
Apfelbäume: "Mit Abstand die meistgepflanzten Kernobstbäume".Bild: www.imago-images.de / bLightpoet
Klima & Umwelt
Apfel, Birne und Co.: Kernobst aus dem eigenen Garten ist der Traum vieler Hobbygärtner. Doch extreme Wetterereignisse führen zu Herausforderungen im Anbau. Müssen wir um unser Lieblingsobst fürchten?
28.09.2020, 13:3628.09.2020, 13:36
Jahrhundertelang prägten Obstbäume das
Landschaftsbild in Deutschland. Unter locker über die Landschaft
verteilten hochstämmigen Obstbäumen bildeten sich in Wiesen und
Hecken artenreiche Biotope. Doch dieser Anblick hat sich gewandelt
unter dem Preisdruck des Marktes und den hohen Qualitätsansprüchen
der Verbraucher. Er ist Obstplantagen gewichen, in denen kleine,
leicht zu beerntende Bäume im Spalier aufgereiht sind.
Das Alte Land, die Niederelberegion zwischen Hamburg und Cuxhaven,
ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Im
Esteburg Obstbauzentrum Jork haben sich mehrere Institutionen
zusammengetan, um den Erwerbsobstbau mit Forschung, Beratung, Aus-
und Weiterbildung zu unterstützen.
Höhere Temperaturen führen zu früherer Blütezeit
"Die Auswirkungen des Klimawandels verändert den Obstanbau
schleichend", sagt Institutsleiter Karsten Klopp. Anhand von
langjährigen Wetterdaten haben die Experten festgestellt, dass die
Durchschnittstemperatur im Alten Land seit 1975 um 1.5 Grad gestiegen
ist. Die Apfelbäume reagieren darauf mit einer verfrühten Blüte. Das
heißt, sie blühen nicht mehr wie bisher im Mai, sondern schon im
April.
"Problematisch ist dies, wenn es dann nochmal zu kalten Nächten kommt
und die empfindlichen aufgebrochenen Knospen durch Frost zerstört
werden", erklärt Klopp. Die Vegetationszeit geht zudem nicht nur
früher los, sondern dauert auch länger. "Und zwar bis in den November
hinein", fügt Henryk Flachowsky, Leiter des Julius-Kühn-Fachinstituts
für Züchtungsforschung, hinzu.

Der der Apfelbaum zu früh blüht, kann der nächtliche Frost die Knospen beschädigen.Bild: www.imago-images.de / Eibner-Pressefoto/EXPA/Feichter
Im Unterschied zu vor 20 bis 30 Jahren würden die länger reifenden
Sorten wie der Braeburn jetzt besser reif. "Dem Hollsteiner Cox wird
es hingegen in Norddeutschland allmählich zu heiß", erklärt Klopp.
Die veränderten Bedingungen werfen somit altes Wissen über den Haufen
und erfordern Anpassung und Experimentierfreudigkeit in Anbau und
Pflege.
Mehr Insekten durch Wetterextreme
Die Unvorhersehbarkeit von Starkregen, Frost, Hagel und
Trockenperioden machen es den Obstbauern nicht leicht. Hinzu kommt,
dass die Wärme die Ausbreitung von Insekten und Pilzen begünstigt.
"Schädlinge reagieren mit einer neuen Dynamik, verstärktem Wachstum
und schnelleren Generationenfolgen", sagt Klopp. Ohne menschlichen
Eingriff ist die schmackhafte Frucht da schnell von Larven bevölkert
oder von Pilzen durchzogen.
Auch am Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für
Kulturpflanzen in Dresden-Pillnitz, wird deshalb an Obstbäumen
geforscht. "Unser Ziel ist es obstgenetische Ressourcen zu erhalten
und gleichzeitig neue Sorten zu züchten, die mit den sich ändernden
Bedingungen klarkommen", sagt Flachowsky.
Apfelbaum: Noch immer beliebt bei Hobbygärtnern
Im heimischen Garten wird der Apfelbaum trotz aller Unwägbarkeiten
weiterhin viel und gern gepflanzt. "Apfelbäume sind mit Abstand die
meistgepflanzten Kernobstbäume in deutschen Gärten, gefolgt von
Birne, Quitte und Mispel", weiß Johannes Schmitt von der
Obstbaumschule Schmitt aus dem bayerischen Poxdorf. Das
Sortenspektrum ist hier, laut dem Obstbaumexperten, im Gegensatz zum
kommerziellen Anbau noch weit gefächert.
Schmitt sieht im Hobbygartenbereich bisher keine Notwendigkeit das
Sortenspektrum zu überdenken. Für notwendig hält er hingegen
Veränderungen in der Veredelung. Wer einen Obstbaum kauft, erhält
eigentlich zwei Bäume unterschiedlicher Sorte in einem: Die Wurzeln
stammen von einem Baum, der veredelt wurde, sie bilden die Unterlage.
Stamm, Krone und Früchte stammen von einem anderen Baum und bestimmen
die gewünschte Sorte. Die Wahl der passenden Unterlage wird aufgrund
trockener Jahre immer entscheidender.
"Die Wuchsstärke muss erhöht werden, denn der Baum braucht ein
größeres Wurzelvolumen, um Wasser aus tieferen Regionen besser
erschließen zu können", sagt Schmitt. Flachowsky bestätigt dies: Ist
ein Baum gut im Boden verankert, kommt er laut des Experten auch mit
wochenlangen Trockenperioden gut zurecht.

Den Äpfeln im eigenen Garten beim Wachsen zusehen kann eine echte Freude sein.Bild: www.imago-images.de / Fritz Rupenkamp
Ressourcen sparen für die Zukunft
Des Weiteren rät Flachowsky die Baumscheiden sauber zu halten und
nach Möglichkeit mit Rasenschnitt und Hackschnitzeln abzudecken, um
der Verdunstung mit Wasser entgegenzuwirken. Wasser ist im deutschen
Obstanbau bisher kein begrenzender Faktor. Schmitt plädiert jedoch zu
einem nachhaltigen Ressourcenumgang. "Bei der gezielten Wässerung
durch Bewässerungssäcke mit Tropfvorrichtungen, die über den Tag
verteilt Wasser an die Baumscheide abgeben, geht kein Tropfen
ungenutzt verloren", betont der Experte.
Schutz vor zu hoher Sonneneinstrahlung und einem Sonnenbrand der
Früchte bietet der passende Standort im Halbschatten. "Kleinere Bäume
können mit Planen abgedeckt werden", erklärt Schmitt. Auch um die
Bäume gegen Frühjahrsfröste zu schützen, gibt es verschiedene
Möglichkeiten. "In der Nähe des Baumes platzierte Gartenfackeln oder
Feuerschalen schützen vor kalten Nächten. Bei kleinen Bäumen reicht
ein über die Krone geworfener Flies", sagt Schmitt. Auch eine
Frostschutzberegnung mit dem Gartensprenger hält er für sinnvoll.
(lau/dpa)
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