Die Erwärmung unseres Planeten durch die Klimakrise führt zu vielen unerwarteten Problemen: So kommt es nicht nur vermehrt zu Dürren, Bränden, Stürmen und Überschwemmungen. Auch exotische Krankheitserreger, die sonst nur in wärmeren Ländern vorkommen, breiten sich zunehmend in Europa aus.
Ein Beispiel dafür ist die Tigermücke. Sie kommt eigentlich in Südostasien vor und gilt dort als wichtigster Krankheitsüberträger. Denn ihre Opfer sind nicht nur Menschen, sondern sie ernähren sich auch von dem Blut von Säugetieren (Haustiere), Vögeln, Reptilien und Amphibien. Dadurch überträgt sie viele Krankheiten: Ein Stich der Tigermücke kann Dengue-, Chikungunya-, West-Nil- und Zika-Fieber auf den Menschen übertragen.
Die Tigermücke ist darüber hinaus sehr aggressiv und auch tagsüber aktiv. Inzwischen ebenfalls in Europa.
In der französischen Hauptstadt Paris wurde Ende August wegen einer Mückenplage ein großflächiger Bereich in der Stadt geräumt und abgesperrt. Danach wurden die Straßen mit giftigen Insektizid-Nebeln besprüht. Der Grund für diese Maßnahme ist die Sorge, dass sich die Tigermücke dort zu stark ausbreitet und die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet.
Tigermücken sind so gefährlich, weil sie mehrere Menschen während einer Blutmahlzeit stechen können. Denn diese Mückenart betreibt sogenannte Stechreihen. Sie sticht, saugt und fliegt weiter zu einer anderen Stelle oder einer anderen Person in der Nähe. Somit infiziert sie viele Menschen auf einmal.
In diesem Video erfährst du mehr über die Tigermücke und darüber, wie gefährdet wir in Deutschland bereits sind:
Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Universitätsklinikum Augsburg und bei Helmholtz Munich, findet Maßnahmen wie das Ausräuchern "durchaus effizient und gleichzeitig notwendig". In vielen südeuropäischen Städten werden diese Maßnahmen schon häufiger durchgeführt. Was manch eine:r vielleicht nicht weiß: Auch in Deutschland kommt die Tigermücke inzwischen "regelmäßig" vor, wie sie watson sagt.
In Bayern wurde die Tigermücke bereits 2020 gesichtet. Die Stadt Fürth schaffte es inzwischen jedoch erfolgreich, die Population einzudämmen. Die Biologin Silke Göttler sagt zu "BR24": "Als wir angefangen haben, haben wir in einem Fangbeutel über 20 Tigermücken gehabt, heute habe ich in diesem Fangbeutel eine Tigermücke – man sieht schon, dass es deutlich zurückgegangen ist." Alle zwei Wochen kontrolliert sie in Hecken und Büschen ihre Mückenfallen.
Während im Zeitraum 2007 bis 2013 überwiegend Einzelexemplare der Tigermücke gefunden worden seien, würden mittlerweile in den Sommermonaten auch größere Populationen nachgewiesen, berichtet die Umweltmedizinerin Traidl-Hoffmann. Jedoch müsse man einen wichtigen Punkt unterscheiden:
Ein geringeres Risiko, das in Zukunft ansteigen könnte: So "weisen die zunehmenden Nachweise der Asiatischen Tigermücke in Deutschland darauf hin, dass sich die Stechmücke auch hierzulande etablieren und ausbreiten kann." Auf Grund der Tatsache, dass auch die Anzahl der importierten Dengue- und Chikungunya-Fälle massiv zugenommen hätten, sei auch schon jetzt "das Auftreten von Aedes albopictus als potenzielles Risiko für die menschliche Gesundheit in Deutschland einzustufen".
Der Kampf gegen die Tigermücke wird wohl von Dauer sein: Städtische Schädlingsbekämpfer kontrollieren in Fürth regelmäßig Abwasserschächte nach Mückenlarven und geben ein Mittel zur biologischen Schädlingsbekämpfung hinzu: "Diese Bakterien bilden Eiweiße, die selektiv und effizient Mückenlarven abtöten und andere Organismen weitgehend unbeschadet lassen", erklärt Traidl-Hofmann. Die bakteriellen Eiweiß-Toxine seien im Vergleich zu chemischen Insektiziden umweltverträglicher und besonders für den Einsatz durch die Bevölkerung geeignet.
Die Umweltmedizinerin bestätigt jedoch, dass wir uns an das Zusammenleben mit der Tigermücke gewöhnen werden müssen. Ihr Plädoyer ist trotzdem:
Auch man selbst kann helfen, die Ausbreitung der Tigermücke zu unterbinden. So empfiehlt die Professorin für Umweltmedizin, im eigenen Garten Brutstätten zu vermeiden: Heißt konkret, kleine Wasseransammlungen auf dem Balkon, im Hof oder Garten wie Vogeltränken und Regenfässer zu vermeiden oder regelmäßig einmal die Woche zu entleeren.
Traidl-Hoffman fordert: "Bei jeder 'Umweltsanierung', muss die Bevölkerung einbezogen werden. Und hier geht es dann vorwiegend um die Beseitigung aller unnötigen Gefäße, in denen sich Regenwasser ansammeln kann und die dann als potenzielle Bruststätten für die Larven der Mücken dienen können."
Um sich selbst vor Mückenstichen zu schützen, sollte man auf altbewährte Tipps setzen: Helle, lockere und vor allem lange Kleidung tragen, Fliegengitter vor den Fenstern installieren oder unter dem Moskitonetzschlafen und Mückenspray auftragen. Diese überdecken den menschlichen Geruch für einige Stunden und schützen so vor Stechmücken, sind jedoch nicht ganz unbedenklich für die Umwelt. Natürliche Alternativen dazu sind unter anderem ätherische Öle aus Zitrusfrüchten, Lavendel, Eukalyptus oder Zedernholz.
Eine neue Studie der Virginia Tech aus dem Mai 2023, veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Current Biology", zeigt, dass auch die Wahl der richtigen Seife beim Duschen Mücken abschreckt: Den Geruch von Kokosnuss oder Mandeln mögen die Insekten laut der Studie überhaupt nicht. Blumige Düfte, wie der von Veilchen, oder fruchtige, zum Beispiel Ananas, locken Mücken dagegen sogar an.