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Bayern: Gericht kippt Regelung zur Tötung von Fischottern

Two Otters sitting together on a rock
Der Fischotter hat in Deutschland ein gespaltenes Image, vor allem wegen seiner Nahrungsgrundlage. Bild: Getty Images / Sarah Throckmorton
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Bayern: Gericht kippt Regelung zur Tötung von Fischottern

01.12.2023, 15:0401.12.2023, 15:04

Er ist ein Einzelgänger, unglaublich haarig und frisst am liebsten Fische, natürliche Feinde hat er kaum. In Europa findet man den Fischotter in beinahe allen Ländern, vor allem an mitteleuropäischen Flüssen fühlt er sich wohl.

Doch die Population der Fischotter hat in den vergangenen Jahren rapide abgenommen, denn der eigentliche "Feind" ist der Mensch selbst. In Mecklenburg-Vorpommern leben auf hundert Quadratkilometern laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nur noch knapp sechzehn Tiere, in Bayern sind es sogar nur sechs.

Mit einer neuen Regelung des Verwaltungsgerichts soll dem Schicksal der Mardertiere dort nun endgültig etwas entgegengesetzt werden.

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Gericht kippt Abschussregel für Fischotter in Bayern

Konkret ging es in der Entscheidung vom Donnerstag um zwei in der Oberpfalz und in Niederbayern gültige Verordnungen, in denen Ausnahmefälle für eine Tötung von Fischottern festgelegt waren. Seit August durften zuständige Jäger:innen dadurch eine festgelegte Anzahl an Tieren zum Schutz der Teichwirtschaft töten.

Die Verordnungen wurden vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof im Zuge eines Antrags der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nun für rechtswidrig erklärt. Demnach dürfe die Tötung von Fischottern lediglich ausnahmsweise nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) unter besonderen Voraussetzungen zugelassen werden.

Der Fischotter wird auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als potenziell gefährdete Tierart gelistet. Vor allem durch den menschlichen Einfluss auf die Natur wie etwa den Bau von Straßen werden dessen Lebensräume zerstört und die Population drastisch reduziert.

Bis ins 20. Jahrhundert wurde das Fell der Fischotter auch für Pelze verwendet. Mit Projekten zur Renaturierung der Gewässer versuchen Tierschützer:innen der Artenbedrohung seit einigen Jahren entgegenzuwirken.

Hintergrund der Regelung in Bayern war hingegen eine für viele in der Teichwirtschaft unliebsame Eigenheit der Fischotter. Durch ihre Nahrungsgrundlage – dem Fisch – minimieren die Tiere die Erträge in der Teichwirtschaft erheblich. "Gegner:innen" des Fischotters geben an, dass durch dessen Existenz auch die Biodiversität in den bewirtschafteten Gewässern sinkt. Pro Jahr frisst ein erwachsener Fischotter gerne bis zu 500 Kilogramm Fisch.

Fischotter hat in Deutschland gespaltenes Image

Der Deutsche Fischereiverband machte den Fischotter zuletzt unter anderem für die vielen bedrohten Fischbestände in Deutschland verantwortlich. Erneut wurde in diesem Zuge ein "Bestandsmanagement" zum Schutz heimischer Fischarten gefordert.

"Wir brauchen einen anderen Weg und andere Instrumente, die eine Koexistenz extensiver Fischzucht mit streng geschützten Arten im Gewässerumfeld möglich machen", erklärte hingegen Richard Mergner, Landesvorsitzender des bayerischen Naturschutzbunds, anschließend an das Urteil vom Donnerstag.

Ohne den Eilantrag der Umwelthilfe hätten bis zu 32 Fischotter jährlich getötet werden dürfen, auch tragende Weibchen wären betroffen gewesen. Das Gericht stellte in den Verordnungen allerdings einen Verstoß gegen geltendes EU-Recht fest. Das dürfte zumindest in Bayern einigen Ottern das Leben gerettet haben.

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