Fisch als Weihnachtsgericht an Heiligabend ist in vielen Ländern eine Tradition. Das liegt daran, dass Fisch in der Fastenzeit gegessen werden durfte, Fleisch aber nicht. Da früher das Fasten aber erst am 25. Dezember beendet wurde, war ein Fischgericht eine einfache Lösung, Heiligabend mit einem Festmahl zu begehen, ohne das Fasten vorzeitig zu brechen. Diese Tradition hat sich in Ländern wie Deutschland, aber auch Tschechien erhalten.
Der Unterschied zwischen den beiden Nachbarn: In Tschechien gehört es ebenfalls zur Weihnachtstradition, den Fisch für Weihnachten lebend zu kaufen. Traditionell wird dieser auf dem Markt oder im Supermarkt gekauft, in einer Plastiktüte nach Hause getragen und darf dann bis Weihnachten in der Badewanne schwimmen, bis er getötet und verspeist wird.
Dieser tschechische Brauch könnte nun verboten werden: Die Petition "Stimme für den Karpfen" hat genug Stimmen erhalten, um die Sněmovna, das tschechische Abgeordnetenhaus zu erreichen. Eine der fünf Regierungsparteien, die sozialliberale Piratenpartei, ist von dieser Idee überzeugt und hat bereits eine Novelle im Tierschutzgesetz vorbereitet. Dies berichtet die "SZ".
Wie zu erwarten, stößt diese Initiative jedoch auch auf Widerstand: Eine liebgewonnene Tradition gibt so manche:r nicht gerne auf. Deshalb lehnen bisher sowohl Abgeordnete aus anderen Regierungsparteien als auch aus der Opposition dieses Verbot ab.
Tierschützer kritisieren den Brauch, die Karpfen lebend zu verkaufen, schon lange. Die tschechische Tierschutzorganisation Obraz erklärte, für die Fische sei das alles großer Stress. Sie bemängeln unter anderem die Fischhaltung und den massenhaften Fang der Tiere aus den Zuchtteichen, bei dem den Karpfen teilweise auch Flossen abgerissen würden.
Auch der Transport und die Haltung in der Badewanne bedeuteten für die Tiere Stress und auch Schmerzen: Denn das zugesetzte Chlor im Leitungswasser erschwere den Tieren in der Badewanne das Atmen. So werde die Qual der Tiere verlängert, bevor sie endlich als Abendessen auf dem Herd landen. Auch sei ungewiss, ob ungeübte Köche den Karpfen beim Töten noch einmal unnötiges Leid zufügen würden.
Es geht der Initiative "Stimme für den Karpfen" nicht in erster Linie darum, den Tschech:innen generell ihren Karpfen an Heiligabend zu verbieten, sondern sie wollen vor allem die Tierquälerei beenden.
Die Initiative bekommt Unterstützung von der tschechischen Sektion der internationalen Organisation Compassion in World Farming. Diese startete eine Postkartenaktion mit dem Namen "Weihnachten für Karpfen": Dabei kann man aus drei Motiven wählen und die Postkarten mit der Karpfenrettungs-Botschaft einem Abgeordneten als E-Mail-Gruß schicken.
Wenn es nach der Tierschutzorganisation Obraz geht, wäre es allerdings am besten, gleich ein vegetarisches Weihnachtsmahl zuzubereiten. Sie verschenkt zu ihren Aktionen deshalb stets vegetarische Häppchen und verteilt Rezepte für ein karpfenfreies Heiligabend-Essen.