassen: Die neun Staudämme im türkischen Teil des Tigris verändern das Wasserströmungsregime und kaltes Wasser wird flussabwärts abgelassen. Dies treibt viele Süßwasserfische in wärmere Gewässer, was die Suche erschwerte.
Die erhoffte Wiederentdeckung erfolgte schließlich durch einen Videoanruf des örtlichen Fischers Mehmet Ülkü. Er hatte einen 50 Zentimeter langen und zwei Kilogramm schweren Leopardenbarben gefangen und hielt ihn am Leben. Die beiden Forschenden machten sich sofort auf den Weg zu ihm.
"Wir haben alles stehen und liegen gelassen und wären bis ans Ende der Welt gegangen, um diesen Fisch, diese Legende, lebend in freier Wildbahn zu sehen", sagte Oral nach ihrer Ankunft beim Fischer Ülkü. Nachdem sie Fotos gemacht und Daten erhoben hatten, wurden die beiden Leopardbaren von der örtlichen Fischereiaufsicht sicher freigelassen.
"Um diese Art auch in Zukunft zu schützen, müssen wir andere Fischer aufklären", betonte Ülkü, der Fischer. Zudem erklärte er: "Wir alle müssen eine Rolle beim Schutz unseres unglaublichen Naturerbes spielen, und ich bin stolz darauf, dass ich mit meinen Fähigkeiten zur Wiederentdeckung der Leopardbarbe beitragen konnte."
Künftig wollen Kaya und Oral ihre Kolleg:innen mit Seminaren sensibilisieren und auf den Schutz des Tigris sowie seiner Artenvielfalt hinweisen. Sie hoffen, so weitere Informationen über mögliche Vorkommnisse der Leopardbarbe zu finden und deren Schutz gewährleisten zu können.
(jj)